Die Gewerkschaft ver.di ruft unter dem Motto "Wir sind die Brückenbauer* innen in dieser Gesellschaft" am Montag (2. Mai 200) Mitarbeitende in der Sozialarbeit zu einem bundesweiten Streik- und Aktionstag auf. Anlass seien die Tarifauseinandersetzungen mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände, wie ver.di mitteilte. Der soziale Bereich habe das Alleinstellungsmerkmal, dass die Mitarbeitenden "sehr häufig das Wohl der Menschen, für die sie sich einsetzen, weit vor ihr eigenes stellen", so Gewerkschaftssekretärin Sigrid Ebel.

Mitarbeitende von fördern und wohnen sind von Anfang an dabei, wenn Geflüchtete aus der Ukraine in Hamburg ankommen, so Ebel. Sie seien ein wichtiger Teil der Fürsorge, wenngleich sie "nicht so sichtbar" wie Stadtreinigung oder Rettungsdienst sind. Angesichts dieser Tatsache, sei es unverständlich, "dass sie jetzt für die Wertschätzung ihrer Arbeit auf die Straße gehen müssen".

Bundesweit wird am 2. Mai in Jugendämtern, Beratungsstellen, Jugendhäusern, in der Straßensozialarbeit, in Kliniken und vielen anderen sozialen Diensten die Arbeit niedergelegt.

Kundgebungen in Bayern

Zum "Tag der Arbeit" am 1. Mai haben sich die Gewerkschaften an verschiedenen Städten in Bayern bei Kundgebungen zu Wort gemeldet. Bayerns IG Metall-Bezirksleiter Johannes Horn warnte angesichts des Ukraine-Krieges vor einer neuen Aufrüstungsspirale. Jedes souveräne Land wie die Ukraine habe ein Recht auf Selbstverteidigung und die Europäer seien in der Pflicht, der Ukraine zu helfen, sagte er bei der Kundgebung in Augsburg laut einer Mitteilung von IG-Metall. Aber der Krieg fordere auch dazu heraus, inne zu halten, abzuwägen und die Konsequenz des eigenen Handelns zu durchdenken.

Ukraine-Krieg: Warnung vor Aufrüstungsspirale

Eine gerechte und gewaltfreie Gesellschaft erreiche man nicht allein mit militärischen Mitteln. "Wer Frieden will, muss Diplomatie betreiben, die internationale Zusammenarbeit und das Völkerrecht stärken, muss den Klimawandel bekämpfen und für soziale Sicherheit und Bildungschancen aller Menschen eintreten."

Verena Di Pasquale, stellvertretende Vorsitzende des DGB Bayern, forderte in ihrer Rede auf dem Neupfarrplatz in Regensburg mehr Unterstützung für Rentnerinnen und Rentner. Aktuell sei in Bayern jeder fünfte ältere Mensch ab 65 Jahren armutsgefährdet, heißt es in einer Mitteilung des DGB. Daher sei es gut, dass die Rentenerhöhung im Westen in diesem Jahr 5,35 Prozent betrage. Mit Blick auf die aktuelle Inflationsrate reiche das jedoch nicht aus. Und bei der Energiepreispauschale gingen Rentner leer aus. Doch auch sie bräuchten Unterstützung, forderte Pasquale.

DGB Bayern warnt vor Armutsgefährdung

In seiner Rede auf dem Nürnberger Kornmarkt kritisierte der Vorsitzende des DGB Bayern, Bernhard Stiedl, Arbeitgeber, die sich einem fairen Wettbewerb durch Tarifflucht entziehen. Dies sei "ein Skandal der modernen Arbeitswelt". Betriebe sollten durch ihre Produkte konkurrieren und ihr Geschäftsmodell nicht auf schlecht bezahlter Arbeit aufbauen, so Stiedl.

Kritik an Automaten-Supermärkten

Kritik an den Öffnungszeiten von Automaten-Supermärkten hat der Leiter des bayerischen Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt der Evangelischen Landeskirche (kda), Johannes Rehm, geübt. Er forderte, dass auch Läden ohne Verkaufspersonal die verfassungsrechtliche Sonntags- und Feiertagsruhe achten müssten und sprach sich gegen eine Aufhebung des Ladenschlusses aus. In Bayern entstehen derzeit kleine Supermärkte mit vollem Sortiment ohne Verkäuferin oder Verkäufer. Kunden scannen ihre Ware selbst und bezahlen per Karte.

