Am Abend des 29. Juni beginnt in Südtirol etwas, das man nicht einfach nur sehen kann – man spürt es: Feuerzeichen leuchten von den Bergkämmen bis hinab in die Täler.
Die Herz-Jesu-Feuer werden meist am Samstag nach dem Herz-Jesu-Fest (Freitag nach Fronleichnam) entzündet. Ihr Termin liegt damit nahe an der Sommersonnenwende – mit der sie allerdings nichts direkt zu tun haben.
Kreuze, Herzen, der Tiroler Adler – aus Fackeln, Flammen und Glut geformt. Ein uraltes Versprechen wird damit eindrucksvoll sichtbar gemacht.
Herz-Jesu-Feuer: Mehr als eine schöne Tradition
Die Herz-Jesu-Feuer sind mehr als nur eine schöne Tradition. Sie erinnern an eine Zeit voller Unsicherheit: 1796, während der Napoleonischen Kriege, vertrauten die Tiroler*innen ihr Land dem "Heiligsten Herzen Jesu" an – als Akt des Glaubens, als Zeichen der Hoffnung.
1809, kurz vor der Schlacht am Bergisel, erneuerte Andreas Hofer dieses Gelöbnis. Andreas Hofer war ein Tiroler Wirt, Freiheitskämpfer und Anführer im Aufstand gegen die bayerisch-französische Besatzung. Er gilt bis heute als Symbolfigur für Mut, Glauben und Heimatverbundenheit in Südtirol.
Ein stille Botschaft
Seitdem brennen die Feuer jedes Jahr. Als Zeichen von Zusammenhalt, von Heimatliebe, von tiefer Überzeugung. Heute bereiten viele Familien und Vereine die Feuer akribisch vor – stundenlang wird gehämmert, gestapelt, gezündet.
Es ist Gemeinschaftsarbeit. Aber auch eine stille Botschaft: Wir gehören zusammen. Was hier leuchtet, ist mehr als Licht – es ist Geschichte, es ist Identität.
Und vielleicht berühren uns genau deshalb diese Flammen so sehr: Weil sie uns daran erinnern, dass Menschen in schweren Zeiten Halt gesucht haben – und einen Ausdruck dafür gefunden haben, der bis heute weitergegeben wird. Nicht laut. Sondern leuchtend.
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