Luisa Neubauer: In aller Kürze

Luisa Neubauer wird am 21. April 1996 in Hamburg geboren. 2019 absolviert sie ein Bachelorstudium in Geografie und studiert Ressourcenanalyse- und -management im Master an der Georg-August-Universität Göttingen. Neubauer engagiert sich früh als Klimaaktivistin. Nach ihrem Schulabschluss schreibt sie für das Greenpeace Magazin, koordiniert Kampagnen für die Klimaschutzorganisation "Fossil Free Deutschland". Daneben ist sie Jugendbotschafterin für die Organisation "One". 2018 verfasst sie mit anderen Aktivisten einen offenen Brief gegen das Vorgehen des Energiekonzerns RWE im Hambacher Forst. Im Dezember 2018 ist sie als Jugendbeobachterin zur Klimakonferenz in Katowice eingeladen, wo sie zum ersten Mal auf Greta Thunberg trifft. 2019 organisiert sie die erste "Fridays for Future"-Demonstration in Deutschland. Von da an ist sie als Sprecherin für "Fridays for Future" Deutschland in Talkshows und Pressegesprächen präsent.

 

Als sie 2019 ihre erste "Fridays for Future"-Demonstration organisierte, glaubte Luisa Neubauer noch an ein Projekt. Etwas, das vielleicht "zwei, drei Monate" dauern würde. Doch die Bewegung wuchs. Zeitungen betitelten die gebürtige Hamburgerin bald als die "deutsche Greta Thunberg". Inzwischen ist Luisa Neubauer seit mehreren Jahren Sprecherin für "Fridays for Future" in Deutschland, für eine nachhaltige Klimapolitik. Und damit für die nächste Generation. Besonders junge Frauen sehen sie als Vorbild, eben eine "deutsche Greta Thunberg". Dabei war Neubauer schon lange vorher aktiv.

Sie sei mit starken Frauen aufgewachsen, sagt sie in einem Interview. Ihre Großmutter habe Friedens- und Umweltgruppen gegründet und sie schon früh zu Veranstaltungen mitgenommen 

Luisa Neubauer ist selten inaktiv. Über Facebook und E-Mail ist sie schwer erreichbar. "At the moment many inquiries reach me", so die automatische Antwort. Umweltschutz ist ihr Projekt, und das seit Jahren. Nach dem Abitur schreibt Neubauer zunächst für das Greenpeace Magazin. In Tansania arbeitet sie für ein Hilfsprojekt, hilft dabei, Wasserleitungen zu verlegen. Für die NGO "One" setzt sie sich gegen Armut in Afrika ein. 

Greta Thunberg traf sie zum ersten Mal im Dezember 2018 – zur Klimakonferenz in der polnischen Stadt Katowice. "Fridays For Future gab es in Deutschland bis dahin nicht, ein Kohleausstieg 2038 war eine radikale Idee & Talkshows zum Klima eine absolute Ausnahme", wird sie drei Jahre später auf Twitter schreiben. "Und dann kam die Bewegung. What a ride."

 

Thunberg, damals 15 Jahre alt, sorgte mit ihrer dreiminütigen Rede weltweit für Aufsehen. "Ihr seid nicht erwachsen genug, die Wahrheit zu sagen", sagte Thunberg. "Uns gehen die Entschuldigungen aus, ebenso wie die Zeit." Das Video bekam auf Nachrichtenkanälen Hunderttausende Klicks. Und Neubauer schloss sich der Schwedin an, organisierte im Februar 2019 die ersten "Fridays for Future"-Demos in Deutschland.

Neubauer wollte aber nicht einfach eine "deutsche Greta Thunberg" sein. Mit ihren 22 Jahren war sie keine Schülerin mehr. Damals studierte sie Geografie in Göttingen. In der Klimaschutzszene Deutschland war Neubauer keine Unbekannte. Im Oktober 2018 protestierte sie gegen den Energiekonzern RWE und sein Vorgehen im Hambacher Forst. In einer Fernsehdokumentation sagte Neubauer:

Was Greta und mich unterscheidet, ist doch signifikant: Greta bringt große Antworten raus, wir in Deutschland organisieren eine Bewegung.

