Der Klimabericht des IPCC ist ein Reality Check für die Politik und jede*n von uns. Die Frage ist nur, ob wir uns dieser Realität stellen möchten, oder lieber später in einem noch größeren Albtraum aufwachen werden.

Am Montag Mittag wurde der aktuellste Klimabericht der IPCC vorgestellt. Er zeigt den aktuellen Stand der Klimaerwärmung und die Auswirkungen auf die Menschen, die Natur und die Biodiversität. Viele der angesprochenen Probleme sind bekannt: fossile Brennstoffe, Wasserknappheit, Aussterben der Arten und die Ärmsten der Welt zahlen den Preis für das Verhalten der Menschen im globalen Norden.

Täglich grüßt der Klimawandel

Langsam habe ich das Gefühl, dass ich seit über 20 Jahren in einer Endlosschleife festhänge. Schon als ich Ende der 1990er in die Grundschule kam, war das Thema Kohleausstieg Teil in meinem Heimat- und Sachkunde-Unterricht. Mein Lateinlehrer auf dem Gymnasium sagte Anfang der 2000er, dass in wenigen Jahren Kriege um Wasser geführt werden würden. Wären meine Lehrer mal lieber Politiker*innen geworden…

Der Weltklimarat ist sich sicher: Das Zeitfenster, in dem wir noch Handlungsspielraum haben, wird immer kleiner. Auch das Ausmaß  der Klimaerwärmung ist größer als bisher angenommen. Aber: wir können noch handeln.

Ah, da ist wieder die Endlosschleife. Auch diese Aussage habe ich schon so oft gehört, dass ich mir fast vorkomme wie Phil Connors im Film "Täglich grüßt das Murmeltier". Verstehen Sie mich nicht falsch, die Berichte des IPCC sind wichtig und steter Tropfen höhlt den Stein, die Frage ist nur: Wie lange hält der Stein, bevor er vor der nächsten Flut weggeschwemmt wird? Wir brauchen den Reality Check, der uns auf den aktuellen Stand bringt und Möglichkeiten aufzeigt, denn die gibt es.

Kurzsichtigkeit der Politik

Wir wissen, was wir tun müssen und tun können. Durch die Sachstandsberichte wissen auch Regierungen und Politiker*innen, was sie tun müssen. Denn wenn wir jetzt nichts tun, wird uns das Ganze teuer zu stehen kommen und zwar viel teurer als jedes Ticket der Deutschen Bahn.

Auch das ist seit Jahren bekannt und genau deswegen bin ich wütend. Eine einzelne Person kann nur begrenzt etwas erreichen. Es macht mich wütend, dass die Kosten immer noch auf den Schultern einzelner Menschen lastet, obwohl wir alle es besser wissen.

Entscheider*innen sind kurzsichtig, wollen sich bei Wähler*innen oder Großkonzernen nicht unbeliebt machen, wollen sie nicht zu sehr belasten und lassen es stattdessen die jüngeren Generationen ausbaden, weil die können ja noch nicht an die Wahlurne. Stattdessen tragen sie lieber den Planeten und die Natur zu Grabe, weil es der Weg des geringsten Widerstands ist.

Aus Ärger Taten werden lassen

In dieser Endlosschleife fühle ich mich hilflos und ich bin wütend. UN-Generalsekretär António Guterres sagte auf der Pressekonferenz am Montag, dass auch er wütend sei. Und dass es an der Zeit ist, diesen Ärger in Taten umzusetzen. Ich möchte, dass Entscheider*innen genauso wütend werden wie er und ich.

Wenn Daten, Fakten und ein Reality Check nichts helfen, vielleicht hilft Wut, damit endlich die Einsicht kommt: Wenn wir jetzt nicht handeln, dann wird es ein böses Erwachen geben. Eines lässt sich aus dem Bericht des IPCC herauslesen: das Erwachen ist gar nicht so weit entfernt, wie es den Anschein hat.