Gut eine Woche vor den Wahlen zum Europaparlament haben am Freitag (31. Mai) bundesweit mehrere zehntausend Menschen gegen einen Rechtsruck in Europa und für eine engagiertere Klimapolitik demonstriert. Die Klimaschutzbewegung "Fridays for Future" hatte in mehr als 100 Städten zum "Klimastreik zur EU-Wahl" aufgerufen.

Aktivistin Carla Reemtsma rief zur Auftaktkundgebung in Berlin unweit vom Brandenburger Tor dazu auf, sich an der Europawahl am 9. Juni zu beteiligen. Es gehe "um alles", die Zukunft, die Demokratie und ums Klima. "In Zeiten, wo der Rechtsextremismus in Europa die Demokratie bedroht, sind wir alle bedroht." Zugleich warnte die Klimaaktivistin vor möglichen Koalitionen mit Rechtsextremisten im Europaparlament: "Klimaleugner dürfen keine Koalitionspartner sein." Laut "Fridays for Future" gingen in der Hauptstadt am Freitag mehr als 13.000 Menschen auf die Straße. Für Hamburg nannten die Veranstalter eine Teilnehmerzahl von 4.700 Menschen.

In München nahmen laut Polizeiangaben bei anhaltendem Regen etwa 2.000 Menschen auf dem Königsplatz an der Klimademonstration teil. Die Strecke des Demonstrationszugs war wegen des Wetters kurzfristig stark verkürzt worden, sagten die Veranstalter und sprachen von 3.500 Personen, die in der Spitze teilnahmen. "Wer trotz Unwetterwarnung da war und dem Regen getrotzt hat, dem war es wirklich ernst heute", sagte eine Sprecherin dem epd. Auf der Bühne sprachen Vertreterinnen und Vertreter von Organisationen wie Greenpeace, Scientists For Future, diversity München und der Klimadelegation. Weitere Aktionsorte in Bayern waren am Freitag unter anderem Würzburg, Regensburg, Erlangen und Augsburg.

Klima-Aktivistin Luisa Neubauer wollte in Köln sprechen

Rund 1.500 Menschen beteiligten sich nach Veranstalterangaben in Dresden an dem Protest. In Aachen zählte die Polizei in der Innenstadt etwa 350 Menschen. In anderen größeren Städten in Nordrhein-Westfalen wie Köln, Düsseldorf, Dortmund und Münster sollten die Kundgebungen am späteren Nachmittag beginnen. In Köln wollte die Aktivistin Luisa Neubauer sprechen.

In der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover versammelten sich nach Polizeiangaben am Nachmittag mehr als 500 Menschen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Vor dem Bremer Bahnhof demonstrierten etwa 500 Menschen unter dem Motto "Demokratie schützen - Klima schützen" auch gegen einen Rechtsruck in Europa.

Die Europawahl bestimme maßgeblich, welche Regelungen die EU zur Klimakrise verabschiede, hieß es in dem Aufruf

Im Aufruf zum "Klimastreik" hieß es, die Auswirkungen der Wahl seien massiv. Sie bestimmten maßgeblich mit, welche Regelungen die EU zur Klimakrise in den kommenden fünf Jahren verabschiede und wohin Gelder flössen. "Deshalb ist es entscheidend, dass wir uns jetzt stark machen für Klima und Demokratie", erklärte Maya Winkler, Sprecherin von "Fridays for Future" Berlin. Die Klimaschutzbewegung wirbt deshalb dafür, wählen zu gehen, vor allem bei jungen Leuten ab 16 Jahren, die zum ersten Mal wahlberechtigt sind. Die Europawahlen finden vom 6. bis 9. Juni statt, in Deutschland wird am 9. Juni gewählt.

In Europa seien die Auswirkungen des Klimawandels schon jetzt zu spüren, kein Kontinent erhitze sich schneller, hieß es weiter. Waldbrände und Überschwemmungen gehörten seit Jahren zur traurigen Tagesordnung. Die Politik verlasse sich aber bislang auf Scheinlösungen oder blockiere wichtige Veränderungen. Fridays for Future fordert den EU-weiten Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas bis 2035 sowie eine Verdopplung der Investitionen in erneuerbare Energien und klimaneutrale Industrien.

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