Ochsenfurt, Würzburg (epd). Das Curata-Haus "Fuchsenmühle" in Ochsenfurt bei Würzburg wird Ende April wegen Insolvenz geschlossen. Einer, dem die Folgen der Betriebspleite der privaten Pflegegruppe auf die Füße fallen, ist Alexander Schraml. Der promovierte Jurist ist Vorstand des Kommunalunternehmens des Landkreises Würzburg (KU), das in einer gemeinnützigen GmbH selbst Pflegeheime betreibt. In örtlichen Medien wurde das KU als möglicher neuer Betreiber der "Fuchsenmühle" gehandelt. Doch das sei eher unwahrscheinlich, sagte Schraml dem Evangelischen Pressedienst (epd).

In der 1995 eröffneten Einrichtung vor den Toren Ochsenfurts leben derzeit 63 Personen. "Ob eine Übernahme und Fortführung des Heimes durch einen anderen Träger möglich ist, erscheint zweifelhaft. Viele Bewohnerinnen und Bewohner haben sich schon einen neuen Heimplatz gesucht, viele Arbeitnehmer haben sich erfolgreich wegbeworben", berichtete der Vorsitzende des Bundesverbandes der kommunalen Senioren- und Behinderteneinrichtungen (BKSB).

Eine der zahlungsunfähigen Gesellschaften der Gruppe ist die Curata Care Holding. Daneben stehen mehrere Service- und Betreibergesellschaften unter vorläufiger Eigenverwaltung. "Die Arbeiten am Restrukturierungssplan laufen auf Hochtouren", sagte Anke Sostmann von der von Curata beauftragten Kommunikationsagentur Feldhoff & Cie.

Für Einrichtungen, deren Schließung anstehe, würden alternative Pflegeplätze gesucht. "Dazu wird auch mit anderen Trägern gesprochen." Ziel sei die umfassende Sanierung der Curata Gruppe als Ganzes. Sostmann rechnet mit dem Abschluss des Insolvenzverfahrens bis Ende Juni. Vier Einrichtungen würden geschlossen: Ochsenfurt, Visselhövede, Bad Soden Salmünster und Eberbach nahe Heidelberg: "Details zu weiteren Einrichtungen lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen."

Seit dem 6. Januar steht eine Erklärung für die wirtschaftlichen Nöte der Gruppe mit ihren 40 Einrichtungen und verschachtelten Strukturen auf der Internetseite. Aufhorchen lässt die Begründung des Konzerns mit Sitz in Berlin für die Insolvenz. Zu lesen ist von Auswirkungen der Corona-Pandemie, stark gestiegenen Energiekosten und allgemeinen Preissteigerungen. Verschärft worden sei die Situation durch den Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal, der dazu führe, "dass wirtschaftlich notwendige Belegungsquoten teilweise nicht erreicht werden können".

Dass es dazu kam, überrascht Experten nicht. Die wirtschaftliche Lage der Pflegeheime hat sich seit Jahren - und längst vor Corona - deutlich zugespitzt. Das zeigt der Blick in den "Pflegeheim Rating Report 2022". Rund 20 Prozent lagen demnach 2019 im "roten Bereich" mit erhöhter Insolvenzgefahr, gut 26 Prozent schrieben einen Verlust.

Weitgehend unbeachtet kommt es immer wieder zu Pleiten einzelner Pflegeheime - nicht bei kommerziellen Trägern. Gerade das DRK war davon wiederholt betroffen: So musste die DRK Bremen Pflege GmbH 2022 Insolvenz beantragen, ebenso die DRK Ostwestfalen-Lippe Soziales Wohnen gGmbH. Das gleiche Schicksal ereilte im Vorjahr die Pflege und Service GmbH des DRK in Goslar. Im November vergangenen Jahres meldete ein diakonisches Haus in Bremen Insolvenz an.

Jetzt wird auch diskutiert, ob die kommerzialisierte Pflege noch das Konzept der Zukunft sein soll. Doch mit weitergehenden Forderungen zur Trägerstruktur melden sich nur wenige Organisationen zu Wort. So wollten sich der Deutsche Pflegerat und der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland auf epd-Anfrage zur Curata-Pleite nicht äußern.

Anders die Gewerkschaft ver.di: "Nicht zum ersten Mal zeigt sich: Die Orientierung auf den größtmöglichen Gewinn und eine gute Gesundheitsversorgung passen nicht zusammen", sagte Vorstandsmitglied Sylvia Bühler. Für sie gehört das ganze Finanzierungs- und Zulassungssystem der stationären Pflege auf den Prüfstand: "Versorgungsverträge sollten nur noch mit gemeinnützigen beziehungsweise kommunalen Pflegeeinrichtungen geschlossen werden."

Auch KU-Vorstand Schraml hält das für sinnvoll: "Pflegeheime werden zu einem nicht unerheblichen Teil aus Pflegepflichtbeiträgen oder über staatliche Zuschüsse der Investitionskostenförderung finanziert. Dieses Geld muss zugunsten der Pflegebedürftigen im System bleiben und darf nicht an Private ausgeschüttet werden."