Das Letzte Abendmahl von Leonardo Da Vinci ist weltberühmt. Doch am Gründonnerstag bekommt das Gemälde ein neues Gesicht: Menschen aus acht Ländern präsentieren das Letzte Abendmahl in Form eines "Lebenden Bilds" an drei Orten der Landeshauptstadt. Die Performance finde in der Sendlingerstraße, am Stachus und auf dem Königsplatz statt.

Christentum als Weltreligion wahrnehmen

Initiator der Aktion ist Gottfried Rösch, der seit einem knappen Jahr das Evangelische Migrationszentrum im Westend leitet. "Zwanzig Prozent der evangelischen Christen in unseren Gemeinden haben eine Zuwanderungsgeschichte, das Christentum ist eine Weltreligion - aber diese Vielfalt nehmen wir oft nicht wahr", erklärt der Pfarrer im Gespräch. Wie auf da Vincis Gemälde werde Jesus hierzulande immer als Weißer interpretiert.

Das "Lebende Bild" des Migrationszentrums korrigiert diese Sicht: Als Jesus sitzt bei der ersten Stellprobe eine Münchner Studentin aus China in der Mitte der langen Tafel. Die Jünger links und rechts sind vorwiegend weiblich und vertreten Länder wie Äthiopien, Madagaskar, Indien, Russland, den Kongo, die Niederlande und Deutschland. "Die Rollen haben wir ausgelost", berichtet Gottfried Rösch. Die Teilnehmenden stammten zum Teil aus Gemeinden, die sich im Forum "Ikem - Interkulturell Evangelisch in München" zusammengeschlossen haben. Andere seien durch Hörensagen dazugekommen.

Das gemeinsame Mahl mit Menschen aus der ganzen Welt feiern

Die Inszenierung der Gruppe besticht durch ihre Originaltreue im Arrangement: Jede der 13 Personen imitiert präzise Körperhaltung, Mimik und Gestik von da Vincis Abendmahls-Personal. Zwei Minuten lang hält die Gruppe die Spannung, so dass die Szene eine starke Präsenz und Ruhe ausstrahlt. Auf ein Zeichen von Rösch kommt wieder Leben in die Tafelgemeinschaft.

"Etwa dreimal wollen wir das pro Ort machen", sagt der Pfarrer. Sein Ziel: Mit dem Symbol des gemeinsamen Mahls zeigen, dass in München Menschen aus der ganzen Welt gut zusammenleben. "Wenn die Passanten und Zuschauer das als Gedanken mitnehmen, wäre es toll", findet Rösch.

Das Abendmahl als verbindendes Motiv in Kunst und Kultur

Der Bibel zufolge hat Jesus am Tag vor seiner Kreuzigung mit seinen Jüngern ein letztes Mal gemeinsam gegessen. Die christlichen Kirchen erinnern am Gründonnerstagabend mit besonderen Gottesdienstformaten daran. Das "Letzte Abendmahl" von Leonardo da Vinci entstand von 1494 bis 1497 als Wandgemälde in der Mailänder Kirche Santa Maria delle Grazie. Es ist nach der Mona Lisa das berühmteste Gemälde des italienischen Künstlers. Das "Abendmahl" fand zahlreiche Nachahmer: So gibt es moderne Versionen in Pop-Art und Fotografie, als Werbung für Nachtclubs oder als Gesellschaftskritik.

Das Evangelische Migrationszentrum ist eine Einrichtung der Evangelischen Dienste im Dekanat München. Es betreibt laut Homepage als Stadtteiltreff Kultur- und Bildungsarbeit, will aber künftig als "Fachstelle für postmigrantisches Zusammenleben" ein "diskriminierungsfreies Zusammenleben" in München fördern.

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