Omas und Opas, Onkel und Tanten, die alten Schulfreundinnen, die Nachbarn und die Kumpels aus dem Volleyballverein: Wer während der Corona-Pandemie geheiratet hat, musste auf all diese Gäste verzichten. Geheiratet werden konnte nur im ganz kleinen Kreis, später waren Feiern draußen und unter bestimmten Auflagen wieder möglich. Hat sich dadurch ein Trend zu kleineren Hochzeiten entwickelt? Wie sieht es in diesem Jahr aus?

"Ich würde sagen, wir sind bei der Größe der Feiern wieder auf dem Stand der Vor-Corona-Zeit", sagt Pfarrerin Sibylle Stargalla von der Segen.Servicestelle der bayerischen evangelischen Landeskirche. "Es gibt Paare, die machen wieder eine ganz große Feier, andere heiraten im kleinen Rahmen." Die Gesellschaft sei heute so individualisiert, dass es ganz unterschiedliche Vorstellungen gebe. 

"Es ist kein Tabu mehr, keine 100 Gäste einzuladen."

Was Stargalla aber feststellt: Mittlerweile trauten sich mehr Paare, klein zu feiern. "Es ist kein Tabu mehr, keine 100 Gäste einzuladen." Es gebe ein Bedürfnis nach Einfachheit, darauf, keinen großen Aufwand mit Hochzeitskleid oder -torte zu betreiben, sondern die Hochzeit auf das Wesentliche zu beschränken: den Segen. Deshalb sei die Aktion "Einfach heiraten" der bayerischen Landeskirche, bei der man sich am 24. April in über 40 Kirchen spontan kirchlich trauen oder einen Segen abholen konnte, auch so gut angenommen worden, glaubt Stargalla. Rund 630 Paare nutzten das Angebot. "Damit liegen wir im Trend."

"Die Paare schauen im Moment mehr aufs Geld als in den letzten Jahren"

Den Wunsch, sich bei einer Hochzeit "auf das Wesentliche zu konzentrieren", sieht auch Sarah Hämmerle bei "ihren" Paaren. Die junge Frau arbeitet seit ein paar Jahren im Nebenerwerb als Hochzeitsplanerin in der Region Bodensee-Oberschwaben. Die meisten Paare, die sie betreut, laden zwischen 60 und 80 Gästen ein. Bei ihrer ersten Hochzeit in dieser Saison kommen sogar nur 40 Menschen. "Bei kleineren Feiern kann man mit jedem Gast mehr Zeit verbringen", sagt Hämmerle. Außerdem habe man für die einzelnen Posten mehr Geld zur Verfügung, zum Beispiel für gutes Essen. Die Kosten seien sicher aktuell ein Argument für kleinere Feiern. "Die Paare schauen im Moment mehr aufs Geld als in den letzten Jahren", bemerkt Hämmerle.

Das bestätigt auch Ralf Schulze vom Veranstalter der "TrauDich!"-Hochzeitsmessen. Das teils stagnierende Einkommen und die steigenden Kosten, etwa für Energie, würden sich in diesem Jahr eher "bremsend" auf das Budget der Hochzeitspaare auswirken, so Schulze. Nicht wenige Paare würden mit kleineren Gesellschaften von maximal 50 Personen planen. Diese seien nicht nur günstiger, sondern hätten auch einen geringeren Planungsaufwand und seien eben "persönlicher". 

Paare sollten sich von Anfang an überlegen: Was ist mir wichtig bei der Hochzeitsfeier?

Im Vergleich zu 2019 seien die Kosten für eine Feier um 30, eher sogar um 50 Prozent gestiegen, sagt Andreas Schubert, Gründer der Catering-Firma "Event to rent". "Rohstoffe, Warenbeschaffung, Energie, Personal, Mehrwertsteuer – alles ist teurer geworden." Seit 15 Jahren richtet Schubert mit seiner Firma Hochzeiten im Großraum München aus. Er arbeite eher "im hochpreisigen Bereich", sagt Schubert. Die meisten Hochzeiten, für die er angefragt wird, haben zwischen 60 und 130 Gästen.

Schubert rät Paaren, sich von Anfang an gut zu überlegen, wieviel Geld sie ausgeben wollen und können und was ihnen wichtig ist: Liveband oder Spotify-Playlist? Sechs-Gang-Menü mit regionalem Essen oder kaltes Büfett? Traumlocation oder Gartenfest? "Viele Paare verzetteln sich da", weiß Schubert aus Erfahrung.

"Das Wichtigste ist eine saubere Budgetplanung."

Erst danach sollte man schauen: Wieviele Menschen kann ich mit meinem Budget überhaupt einladen? 

Für 2024 hat Schubert nur halb so viele Buchungen für Hochzeiten wie normalerweise. Das habe mehrere Gründe, sagt er: In Jahren mit Fußball-Großereignissen, wie der Europameisterschaft, gebe es generell weniger Hochzeiten, "weil die Mädels dann Angst haben, dass die Jungs unterm Tisch Fußball schauen." Außerdem habe es 2022 und 2023 einen starken Nachholeffekt gegeben, durch die Hochzeitsfeiern, die 2020 und 2021 wegen Corona abgesagt werden mussten. Dieser Effekt sei nun vorbei. 

Und dann seien die Menschen eben in einer Habachtstellung "was wirtschaftlich passiert", glaubt Schubert. Für 2025 hat er dagegen schon viele Buchungen. "Die Leute sagen sich, wir heiraten in diesem Jahr standesamtlich und machen nächstes Jahr die große Feier. Bis dahin sparen wir dann nochmal 5000 Euro mehr an."
 

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