Die Stadtmission in Nürnberg hat zum bundesweiten Aktionstag gegen das Glückspiel am 29. September mehr Suchtprävention gefordert. Anita Diesener von der Glücksspielberatung der Stadtmission kritisiert, dass mit dem seit 1. Juli geltenden neuen Glücksspielstaatsvertrag der Online-Glücksspielmarkt erstmals legalisiert sei. Damit nähmen das Angebot und die Werbung für Online-Glücksspiele täglich zu, stellte sie fest.

Online-Glücksspiel wirkt "immer normaler und harmlos"

Die Angebote wirkten daher "immer normaler und auch harmlos", sagte sie. Immer mehr Menschen spielten, und viele entwickelten ein Problem damit, befürchtet sie. "Man muss sich bewusst sein, dass es keinen gefahrlosen Glücksspielkonsum gibt". Allein in Bayern hätten etwa 70.000 Menschen ein problematisches oder pathologisches Glücksspielverhalten, so Diesener.

Die Fachberaterin ärgert zudem, dass es im neuen Staatsvertrag so gut wie keinen Jugendschutz gebe. Bei Wett- und Glücksspiel gälten nicht wie bei Tabak und Alkohol suchtpräventive Werbeverbote oder Aufklärungspflichten.

Bislang gibt es keine funktionierende Kontrollbehörde

Neu im Staatsvertrag ist eine sogenannte Sperrdatei, in der sich Spielerinnen und Spieler registrieren können und damit die Zugänge zu Glücksspielangeboten, Automaten, Sportwetten, Onlinespielen oder Casinos für mindestens drei Monate verlieren. Bisher sei das allerdings nur die Theorie, sagte Diesener.

"Wir haben bereits mehrfach mit unseren Klienten diese Sperrung beantragt. In der Praxis hat sie aber nicht funktioniert. Die Betroffenen konnten trotzdem weiterspielen". Diese Lücke werde sich wohl frühestens schließen, wenn es 2023 eine funktionierende Kontrollbehörde gebe.

Bundesweiter Aktionstag gegen das Glücksspiel

Den bundesweiten Aktionstag will die Nürnberger Glücksspielberatung nutzen, um Menschen bewusstzumachen, dass von den Spielangeboten immer ein Risiko ausgehe, so die Stadtmission. Sie biete aber Hilfe, wenn man das Gefühl habe, die Kontrolle zu verlieren, oder schon tief in Schulden und sozialen Problemen stecke. 25 weitere Fachstellen in Bayern werden sich mit Infoständen und Onlineaktionen am 29. September einbringen, hieß es.