Um die Sicherheit von Fahrradfahrern ist es in Bayern dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) zufolge nicht gut bestellt: Die Zahl der Fahrradunfälle lag 2022 auf Rekordniveau. Das liege vor allem an der "bislang zu häufig fehlenden Fahrrad-Infrastruktur", sagte Bayerns ADFC-Vorsitzende Bernadette Felsch dem Sonntagsblatt:

"In den Städten enden viele Radwege oft plötzlich im Nirgendwo - und auf dem Land gibt es zwischen vielen Dörfern erst gar keine."

Dies dürfe auch für eine gelingende Verkehrswende nicht so bleiben. Die Staatsregierung tue dafür allerdings zu wenig, sagte sie.

Radfahrer-Sicherheit nicht nur Helm und Warnweste

Mit Blick auf den am Samstag (15. April) in Erlangen stattfindenden "Fahrrad-Aktionstag" der Verkehrswacht mit Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte die Fahrrad-Expertin: "Man darf das Thema Radfahrer-Sicherheit nicht mit Helm- und Warnwesten-Hinweisen an die Radfahrer abhaken." Es brauche neben einer eigenen Fahrrad-Infrastruktur auch Verbesserungen beim Thema Kreuzungssicherheit.

"Da geschehen die meisten und vor allem auch die schwersten Unfälle", erläuterte Felsch.

Ihr Verband fordert deshalb einen verpflichtenden Abbiege-Assistenten für Lkw, der den "Toten Winkel" digital ausleuchte, sowie bessere Sichtbeziehungen und getrennte Ampelschaltungen für den Rad- und Kfz-Verkehr.

Bayern: Zu wenig Engagement für Radler*innen

Im bundesdeutschen Vergleich stehe Bayern beim Thema Fahrrad-Infrastruktur und Radfahrer-Sicherheit "nicht besonders gut" da. Denn über das Abrufen von Bundes-Fördermitteln hinaus zeige die Staatsregierung noch zu wenig eigenes Engagement für Radfahrer. Die Situation für Radfahrer sei von Kommune zu Kommune "sehr unterschiedlich" und hänge vor allem vom Willen der Kommune ab.

In München beispielsweise habe sich in den vergangenen drei Jahren zwar viel getan, es gebe aber "immer noch Luft nach oben", betonte Felsch. In der traditionellen Fahrradfahrer-Stadt Erlangen hingegen sei die Lage für Radler dank des schon lange sehr hohen Radverkehrsanteils gut.

ADFC: Radwegbau fördern

Felsch hat Verständnis dafür, dass kleinere Kommunen keine "Rad-Autobahnen" neben bestehende Staats- und Kreisstraßen bauen wollen - auch aus Umweltgründen. Fahrradfahren sei aber gerade in Dämmerung und Dunkelheit vom Sicherheitsaspekt her unzumutbar, vor allem auf Landstraßen ohne Radwege.

"Deshalb haben wir uns als ADFC dafür eingesetzt, dass nun auch der nicht-straßenbegleitende Radwegebau gefördert werden kann", erläuterte sie. Das könnte beispielsweise der fahrradtaugliche Ausbau von Flurbereinigungs- und Feldwegen zwischen Siedlungsgebieten auf dem Land sein. Dies wurde kürzlich vom Landtag auch so beschlossen - nicht zuletzt aufgrund des Drucks durch das geplante Volksbegehren "Radentscheid Bayern".

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