Es sei zwar wichtig, das es in kleinen bayerischen Ortschaften wieder eine funktionierende Nahversorgung gebe, erklärte Rehm, "aber dafür müssen wir nicht den Ladenschluss und die Sonntagsruhe über Bord werfen". Aus Sicht des kda Bayern würden mehr Öffnungszeiten keine Mehrumsätze bringen. Schon heute hätten die meisten Supermärkte von sieben bis 20 Uhr geöffnet.

Beim Schutz des Sonntags gehe es nicht nur um die Minimierung von Sonntagsarbeit, sondern auch um die Ruhe des Tages an sich, erklärte der kda-Leiter. Auch der Einkaufsbetrieb rund um digitale Supermärkte störe die Sonntagsruhe." Der Tag bekomme einen "werktäglichen Charakter". Der 1. Mai, der in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt, sei ein guter Anlass, einmal daran zu erinnern, wie segensreich und wertvoll der Ruhetag für die Arbeitswelt und die Gesellschaft insgesamt ist, sagte Rehm.

Arbeit soll Segen für Menschen sein

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, betonte die Errungenschaft der Arbeiterbewegung. "Sie erinnert uns als Kirche daran, dass wir uns auch unter den Bedingungen einer digital-globalisierten 'New Work' für menschenwürdige, nachhaltige Arbeitsbedingungen einsetzen", erklärte der leitende Geistliche in seinem Online-Blog.

Arbeit werde dort "zum Segen, wo sich die biblische Verheißung erfüllt, dass Menschen von ihrer Hände Arbeit leben können und Sinn und Erfüllung in ihrer Tätigkeit finden", unterstrich Latzel. Dazu gehörten menschenwürdige Arbeitsbedingungen, faire Löhne, arbeitsfreie Zeiten der Erholung und Besinnung.

Arbeit werde aber dort zum Fluch, "wo die Schöpfung zerstört oder Menschen ausgebeutet und krank werden", schreib der Präses weiter. So gebe es im Niedriglohnsektor "ausbeuterische Arbeitsverhältnisse". Aber auch in gut qualifizierten Akademiker-Stellen fänden sich "zum Teil Arbeitsverdichtungen und Leistungsdruck, die Menschen körperlich wie seelisch ausbrennen".

Tag der Arbeit

Der 1. Mai ist der In­ter­na­tio­na­le Tag der Ar­beit, der Tag, an dem Be­schäf­tig­te ge­mein­sam auf ih­re For­de­run­gen auf­merk­sam ma­chen.

Traditionell stehen dann die Forderungen der Arbeiterinnen und Arbeiter im Mittelpunkt politischer Demonstrationen, etwa nach geregelten Arbeitszeiten, nach Krankenversicherung, Lohnfortzahlung oder Urlaub.

Der Bundeszentrale für Politische Bildung zufolge haben die Demonstrationen seit Jahren rückläufige Zahlen: Folgten 1960 in Berlin noch 750.000 Menschen dem Demonstrationsaufruf, so nahmen 2019 an der offiziellen Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) vor dem Brandenburger Tor nur 13.000 Menschen teil. Im Jahr 2020 fanden aufgrund der Corona-Pandemie erstmals seit der Gründung des Gewerkschaftsbundes im Jahr 1949 keine großen Mai-Kundgebungen auf den Straßen statt. Stattdessen verlagerten die Gewerkschaften ihren Protest ins Netz.

Tag der Arbeit: Ursprung im "Moving Day" in den USA

Seinen Ursprung hat der "Tag der Arbeit" in den USA. Dort war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts der 1. Mai der Stichtag, zu dem viele Arbeitsverträge endeten oder neu abgeschlossen wurden. An diesem so genannten "Moving Day" mussten viele Menschen ihre Arbeitsstelle und ihren Wohnort wechseln.