Vor elf Jahren wurde in der evangelischen Kita St. Paul erstmals ein Märchen-Theater von Eltern aufgeführt. Wie kam es dazu?

Angela Leupold: Der Elternbeirat hatte die Idee, zur internen Weihnachtsfeier für die Kinder ein kleines Theaterstück aufzuführen. Damals haben wir "Hänsel und Gretel" aufgeführt, mit Musik aus der bekannten Kinderoper von Engelbert Humperdinck und mit einem Lebkuchenhaus aus Pappe. Das Ganze ist von Jahr zu Jahr ein Stück gewachsen, bereits im zweiten Jahr kam selbst komponierte Musik dazu, später dann professionelle Bühnentechnik und so weiter. Irgendwann wurden die Aufführungen "öffentlich", so dass nicht nur die Kinder aus der Kita St. Paul zuschauen konnten. Das Besondere ist, dass wir immer noch alles selbst machen: Musik, Kulissen, Kostüme - nur mittlerweile auf professionellem Niveau.

Sie komponieren, texten, inszenieren also - wie kommen Ihnen die Ideen für die Stücke und woher können Sie das eigentlich?

Leupold: Ich bin ausgebildete Sängerin und Schauspielerin, ich komme also aus diesem Bereich. Theaterstücke geschrieben und komponiert habe ich bereits als Schülerin. Meist fängt es mit einem einzelnen Lied an, einer Idee oder Melodie, die ich zu einer bestimmten Märchenszene oder Stimmung habe. Dann packt mich der Schaffensdrang und ich schreibe viele Songs in kurzer Zeit. Das Stück zu den Liedern schreibe ich oft erst, wenn es auch aufgeführt werden soll. Das hat den Vorteil, dass ich die Rollen meinen Mitspielern auf den Leib schreiben kann.

Wo sehen Sie die Berührungspunkte zwischen den Inhalten der Märchen und dem Aufführungsort - einer kirchlichen Kita?

Leopold: Märchen und Musik sind wichtig für die kindliche Entwicklung, deshalb sind sie auch Bestandteil des Bildungsplans. Ich würde sogar noch weiter gehen. Meiner Erfahrung nach tun Märchen sowohl Kindern als auch Erwachsenen gut, sie können Wegweiser sein in schwierigen Zeiten, sie lassen uns an das Gute glauben und vermitteln, was zum Menschsein dazugehört. Für mich haben Märchen viele Schichten, sie können von außen betrachtet werden und einfach unterhalten, aber je länger man sich mit ihnen befasst, je tiefer man sich auf sie einlässt, desto mehr persönliche Wahrheiten kann man finden. Sie sprechen in ihrer Bildhaftigkeit einen Bereich an, der sonst in unserer Gesellschaft oft ausgeklammert wird: den seelischen. Das spürt auch unser Publikum, was unseren kleinen und großen Fans immer wieder anzumerken ist.