Elon Musk hat viele Rollen: Er ist Erbe, Unternehmer, angebliches Genie – und natürlich Provokateur.

Eine Rolle übernimmt er allerdings eher nicht: die des Gläubigen im klassischen Sinne. Musks Verhältnis zu Religion ist ambivalent.

Wer nach einer klaren religiösen Zugehörigkeit sucht, wird bei ihm nicht fündig. Und doch ist sein Denken von ideologischen Überzeugungen geprägt.

Elon Musk: Keine Bindung an eine Glaubensgemeinschaft

Musk wuchs in Südafrika während der Apartheid in einer christlich geprägten Familie auf. "Ich bin als Anglikaner aufgewachsen und getauft worden", sagt er. Er besuchte eine anglikanische Sonntagsschule und eine jüdische Vorschule. Fest verwurzelt in einer Kirche war er jedoch nie: In Interviews sagt er ganz offen, dass er sich selbst nicht als religiös versteht.

Und doch verweigert er sich einfachen Zuschreibungen. Wenn er über das Christentum spricht, klingt dabei oft eine gewisse Wertschätzung durch – weniger für das Glaubensbekenntnis, sondern vielmehr für die ethischen Inhalte.

Die Nächstenliebe etwa hält er laut eigenen Aussagen für ein gutes Prinzip. Außerdem sagte er vor einigen Jahren in einem Interview: "Ich stimme mit den Prinzipien überein, die Jesus vertrat. In den Lehren Jesu steckt eine große Weisheit, und ich stimme mit diesen Lehren überein."

Ein Besuch beim Papst – und viele offene Fragen

Im Jahr 2022 kam es zu einer Begegnung, die für Aufmerksamkeit sorgte: Elon Musk besuchte mit vier seiner Kinder den damaligen Papst Franziskus. Ein öffentlichkeitswirksames Bild, das viele Interpretationen zuließ. War es ein Ausdruck von Respekt? Gar ein Zeichen für Gesprächsbereitschaft zwischen Technik und Religion? Oder schlicht eine symbolische Geste ohne tiefere Bedeutung?

Musk ließ das offen – wie so vieles in seinem Leben, das sich zwischen Ernst und Inszenierung bewegt. Oder, wie weniger höfliche Kritiker*innen meinen, eine einzige Inszenierung darstellt. 

Auftritt in den sozialen Medien: Provokation oder Überzeugung?

Auch in seinen Beiträgen auf seiner Plattform X (ehemals Twitter, ehemals deutlich relevanter) spielt Religion gelegentlich eine Rolle. Musk kommentiert religiöse Themen dort bisweilen provokativ und mit ironischem Unterton – manchmal auch in einer Weise, die als verletzend eingestuft werden kann.

Er äußert sich dabei gerne kritisch zu Dogmen und stellt Glaubensüberzeugungen infrage, wobei er oft in der Schwebe zwischen Satire und Statement bleibt.

Eines ist auf jeden Fall klar: Der Respekt vor religiösen Gefühlen steht bei ihm nicht an oberster Stelle.

Longtermism und Transhumanismus

Um Elon Musk zu verstehen, muss man sich mit seinem philosophischen Hintergrund auseinandersetzen. Eine zentrale Rolle spielt dabei der sogenannte Longtermism, eine Denkweise, die das langfristige Überleben der Menschheit in den Mittelpunkt stellt.

Aus dieser Perspektive erscheinen Raumfahrtprogramme oder die Entwicklung von KI nicht als technische Spielereien, sondern als moralische Pflicht. Es ist ein säkulares Weltbild, das dennoch von einer starken Sinnorientierung geprägt ist. Manche sprechen in diesem Zusammenhang von einer Ersatzreligion – ohne Gottvertrauen, aber mit Heilsversprechen.

Ein weiterer Aspekt in Musks Weltbild, der religiöse Fragen berührt, ist seine Nähe zum Transhumanismus, also der Idee, den Menschen mithilfe von Technologie gezielt zu optimieren oder sogar zu übertreffen. Mit seinem Unternehmen Neuralink arbeitet Musk daran, das menschliche Gehirn direkt mit Computern zu vernetzen.

Auch in dieser säkularen Ersatzreligion geht es um Erlösung – allerdings nicht durch Gott, sondern durch Mikrochips. Mit egal welchem Glauben dürfte sie jedenfalls schwerlich vereinbar sein.

Eine eigene Kirche?

Musk ist kein Mitglied einer Kirche und besucht auch keine Gottesdienste.  Wenn überhaupt, dann bedient er sich religiöser Begriffe zur Selbstinszenierung – und ja, eine "Church of Tesla" geisterte auch schon mal durch die Popkultur.

Eine ernst gemeinte Religionsstiftung ist das freilich nicht. Mehr Meme als Messias.

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