Der britische Rundfunksender BBC setzte sie 2023 auf die Liste der 100 einflussreichsten Frauen der Welt: Michelle Obama, frühere First Lady der USA, gelernte Rechtsanwältin, Absolventin der Eliteunis Princeton und Harvard. Am 17. Januar wird sie 60 Jahre alt. In den USA ist sie eine "Celebrity" wie einst ihre entfernte Vorgängerin Jacqueline Kennedy.

"Mädchen von der South Side und ehemalige First Lady. Ehefrau, Mutter, Hundeliebhaberin" und immer bereit, jemanden zu umarmen - so stellt sich Obama selbst auf Instagram vor. Sie stricke gerne. "South Side" ist der Wohnbezirk im Süden der Millionenstadt Chicago, wo Michelle Robinson mit ihrem Bruder Craig aufgewachsen ist. Südseite steht für Arbeiterklasse und Bodenständigkeit, und es steht auch für Rassenspannungen, wie sie zahlreiche Innenstädte in den USA in den 1960er Jahren durchmachten.

Die weiße Bevölkerung ging damals in die Vorstädte, Schwarze zogen ein. In ihrem ersten Kindergartenjahr 1969 seien die Kinder aus unterschiedlichen ethnischen Hintergründen gekommen, schrieb Obama in ihrer Autobiografie "Becoming: Meine Geschichte" (2018). Das Foto ihrer 5. Klasse hingegen zeigt fast ausschließlich schwarze Kinder. Michelles Vater Fraser Robinson arbeitete für das städtische Wasserwerk, Mutter Marian versorgte die Familie. Das Apartment sei bescheiden gewesen, mit "abgenutzten Teppichen", steht in "Becoming". Die Eltern nahmen Darlehen auf, um Craig und Michelles Studiengebühren zu bezahlen, erzählte Marian Robinson im Magazin "Essence".

Michelle Obama und ihr Verhältnis zu Frauen

Ihren 50. Geburtstag hat Michelle Obama dann im Weißen Haus gefeiert. Mit dabei waren Popstars wie Beyoncé, Stevie Wonder und John Legend, die damalige Co-Chefin von Facebook, Sheryl Sandberg, und Basketball-Legende Magic Johnson. Das Mädchen von der South Side war ganz oben gelandet.
Es brachen neue Zeiten an, als die Obamas 2009 ins Weiße Haus einzogen. Der demokratische US-Präsident Barack und seine Frau waren schwarz, jung, sportlich, smart, cool. Das konservative Amerika wollte sich nie an das erste schwarze Ehepaar im Weißen Haus gewöhnen. Michelle aber hatte trotzdem einen großen Fanclub, laut Umfragen war sie zeitweilig beliebter als ihr Ehemann.

Die Obamas mit ihren Töchtern Malia und Sasha, bei Amtsantritt zehn und sieben Jahre alt, wirkten "normal" und ohne Drama. Michelle agierte als Frau ohne Allüren, die von gesunder Ernährung sprach, einen Gemüsegarten anlegte am Weißen Haus und zum Sport aufrief. Bei manchen Auftritten trug sie schicke Outfits, die sich viele Frauen leisten könnten.

Ihr Buch "Becoming" sei in den ersten 15 Tagen auf dem Markt in Nordamerika mehr als zwei Millionen mal verkauft werden, hat der Verlag Penguin Random House mitgeteilt. Es wurde ein Weltbestseller.

Sie erzähle die Geschichte eines "gewöhnlichen Menschen", der auf eine außerordentliche Reise geraten sei, schrieb Obama. Sie lernte Barack 1989 in der Anwaltskanzlei kennen, in der sie beschäftigt war; er kam als Praktikant.

Michelle und Barack Obama und das Weiße Haus

Acht Jahre lang lebten sie im Weißen Haus, ohne Happy End freilich: Barack und Michelle Obama mussten 2021 Donald und Melania Trumps Einzug erleben, das "Gegenteil von dem, was wir repräsentiert haben", sagte Obama in ihrem Podcast "The Light Podcast". Sie habe damals geweint.

Heute bewohnen die Obamas eine Villa im exklusiven Kalorama-Viertel in der Hauptstadt Washington und besitzen laut einer Immobilienwebseite ein mehr als elf Millionen Dollar teures Luxusanwesen in Martha's Vineyard an der Atlantikküste von Massachusetts, wo die oberen Zehntausend Urlaub machen. Das Vermögen der Obamas wird auf rund 70 Millionen Dollar geschätzt.

Die Einnahmen stammen von Buchhonoraren, Vorträgen und Medienprojekten. 2018 haben Barack und Michelle Obama die Produktionsfirma Higher Ground Productions gegründet. Sie hat an die 20 Filme produziert, unter anderem für das Medienunternehmen Netflix. Es ist eine bunte Palette: von einer Serie über Arbeiten in den USA ("American Factory") über eine zu den Nationalparks bis zu "Descendants", einem Dokumentarfilm über die Nachkommen der letzten Afrikaner, die 1860 auf dem Schoner "Clotilda" als Sklaven in die USA verschleppt worden sind.

Seit der Zeit im Weißen Haus hat Michelle Obama mehrere "politische" Reden gehalten, etwa 2016 für die Demokratin Hillary Clinton beim Wahlkampf gegen Trump. Gelegentlich taucht ihr Name bei Spekulationen um die US-Präsidentenwahl im November auf. Die frühere First Lady ist außerordentlich beliebt. Obama hat allerdings versichert, sie werde nie für ein hohes Amt kandidieren.

Ihr Weg geht anscheinend eher nach innen, wie sie in ihrem zweiten Bestseller "Das Licht in uns: Halt finden in unsicheren Zeiten" (2022) darstellt. Es ist ein persönlich gehaltenes Selbsthilfebuch. Wenn man sein "inneres Licht" entdecke, finde man die Kraft, dieses zu nutzen, schreibt sie: für sich selbst und für andere Menschen.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden