Die Zahl der rauchenden Jugendlichen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren ist in diesem Jahr so niedrig wie noch nie. Für Martin Heyn, Leiter des Bayerischen Zentrums für Prävention und Gesundheitsförderung am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), ist dies "ein großer Erfolg auch in Hinsicht auf die Präventionsarbeit", wie er im Gespräch mit dem Sonntagsblatt sagte.

Großes Suchtpotenzial

Dennoch müsse zum Weltnichtrauchertag am 31. Mai auf das große Suchtpotenzial und die gesundheitlichen Risiken des Rauchens hingewiesen werden. Bei einem Jugendlichen würden täglich zwei Zigaretten, über mehrere Wochen konsumiert, reichen, um Entzugserscheinungen anhand von Körpermessungen nachweisen zu können.

Heyn sagte weiter:

"Man kann dieses Abhängigkeitspotenzial durchaus mit dem von Heroin vergleichen."

Hierbei stehe nicht nur die Wirkungsweise des Nikotins im Vordergrund, sondern vor allem auch die verschiedener beigemengter Stoffe.

Jugendliche würden noch einmal anders auf das Rauchen reagieren. Bei regelmäßigem Rauchen sei auch mit einer Beeinflussung der Hirnleistung zu rechnen.

"Die Konzentrationsfähigkeit sinkt, die Lernfähigkeit verringert sich, Ängstlichkeit, erhöhte Impulsivität, all das kann eine Folge bei Jugendlichen sein."

Trotzdem solle man als Elternteil nicht gleich die große moralische Keule schwingen, wenn man herausfindet, dass das eigene Kind raucht. Lieber auf Augenhöhe mit dem Kind reden, ins Gespräch kommen, Fragen stellen, sagte Heyn: "Erzähl doch mal, wie war das denn? Wie bist du an die Zigaretten gekommen? War es aufregend für dich? Hast Du was gespürt?" Mit solchen Fragen zeige man Interesse am Verhalten des Kindes.

Rauchen ist Rebellion

Für Martin Heyn ist Rauchen auch eine Art der Rebellion. "Gerade in der heutigen Zeit wird soviel auf Gesundheit geachtet. Man will sportlich aktiv sein und man geht laufen, macht Yoga oder ganzheitliche Entspannungsprogramme, da wollen die Jugendlichen auch mal einen Gegenpol entwickeln."

Die Einstellung zum Rauchen lasse sich auch am Bildungsniveau festmachen:

"Den größten Anteil von jugendlichen Rauchern sehen wir in den Mittelschulen, gefolgt von den Realschulen."

In den Gymnasien liege der Anteil von Jugendlichen Rauchern bei etwa vier Prozent.

Shisha nicht gesünder

Heyn möchte auch mit dem Märchen aufräumen, dass Shisha rauchen gesünder sei. "Es ist auf keinen Fall gesünder, man raucht vielleicht seltener Shisha, aber die Gesundheitsschädigung ist genauso hoch wie beim Zigaretten-Konsum". Wirklich gesund sei es entweder gar nicht zu Rauchen oder rechtzeitig aufzuhören.

Jede Zigarette verkürze das Leben und je früher man aufhöre, desto schneller könne sich der Körper regenerieren. E-Zigaretten und Shishas würden zwar als gesünder beworben, "aber gesund ist daran überhaupt nichts", so der Gesundheitsexperte.