Mathilde Funk ist Sozialpädagogin und Suchtberaterin bei der Psychosozialen Behandlungs- und Beratungsstelle der Diakonie Herzogsägmühle, die sich an der bundesweiten "Aktionswoche Alkohol" vom 14. bis 22. Mai beteiligt. Der Schwerpunkt der Aktionswoche liegt diesmal auf "Alkohol am Arbeitsplatz".

Arbeitgeber für Alkoholismus sensibilisieren

Arbeitgeber müssten dafür sensibilisiert werden, das Thema bei den betroffenen Beschäftigten anzusprechen, sagte Funk. Bislang meldeten sich eher wenige Arbeitgeber in der Beratungsstelle, obwohl der Großteil der Klienten eine Arbeit habe. Es gehe darum, den Menschen zu helfen - und nicht darum, sie an den Pranger zu stellen.

Der Arbeitsplatz sei einer der wichtigsten Bereiche des Lebens - er liefere den Lebensunterhalt und sei sinnstiftend. Daher sei die Chance groß, dass Mitarbeiter mit Alkoholproblemen sich mit ihrer Sucht ernsthaft auseinandersetzten, wenn sie am Arbeitsplatz darauf angesprochen würden, sagte Funk.

Mathilde Funk
Mathilde Funk, Sozialpädagogin und Suchtberaterin bei der Psychosozialen Behandlungs- und Beratungsstelle der Diakonie Herzogsägmühle.

Ein Viertel aller Arbeitsunfälle unter Einfluss von Rauschmitteln

Zudem habe der Arbeitgeber eine Fürsorgepflicht gegenüber dem alkoholkranken Mitarbeiter und der restlichen Belegschaft sowie die Verantwortung, dass die Arbeit gut erledigt werde. Rund 25 Prozent aller Arbeitsunfälle passierten übrigens unter Einfluss von Suchtmitteln, sagte Funk weiter.

Viele Unternehmen, vor allem größere, hätten inzwischen eine Dienstvereinbarung, in der Alkohol am Arbeitsplatz verboten sei. Dazu zähle dann auch ein Glas Sekt bei einer Geburtstagsfeier. In kleineren Unternehmen sei das Thema dagegen noch nicht so präsent:

"Es geht dabei darum, zu zeigen, dass Alkohol am Arbeitsplatz keine Normalität ist."

700 Menschen aus dem ganzen Landkreis Weilheim-Schongau suchen pro Jahr den Kontakt zur Suchtberatungsstelle der Diakonie Herzogsägmühle. Das Diakoniedorf ist eine bundesweite Besonderheit. Herzogsägmühle ist eine Einrichtung der Diakonie, ist aber zugleich auch Ortsteil der Gemeinde Peiting im Landkreis Weilheim-Schongau.

900 Menschen leben derzeit in dem Dorf, 700 davon sind Hilfeberechtigte, weil sie sich in schwierigen Lebenssituationen befinden. Die übrigen Einwohner sind vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diakonie Herzogsägmühle. Die Wurzeln gehen zurück auf eine 1894 gegründete Arbeiterkolonie für wohnungslose Männer.