Mehr Tempo beim Klimaschutz: Mit einem Klimagesetz, millionenschweren Investitionen und mehr Fachkräften soll die bayerische evangelische Landeskirche bis 2035 CO2-neutral werden. Bislang hätten aber noch nicht alle der 1.536 Gemeinden "die Brisanz des Themas für das Gemeindeleben" erkannt, sagte der landeskirchliche Umweltbeauftragte Wolfgang Schürger im Gespräch mit dem Sonntagsblatt zum Welttag der Umwelt (5. Juni).

Energiesparen auch aus finanziellen Gründen

Derzeit seien 200 Gemeinden mit dem Siegel des kirchlichen Umweltmanagements, dem "Grünen Gockel", ausgezeichnet. Weitere 110 Gemeinden setzten mit dem Energiemanagement die kleinere Version des Gockels um. Für die restlichen 80 Prozent der Gemeinden sei zumindest das Energiemanagement künftig ein Muss, allein schon aus finanziellen Erwägungen:

"Wer jetzt nichts tut, dem laufen aufgrund der steigenden CO2-Abgaben bald die Betriebskosten aus dem Ruder."

Das 2019 beschlossene Klimaschutzkonzept der Landeskirche hatte eine CO2-Reduzierung um 80 Prozent bis 2050 angepeilt. Auf ihrer Tagung im Herbst 2021 stimmten die Synodalen einem Antrag zu, die Klimaziele in einem eigenen Gesetz festzuschreiben. Das ist mit einer Verschärfung der ursprünglichen Vorgaben verknüpft, denn ebenfalls im November 2021 hatte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) beschlossen, dass alle EKD-Gliedkirchen - als auch Bayern - bis 2035 klimaneutral wirtschaften sollen.

Sondervermögen Klimaschutz

Kern des Klimagesetzes müsse ein "Sondervermögen Klimaschutz" sein, sagte Schürger. Konkrete Zahlen wollte der Umweltbeauftragte nicht nennen. Klar sei aber, dass die Landeskirche und ihre Gemeinden bis 2035 einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag investieren müssten, um rund die Hälfte ihrer Immobilien energetisch zu sanieren - "und zwar jährlich".

Deshalb seien die Themen Klimaschutz und Immobilien auch eng miteinander verzahnt: "Wir ertüchtigen nur die Gebäude, die wir angesichts des Mitgliederrückgangs in Zukunft noch wirklich brauchen", betonte Schürger. Weil das Gesetz Auswirkungen auf die Finanzen der Landeskirche habe, sei mit seiner Einführung frühestens zur Haushaltssynode im Herbst 2023 zu rechnen.

Klimakoordinator zur Unterstützung Ehrenamtlicher

Eine weitere Säule im Klimagesetz müsse die personelle Verstärkung sowohl in den Regionen als auch im Landeskirchenamt in München sein. Die Umweltarbeit müsse dort von der nachgeordneten Dienststelle zur Stabsstelle werden, die direkt mit den Abteilungen zusammenarbeite, forderte Schürger.

Um die ehrenamtlichen Umweltbeauftragten in den Gemeinden und Dekanaten optimal zu unterstützen, solle zudem jeder der zehn kirchlichen Verwaltungsverbünde in Bayern einen zusätzlichen Klimakoordinator bekommen. "Diese Person soll den Bewusstseinswandel anstoßen, die Transformation begleiten und die Verwaltungen für Klimafragen fit machen", erläuterte Schürger. Der Bund fördere solche Personalkosten derzeit für vier Jahre zu 80 Prozent.

Klimagesetz soll Klarheit schaffen

Von einem Klimagesetz erhofft sich der Umweltbeauftragte eine höhere Verbindlichkeit und mehr Klarheit für Verwaltungen und Gemeinden. "Es ist schwerer, einem Gesetz nicht zu folgen, als einer Verordnung", sagte Schürger. Sanktionen erfolgten aber nur indirekt:

"Alle Zuschussanträge an die Landeskirche werden künftig auf das Klimaziel hin überprüft."

Wer sich nicht damit befasse, gehe leer aus.