Vor der Fußball-Weltmeisterschaft der Männer in Katar beklagt Amnesty International anhaltende Ausbeutung von Arbeiterinnen und Arbeitern in dem Golfstaat. Katar müsse unter anderem Zwangsarbeit beenden, Todesfälle untersuchen, Gewerkschaften zulassen und zusammen mit dem Weltfußballverband Fifa einen Entschädigungsfonds einrichten, forderte die Menschenrechtsorganisation am Donnerstag bei der Vorstellung eines Berichts zur Lage von Arbeitsmigranten.

Fortschritte reichen nicht aus

Obwohl Katar in den vergangenen fünf Jahren wichtige Fortschritte bei der Umsetzung von Rechten gemacht habe, sei es ganz offensichtlich, dass dies nicht ausreiche, erklärte Amnesty-Expertin Katja Müller-Fahlbusch.

"Tausende Arbeitsmigrantinnen und -migranten befinden sich wegen legaler Schlupflöcher und unzureichender Reformumsetzungen immer noch in der allzu bekannten Spirale von Ausbeutung und Missbrauch."

Viele müssten unter Bedingungen arbeiten, die teilweise Zwangsarbeit gleichkämen. Nach wie vor ungeklärt seien auch Tausende von Todesfällen in der Arbeiterschaft, die sich teils auf WM-Baustellen zugetragen hätten.

Rechte von Arbeitsmigrant*innen stärken

Bislang hätten sich weder Katar noch die Fifa zu einer Entschädigung von Arbeitsmigranten geäußert, geschweige den dazu bekannt, kritisierte Amnesty International. "In nur einem Monat beginnt die Fußball-WM: Die katarischen Behörden müssen jetzt dringend Arbeitsschutzmaßnahmen verbessern und effizient durchsetzen, die Rechte von Arbeitsmigrantinnen und -migranten stärken und den Zugang zu Justiz und zu Entschädigungen ermöglichen", betonte Müller-Fahlbusch. Die Fifa wiederum müsse

"endlich unmissverständlich zu ihrer Verantwortung für Menschenrechte stehen".

Bündnis in Augsburg will auf Menschenrechtsverletzungen in Katar aufmerksam machen

In der "Friedensstadt Augsburg" will indes ein überparteiliches Bündnis auf Menschenrechtsverletzungen im Gastgeberland der Herrenfußball-WM aufmerksam machen. Stadtrat Serdar Akin (Grüne) teilte mit, dass das Bündnis "Augsburg statt Katar" an vielen der Spieltage eine Aktion in Augsburg durchführen wolle, um zum kritischen Hinterfragen des Sportgroßereignisses anzuregen.

"Verlässliche Quellen gehen von mindestens 6.500 Menschen aus, die unmittelbar beim Bau der Stadien für die Weltmeisterschaft in Katar gestorben sind, da sie unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten mussten. Eine solche Zahl ist mehr als schockierend und in einem Ausmaß, welches die Sportwelt so noch nie erlebt hat",

gab das Bündnis bekannt. Bis heute sei es zu keiner ausreichenden Verbesserung der Lebensbedingungen der Arbeitskräfte im WM-Gastgeberland Katar gekommen. Hinzu käme die Tatsache, dass auch die freie Presse massiv an ihrer Arbeit behindert werde.

Hoffnung auf weitere Bündnisse

"Wir hoffen außerdem sehr darauf, dass auch in anderen Städten solche Bündnisse und Alternativprogramme entstehen und sich somit ein für die Spitzenverbände des Fußballs unüberhörbares, breites Veto gegen die Durchführung von Turnieren in solcher Form ergibt", so die Mitteilung weiter.

Die Aktionen würden von niederschwelligen, sportlichen Aktionen bis hin zu Podiumsdiskussionen und weiteren Formaten reichen. Organisationen, die mitmachen wollen, können sich bis zum 24. Oktober an einen der teilnehmenden Bündnispartner von Amnesty International über kirchliche Organisationen und den Stadtjugendring bis zu den Parteien im Stadtrat wenden

WM findet ab Ende November statt

Die Fußball-WM der Männer findet vom 20. November bis 18. Dezember in Katar statt. Der Golf-Staat ist eine der letzten absoluten Monarchien der Welt und steht seit Jahren wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. Insbesondere die Arbeitsbedingungen für Bauarbeiter auf den Großbaustellen werden immer wieder angeprangert. ARD und ZDF übertragen 48 der 64 Spiele der Fußball-WM live.