Neben der heiligen Familie gehören zur Grundausstattung einer Krippe Ochs und Esel. Dabei werden in der Weihnachtsgeschichte gar keine Tiere erwähnt, im Lukasevangelium ist lediglich von einer Krippe die Rede.

Esel sind etwas Besonderes

"Esel waren die ersten Karawanentiere", sagt Andreas Striezel, einer der Vorstände der Interessengemeinschaft für Esel- und Mulifreunde (IGEM) in Nordbayern. Noch vor den Kamelen hätten Esel die Menschen befähigt, über längere Strecken in sehr trockenen Regionen Waren zu transportieren, sagt er.

"Insofern hatten Esel für den Menschen schon immer eine ganz besondere Bedeutung."

So wird der Esel in den Zehn Geboten genannt: "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Rind, Esel, noch alles, was dein Nächster hat." Ebenfalls im zweiten Buch Mose wird zum ersten Mal erwähnt, dass alle männlichen Erstgeburten Gott geopfert werden müssen. Ausnahmen gibt es nur für Menschen - und Esel. Sie können, weil sie so wertvoll sind, durch das stellvertretende Opfern eines Schafes ausgelöst werden.

Esel sind schlau

Dass der Esel im Gegensatz zu seinem Ruf ein sehr schlaues Tier ist, zeigt eine Geschichte aus dem Alten Testament. Nachdem das Volk Israel aus Ägypten geflohen ist, lagert es im Jordantal. Das sehen die Ortsansässigen gar nicht gern und schicken den Seher Bileam los, um Israel zu verfluchen.

Dreimal stellt sich ihm unterwegs ein Engel in den Weg, den Bileams Eselin im Unterschied zu ihrem Reiter sehen kann und dem sie ausweicht. In dem Glauben, sie wäre störrisch, schlägt Bileam die Eselin. Schließlich beginnt sie zu sprechen und fragt ihn, ob sie jemals so mit ihrem Reiter umgegangen sei. Kleinlaut verneint Bileam und erkennt in diesem Moment den Engel und seinen Irrtum.

Starauftritt mit Jesus

Einen Starauftritt hat der Vierbeiner dann, als Jesus zu Pessach auf einem Esel nach Jerusalem reitet. Er erfüllt damit eine Prophezeiung aus dem Alten Testament: "Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, dem Fohlen einer Eselin".

Statt auf einem Pferd, das für Reichtum und Krieg steht, kommt Jesus also auf einem genügsamen Esel daher. Keine Rede von Eigenschaften wie Sturheit oder Arbeitsverweigerung, die den Eseln heutzutage gerne mal angehängt werden.

"Die brauchen einfach etwas länger zum Nachdenken",

beschreibt es Andreas Striezel, der auch Tierarzt ist, "und dafür muss man ihnen die Zeit geben." Wird der Esel gedrängt oder gestresst, wird er dagegen schnell bockig.

Reiten auf Eseln? Besser nicht

Aus Sicht des Tierschutzes würde Striezel heute davon abraten, als erwachsener Mensch auf einem Esel zu reiten. Die Lasttiere sollen, um gesund zu bleiben, höchstens 20 Prozent ihres eigenen Gewichts auf dem Rücken tragen.

"Damals waren Esel eben Nutztiere. Bei uns haben sie mittlerweile einen anderen Stellenwert, weswegen wir darauf achten, was sie auch wirklich tragen können."

Die Faszination für Esel macht der Tierarzt einerseits an ihrem "Plüschigen, Felligen, den langen Ohren und dem interessierten Blick" fest. Und auch an ihrer stoischen Ruhe und Offenheit, mit der sie auf die Menschen zugehen.