Mehr unbürokratische Hilfe beim Ausstieg aus der Prostitution hat Michaela Fröhlich, Leiterin der Münchner Beratungsstellen "Mimikry" und "Marikas", gefordert. Bislang sei ein Berufswechsel für Prostituierte ein jahrelanger Prozess mit vielen Hürden: "Was ausstiegswillige Sexarbeiterinnen in ihren Lebenslauf schreiben sollen, ist auch im Jahr 2022 noch ein schwieriges Thema", sagte die Sozialpädagogin im Gespräch mit dem Sonntagsblatt.

Geschulte Berater sollen bei Jobwechsel helfen

Um den Wechsel zu erleichtern, seien geschulte und wertschätzende Berater in den Jobcentern nötig sowie Vermittlung von bezahlbarem Wohnraum und Hilfe für Menschen ohne Aufenthaltsstatus. Fröhlich ist an diesem Donnerstag eine der Sachverständigen, die im Sozialausschuss des Landtags bei einer Anhörung über die Situation der Prostituierten in Bayern berichten.

Die Expertin forderte eine Anerkennung von Prostitution als Teil der gesellschaftlichen Realität. Sexarbeit sei eine vom Gesetzgeber legalisierte Erwerbsarbeit, erklärte Fröhlich, die die Beratungsstellen des Evangelischen Hilfswerks seit zwölf Jahren leitet.

"Die Gesellschaft sollte Menschen in der Sexarbeit deshalb den gleichen Respekt entgegenbringen, wie anderen auch."

Verbote lösen keine Probleme

Prostitutions-Verbote lösten keine Probleme, betonte die Beraterin. Stattdessen rutschten die Frauen und Männer in die Illegalität - das habe sich auch während der Corona-Pandemie gezeigt. "Aber dort sind sie nicht geschützt und wir können sie auch nicht mit Beratungsangeboten erreichen", sagte Fröhlich. Um den Bereich der Sexarbeit von seinem Stigma zu befreien, müsse man mit den Prostituierten reden, nicht über sie.

Laut Sicherheitsreport 2021 der Münchner Polizei waren in der Landeshauptstadt im letzten Jahr 1.092 Prostituierte nach dem Prostituiertenschutzgesetz angemeldet. Das sei ein Rückgang um 36 Prozent, den die Behörde auf "die starke Abwanderung in die Hotel- und Wohnungsprostitution" während der Corona-Pandemie zurückführt, als Bordelle per Anordnung geschlossen waren.

Die Beratungsstellen Mimikry und Marikas werden vom Evangelischen Hilfswerk getragen, einer eigenständigen Tochter der Diakonie München und Oberbayern. Die Einrichtungen bieten als einzige in Südbayern Frauen und Männern in der Sexarbeit Beratung bei Alltagsfragen und bei Themen wie Schulden, Gesundheitsvorsorge, Wohnraum oder Partnerschaftsproblemen.