Altar, Ambo, Taufbecken und Orgel: Alles steht noch am selben Platz wie früher. Nur die Kirchenbänke in der Mitte des neun Meter hohen Rundbaus sind verschwunden. Stattdessen ist eine Wohnzimmerlandschaft mit Fernseher, Couch und Esstisch entstanden. Vorne lädt eine offene Küche mit Barhockern zum Zusammensitzen ein. Und hinter der Wohntrennwand steht ein Doppelbett - mit Blick auf den Altar.

Seit mehr als fünf Jahren finden in der Lukaskirche keine Gottesdienste mehr statt. Die niederbayerische Kirchengemeinde Kelheim-Saal konnte sich keine vier Kirchen für die etwa 3000 Evangelischen mehr leisten. Im Oktober 2016 wurde die Rundkirche des bedeutenden Architekten und Kirchenbauers Olaf Andreas Gulbransson schließlich entwidmet. Im Februar 2021 kaufte Architekt Günther Wilhelm aus dem schwäbischen Gempfing das Gebäude samt Gemeinderäumen und Pfarrwohnung für eine halbe Million Euro, sanierte es und baute es um.

Es sind drei Ferienwohnungen entstanden 

Gepachtet und mit stylischen Möbeln bestückt hat den ehemaligen Kirchenbau nun Patrick König. Der 27-Jährige ist Systemverwalter in Regensburg. Dass sich daraus etwas machen lässt, habe er gleich gesehen, sagt er: "Die Kirche ist schlicht und schön - nicht mit Gold verziert, eben typisch evangelisch." Erst wollte er nur den ehemaligen Kirchenraum pachten, jetzt hat er auch die anderen beiden Gebäudeteile dazu genommen und umgestaltet. Es sind drei Ferienwohnungen mit Übernachtungsplätzen für insgesamt 26 Personen entstanden.

König schwärmt von der außergewöhnlichen Atmosphäre seiner Ferienwohnungen. Betreten Gäste den Raum, sei die erste Reaktion "meistens ein 'Wow'", sagt er. Die Urlauber fänden die offene Rundhalle "richtig toll". Mit dazu beitragen würden auch die vom Münchner Kunstmaler Hugo Distler gestalteten Buntglasfenster. "Wenn da das Sonnenlicht durch die Fenster fällt, sieht das richtig magisch aus."

Die Nachfrage ist groß: Der Münchner Raum dominiert 

Mit der neuen Nutzung einverstanden ist auch die evangelische Kirchengemeinde. "Das ist sehr positiv, dass der Käufer das Gebäude in eine zukunftsfähige Nutzung überführen konnte", sagt Pfarrer Armin Kübler. Dass inzwischen ein Grammofon auf dem Altar steht, mag zwar für manchen befremdlich sein, sagt er. "Aber es ist ja doch keine Kirche mehr." Eine interessante Erfahrung könne es dennoch sein, in einer ehemaligen Kirche eine Nacht zu verbringen, meint der Pfarrer. "Dass es jetzt eine Event-Location ist, damit habe ich nicht wirklich ein Problem."

Die Nachfrage ist laut Pächter groß. Die meisten reisten als Gruppe an. Es seien Familien oder Freunde, die sich sonst selten sehen und nun im Altmühltal zusammenfinden, erläutert König. Die meisten Buchungen kämen aus München. Es gebe auch Gäste aus dem evangelischen Umfeld, wie eine 15-köpfige Gruppe aus Regensburg, die sich jetzt angemeldet habe.

Und so führt das ehemalige Gotteshaus doch wieder Menschen auf vielfältige Weise zusammen. Das Einzige, was Pfarrer Kübler bedauert, ist, dass die Kirchengemeinde das Taufbecken nicht mitnehmen konnte. Es hätte in der Kelheimer Stadtkirche St. Matthäus weiterverwendet werden können. "Damit wäre wenigstens eine gewisse liturgische Kontinuität gewahrt gewesen", sagt Kübler. Das aber hatte das Denkmalamt aus Gründen des Bestandschutzes untersagt.