Schweinfurt (epd). Die drei großen Wohlfahrtsverbände Diakonie, Caritas und Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Unterfranken schlagen wegen eines unmittelbar bevorstehenden Pflegenotstands Alarm. Auslöser dafür seien impfunwillige Mitarbeitende, die der Pflege wegen der einrichtungsbezogenen Impfpflicht den Rücken kehrten, heißt es in einem offenen Brief der Verbände an die Bundestagsabgeordneten der Region vom Montag. Man werde pflegebedürftige Menschen bereits "in wenigen Tagen" nicht mehr "verantwortungsvoll und professionell" versorgen können, hieß es.

"Die ersten Kündigungen" von impfunwilligen Mitarbeitenden lägen vor, diese suchten sich nun neue Arbeitsplätze, an denen keine Impfpflicht bestehe. "Die von uns nachdrücklich geforderte allgemeine Impfpflicht würde diese Entwicklung unterbinden", heißt es in dem Brief. Schon über die Feiertage werde es zu Lücken im Dienstplan kommen. Welche Auswirkungen die Kündigungen auf die noch verbleibenden geimpften Mitarbeitenden habe, sei "nicht überschaubar". Man beabsichtige noch in dieser Woche "Überlastungsanzeige gegenüber den Pflegekassen zu stellen".

Die Überlastungsanzeige in der Pflege nach Paragraf 150, Absatz 1 Sozialgesetzbuch XI wird auch Entlastungsanzeige oder Gefährdungsanzeige genannt. Sie kann von Arbeitnehmern oder Trägern gestellt werden und dokumentiert damit jeweils an die übergeordneten Ebenen, dass die gesetzlich geforderten Qualitätsstandards in der Pflege tatsächlich oder möglicherweise nicht mehr eingehalten werden können. Im Offenen Brief heißt es, dass bereits jetzt freiwerdende Pflegeplätze in stationären und ambulanten Diensten nicht neu vergeben werden könnten.

Den vom Schweinfurter Diakonie-Geschäftsführer Pfarrer Jochen Keßler-Rosa verfassten Brief haben auch AWO-Bezirksgeschäftsführer Martin Ulses und Sonja Schwab, Abteilungsleiterin Soziale Dienste beim Würzburger Caritas-Diözesanverband, unterschrieben. Die Verbände merken ergänzend an, dass sie bei ihren Mitarbeitern "sehr für das Impfen geworben" und auch selbst Impfangebote gemacht hätten. In manchen Einrichtungen habe man deshalb eine "relativ hohe Impfquote", in anderen jedoch teilweise auch nur eine Mitarbeiter-Impfquote von 70 Prozent.