Die bayerische Landeskirche möchte bis 2045 klimaneutral werden. "Wenn wir das schaffen wollen, müssen wir stärker im Gebäudebereich aktiv werden", fordert der Umweltbeauftragte der Landeskirche, Wolfgang Schürger. Im Sonntagsblatt-Interview erklärt er, wie der Klimaschutz vorangetrieben werden soll.
Die evangelische Landeskirche in Bayern will bis 2045 klimaneutral werden. Ist dieses Ziel überhaupt zu erreichen?
Schürger: Wir folgen als evangelische Kirche in Bayern der Klimaschutzrichtlinie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und wollen bis 2045 spätestens klimaneutral sein. Dafür müssen wir wirklich Gas geben beim Klimaschutz, denn diese starken Reduktionen schaffen wir nur, wenn wir an den Gebäudebereich rangehen.
Und deshalb plant die bayerische Landeskirche für 2024 ein Klimaschutzgesetz?
Schürger: Das Klimaschutzgesetz greift auf, was wir seit 2019 im Klimaschutzkonzept stehen haben, nämlich die fünf Themenfelder Gebäude, Mobilität, Beschaffung, Kommunikation und Organisation. Wenn wir aber die Treibhausgasbilanz anschauen, sehen wir, dass der große Batzen unserer Emissionen im Gebäudebereich entsteht. Deshalb müssen wir an diesen Bereich gehen.
Landesbischof Kopp hat vor der Synode betont, dass wir als kleiner werdende Kirche überlegen müssen, wie viele Gebäude überhaupt noch sinnvoll sind. Wenn wir zu anderen Gliedkirchen schauen, dann sind das zwischen 30 und 50 Prozent des aktuellen Gebäudestands.
Dann hätte die evangelische Kirche in Bayern statt 6.000 künftig nur noch 3.000 Gebäude?
Schürger: In den Regionen gibt es einen Gebäudestrukturprozess, bei dem neue Konzeptionen beschlossen werden und worden sind. Wenn wir maximal die Hälfte der Gebäude halten wollen, müssen diese Prozesse noch einmal anschauen. Und dann müssen die Verwaltungen vor Ort sagen, wie sie mit diesen Gebäuden klimaneutral werden.
Mit welchen Kosten rechnen Sie?
Schürger: Seitens der Architekten gibt es klare Zahlen, was eine Sanierung hin zur Klimaneutralität kostet. Wenn wir von 3000 Gebäuden sprechen, kommt da eine ziemlich hohe Summe zusammen. Im Jahr 2022 hatten wir Kosten für CO₂-Emissionen in Höhe von rund neun Millionen Euro. Damals lag der CO₂-Preis bei 30 Euro. Dieser Preis wird 2026 bei 65 Euro liegen – also verdoppeln sich die CO₂-Abgaben.
Wenn wir nichts tun, erhöhen sich also die Betriebskosten um neun Millionen, nur, weil die CO₂-Abgabe steigt. Es gibt also ein großes Potenzial für Kirchengemeinden, jetzt zu handeln, schon alleine, um sich das Gebäude in ein paar Jahren überhaupt noch leisten zu können.
Die bayerische Landeskirche will einen Klimaschutzfonds gründen, was soll dieser leisten?
Schürger: Die Landessynode diskutiert gerade erst darüber, wie dieser Klimaschutzfonds ausgestattet sein soll. Perspektivisch soll er laut Vorlage mit 55 Millionen ausgestattet werden. Mit Blick auf 3.000 Gebäude ist dies immer noch zu wenig. Sicherlich werden wir nicht alle Maßnahmen über Zuschüsse finanzieren können. Aber es gibt auch gute staatliche Förderprogramme, die wir nutzen sollten.
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