Der bayerische Landkreistag begrüßt die gelockerten Vorschriften in der Kinderbetreuung im Freistaat. Dass nun bei Betreuungsquoten, der Qualifizierung des Kita-Personals oder dem Bildungsauftrag Abstriche gemacht werden dürfen, sei der richtige Schritt der Sozialministerin gewesen, sagte Landkreistags-Präsident Thomas Karmasin (CSU) am Montag. Aufgrund des Fachkräftemangels herrsche in vielen bayerischen Kitas mittlerweile ein Notstand, der schnelles Handeln nötig gemacht habe.

Die Situation erfordere leider solche kurzfristigen, pragmatischen Maßnahmen, sagte der Landrat von Fürstenfeldbruck: "Ansonsten werden Gruppen weiter geschlossen, Betreuungszeiten reduziert und im schlimmsten Fall Kindern bis zur Einschulung ein Kita-Platz komplett vorenthalten." Natürlich setze man sich für größtmögliche Qualität und pädagogisch hochwertige Entwicklung der Kinder ein. "Wenn aber keine Fachkräfte mehr da sind, um unsere Kinder zu betreuen, läuft ein Festhalten am Fachkräftegebot ins Leere", sagte Karmasin.

Entscheidend sei in diesen schwierigen Zeiten nicht, "was wir uns alle wünschen, sondern was wir gemeinsam schnell bewältigen".

Vergangene Woche hatte Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) angekündigt, dass die Betreuungsstandards in bayerischen Kitas in bestimmten Fällen gelockert werden können. So dürfen Träger mittels der sogenannten "Experimentierklausel" aus dem Bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz (BayKiBiG) in einem befristeten Modellprojekt kurzfristig mehr Kinder in den bayerischen Kitas unterbringen.

Die Klausel gibt gewisse Freiheiten, um in Einrichtungen zusätzliche Plätze zu schaffen. So sollen etwa "Einstiegsgruppen" ermöglicht werden, in denen Kinder bis vier Jahre einen Platz bekommen können, bevor sie in eine reguläre Gruppe kommen; in diesen Gruppen sind laut Scharf Abstriche beim Bildungsauftrag erlaubt und keine Fachkräfte zur Betreuung nötig. Kritiker warnten daraufhin vor Qualitätseinbußen und einer "Masse statt Klasse"-Lösung.