Der immer häufigeren Übernahme von Arztpraxen durch Finanzinvestoren hat die Politik nach Ansicht der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) zu lange tatenlos zugesehen.

Gesetzgeber bisher ohne Interesse

"Juristen dürfen in ihren Kanzleien aus Gründen der Unabhängigkeit auch kein 'Fremdkapital' wirken lassen - ich frage mich, weshalb das bei Arztpraxen anders sein sollte", sagte Wolfgang Krombholz, Vorstandsvorsitzender der KVB, dem Sonntagsblatt. Die KVB habe das Problem schon länger auf dem Schirm:

"Den Gesetzgeber hat es allerdings bisher nicht interessiert."

KVB-Chef Krombholz erläuterte, das Problem mit Finanzinvestoren als Praxis-Eigentümern seien die Rendite-Erwartungen:

"Investoren versprechen Teilhabern bis zu 18 Prozent Gewinn."

Gewinnmaximierung statt angemessene Behandlung

Oberstes Ziel sei also die Gewinnmaximierung in einer Praxis - nicht die angemessene Behandlung von Patienten:

"Es wird also teilweise nicht die Behandlung gemacht, die nötig oder sinnvoll ist, sondern das, was Geld bringt."

Gutachten hätten gezeigt, dass vor allem bei Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) in der Hand von Finanzinvestoren zur Gewinnmaximierung mehr Arztleistungen als in anderen Praxisformen abgerechnet wurden.

Politik muss endlich reagieren

Die Politik müsse endlich reagieren, sagte Krombholz. Wenn man externen Geldgebern die Investition in Arztpraxen schon nicht grundsätzlich verbieten wolle, müsse sichergestellt werden, dass Ärzte mit Kassenzulassung immer die Mehrheit an MVZ und einzelnen Praxen halten müssen.

Bei der Übernahme von Kassenzulassungen etwa beim Renteneintritt von niedergelassenen Ärzten muss immer der zuständige Zulassungsausschuss vorab eingeschaltet sein, um Ungerechtigkeiten zu vermeiden. Investoren bezahlten momentan das Vielfache des üblichen Übernahmepreises:

"Für einen im Sinne des Patienten behandelnden Arzt sind solche Summen nicht zu erwirtschaften."

Holetschek sieht Finanzinvestoren kritisch

Auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sieht den Griff von Finanzinvestoren auf Arztpraxen kritisch. Es sei auffallend, dass "bestimmte Fachärzte wie Augenärzte, Nephrologen, aber auch Radiologen offenbar besonders interessant für Finanzinvestoren sind", sagte Holetschek jüngst.

Er sieht allerdings vor allem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in der Pflicht. Dieser müsse sich des Themas annehmen und so schnell wie möglich eine "Bund-Länder-Arbeitsgruppe" einrichten.