Wer am Bahnhof Petershausen aus dem Zug steigt, erblickt bald den Kirchturm östlich der Gleise. Er fällt den Reisenden vor allem wegen seiner außergewöhnlichen Farbe auf: hellblau. Die evangelische Segenskirche birgt aber noch eine andere Besonderheit, sagt Pfarrer Robert Maier: Sie ist die derzeit zweitjüngste Kirche der bayerischen Landeskirche.

Fast 20 Jahre mussten die rund 3.500 Protestanten warten, bis sie 2016 ein Gebäude aus Stein, mit Turm und Glocken einweihen konnten. Boden, Wände und Stühle sind komplett aus dem Holz der Weißtanne. Altar, Taufstein, Kreuz und Kanzel hat der schwäbische Künstler Hermann Bigelmayr ebenfalls aus dem hellen Material gefertigt.

Evangelische Kirche Kemmoden zählt zu ältesten in Oberbayern

Neben der Segenskirche finden sich an vier weiteren Standorten Predigtstellen der Gemeinde, darunter die Kirche in Kemmoden. Knapp neun Fahrradkilometer sind es von Petershausen dorthin, auf hügeligen, aber geteerten Straßen vorbei an malerischen Mais- und Kornfeldern, weiten Wiesen.

Mitten in dem Dorf ragt die evangelische Kirche Kemmoden hervor. Die zweistöckigen Fensterreihen lassen erahnen, dass dies kein gewöhnlicher Kirchenbau ist. Pfarrer Maier bestätigt: 1828 von protestantischen Siedlern aus der Pfalz erbaut, sei das Gebäude nicht ausschließlich für den Gottesdienst konzipiert worden. Im Erdgeschoss des Hauses ist ein Raum für Versammlungen und den Schulunterricht sowie eine kleine Wohnung für den Lehrer vorgesehen. Der Betsaal befindet sich bis heute in der ersten Etage.

Wer die kleine Kirche, die erst 1876 mit Turm, Uhr und Glocken ausgestattet wurde, besichtigen möchte, muss zum monatlichen Sonntagsgottesdienst kommen. Obwohl die Kirche auf dem Jakobsweg liegt, ist das Gebäude sonst verschlossen.

Basilika am Petersberg bei Erdweg im Dachauer Land
Die Basilika am Petersberg im Dachauer Land wurde 1107 eingeweiht.

Basilika am Petersberg: Seltenes Beispiel romanischer Architektur

Radfahrer, die es bei einem Ausflug von Petershausen ins Dachauer Land lieber etwas ruhiger angehen lassen und trotzdem eine sehenswerte Kirche besuchen möchten, können entlang der Glonn südwestlich nach Erdweg radeln. Der Weg führt auf fast ebener Strecke knapp 20 Kilometer durch die Talwiesen vorbei an Weichs und Markt Indersdorf hin zum Petersberg.

Die Basilika St. Peter und Paul auf dessen Kuppe ist eine der ältesten Sakralbauten in Altbayern, erläutert der katholische Pfarrer Josef Mayer. Mayer ist Geistlicher Direktor der Katholischen Landvolkshochschule Petersberg, die seit 1953 neben der historischen Kirche mit den strahlend weißen Mauern und der schlichten Architektur steht. Die Basilika wurde von 1104 bis 1107 gebaut und ist eine der wenigen Kirchen, die in ihrer romanischen Architektur weitgehend erhalten geblieben ist.

Von März bis Oktober finden hier an Sonn- und Feiertagen um 14.30 Uhr öffentliche Führung statt. Am zweiten Weihnachtsfeiertag, Oster- und Pfingstmontag werden in der Basilika ökumenische Gottesdienste gefeiert, erklärt Mayer. Er empfiehlt außerdem den 200 Meter langen Skulpturenweg im umliegenden Peterswald, der 2007 anlässlich des 900-jährigen Bestehens der Basilika eingeweiht worden ist.

Wanderungen und Radtouren rund um den Petersberg

Die Petersberg-Basilika ist nach Ansicht des Landvolkpfarrers ein hervorragender Ausgangspunkt für Radtouren und Wanderungen in die Umgebung. So führe etwa der 7-Klöster-Weg, der die Abteien im Dachauer und Wittelsbacher Land auf drei Radrouten miteinander verbindet, über ihr Gelände. Und die Landvolkshochschule sei Teil des "Sonnenweges" – eine 40 Kilometer lange Rund-Radtour über Sulzemoos, Odelzhausen und Altomünster, auf der sich Bürgerinnen und Bürger über erneuerbare Energien informieren können. Ein meditativer Wanderweg verbindet zudem die alten Klosterorte Petersberg und Altomünster und lädt dazu ein, "InS ICH" zu gehen. Verschiedene Stationen halten dazu kleine Aufgaben für sie parat.

Von Altomünster aus bringt einen die S-Bahn wieder zurück nach Hause. Oder man verschiebt die Heimfahrt noch ein wenig, bummelt durch die Gassen des Marktes und lässt den Tag bei einem kühlen Bier ausklingen – zum Beispiel im Gasthof des Brauereimuseums, in dem die Besucher einiges zur Geschichte der regionalen Bierspezialität, dem Kapplerbräu, erfahren können.

Ausflugstipp

Seit 1561 wird in Altomünster Bier gebraut. Noch heute zeugt die Barockfassade des Gasthofs, in dem schon Ludwig Thoma sein Bier trank, von der Geschichte der kleinen Privatbrauerei, die seit 1671 "Kapplerbräu" heißt. Im Brauereimuseum sind historische Geräte wie ein Fasseichgerät oder der 100 Jahre alte Handetikettierer zu sehen. Danach schmeckt der Hopfentrank im Biergarten umso besser. Führungen nach Vereinbarung. Mehr Informationen auf der Website des Kapplerbräu.

Evangelische Kirchen in Bayern

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Evangelische Kirche Kemmoden

Rosenstr. 9