Luisa Neubauer

Neubauer zeigte sich früh als geschickte Netzwerkerin. Innerhalb weniger Monate brachte sie junge Umweltschützer aus ganz Deutschland zusammen. Zunächst waren da nur ein paar Schüler aus Göttingen und Kiel; doch schon 2019 mobilisierte sie mit "Fridays for Future" Hunderttausende Demonstranten in Deutschland. Inzwischen gibt es in der Bundesrepublik über 700 Ortsgruppen. Zusätzlich hat die Bewegung Unterstützung von Dutzenden weiteren Initiativen bekommen, wie "Churches for Future", "Parents for Future" oder "Teachers for Future".

Trotzdem kämpft Neubauer immer wieder gegen Ressentiments: Weil die Aktivistin für Projekte wie Tansania mehrmals Langstreckenflüge nutzte, gab es unter dem Hashtag #LangstreckenLuisa zahlreiche kritische Kommentare auf Twitter. Neubauer sieht aber vor allem die Politik in der Pflicht, für Klimaschutz geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen. Hier sieht die Aktivistin sich und ihre Positionen oft unterschätzt. Klimaschutz hat für Neubauer keinen Verhandlungsspielraum. Als Friedrich Merz im November 2020 Neubauers fehlende Kompromissbereitschaft in Sachen Klimaschutz kritisierte, antwortete sie auf Twitter: "Klimaaktivist*innen sind keine Lobbyisten." Kompromisse seien für sie im Umweltschutz nicht drin.

 

Neubauer drängt immer wieder mit Statements zu einem schnelleren Tempo in der Klimapolitik. Klimaaktivismus ist für Neubauer nicht nur ein Kampf auf der Straße. "Wir sind […] eine Gesellschaft, die sich wie nie zuvor aufmacht und echte Klimapolitik einfordert", schreibt sie auf Twitter.

 

Nach der Hochwasserkatastrophe 2021 fordert sie zu mehr Entschlossenheit im Kampf gegen den Klimawandel auf. "Die Klimakrise ist hier, und sie ist unübersehbar", so Neubauer.

Neubauer hat schon jetzt mit Klimaaktivismus Politik gemacht. Im selben Jahr der ersten Demonstrationen von "Fridays for Future" hat der Bundestag ein neues Maßnahmenpaket für Klimaschutz verabschiedet. Zusammen mit verschiedenen Umweltorganisationen reichte "Fridays for Future" in Deutschland außerdem gegen das Klimagesetz in Deutschland mit Erfolg Klage beim Bundesverfassungsgericht ein. "Klimaschutz ist nicht nice-to-have", schreibt sie auf Twitter. "Klimaschutz ist unser Grundrecht."

 

Ihre Arbeit sieht Neubauer aber längst nicht als beendet an, sie will weiter mit Klimaschutz Politik machen. "Die Klimakrise ist ja kein Zufall, sie ist ein Resultat von politischen Entscheidungen. Und teilweise würde ich sogar sagen: von politischen Verbrechen."

 

"Rebellinnen": Die Ausstellung über starke Frauen

Dieser Text ist Teil der Wanderausstellung "Rebellinnen". Sie stellt Frauen aus dem deutschsprachigen Raum vor, die für ihre Überzeugungen und Rechte kämpften, die Gesellschaft prägten, sie verändern wollten.

Als Medienpartner von "Rebellinnen" veröffentlicht sonntagsblatt.de Porträts und weiterführende Informationen zu allen Frauen, die in der Ausstellung gezeigt werden.

Sie haben Interesse daran, die Ausstellung zu besuchen oder auszuleihen? Auf ausstellung-leihen.de finden Sie künftige Termine sowie die Online-Buchung.