Es ist Sonntag, ein kalter Morgen, ich sehe meinen Atem vor meinen Lippen. Ich betrete die Kirche. Einige sind schon da. Ich nehme mir ein Gesangbuch, suche mir einen Platz, lasse meine Gedanken laufen. Die Glocken läuten. Immer mehr Menschen kommen herein, manche grüßen. Die Orgel setzt ein, eine fröhliche Musik, die mir gefällt. In der Stille danach höre ich: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Die ersten Worte: Der Name des Drei-Einen wird genannt. So beginnt er, der Gottesdienst. Mit den anderen in der Kirche spreche ich das vertraute Amen. Nach dem ersten Lied geht die Pfarrerin im schwarzen Talar nach vorne. Ich höre die bekannten Worte: …dass wir gesündigt haben mit Gedanken, mit Worten und in dem, was wir getan oder unterlassen haben... Und ich spreche mit der Gemeinde: Der allmächtige Gott erbarme sich unser, er vergebe uns unsere Sünde und führe uns zum ewigen Leben.
Sündenbekenntnis heißt das. Aber bin ich wirklich nur das vor Gott: Ein Sünder? Alle Menschen sind Sünder. Doch warum muss ich, wenn ich denn schon in die Kirche gehe, es nach wie vor gesagt bekommen? Warum wird jeder, der zum Gottesdienst kommt, erst durch diese Engstelle geschickt? Kyrie eleison singt der Kantor an der Orgel und ich antworte mit den anderen: Herr erbarme dich. Und frage mich: Was soll das? Warum sollen sich Christen im Gottesdienst durch diese enge Stelle quetschen, sich als Sünder bekennen? Manchmal denke ich mir: Wenn ich schon zu Gott komme, müsste er mich doch als anständiger Gastgeber freundlich empfangen statt mir mein Sündersein um die Ohren zu hauen. Was aber, wenn es umgekehrt ist? Nicht ich komme zu ihm, sondern er kommt zu mir, wenn ich mich für ihn öffne? Wenn er der gerufene Gast ist, den wir einladen? Im Gottesdienst verfügen wir nicht über Gott. Sondern wir bitten ihn, dass er uns nahe komme. Ich empfinde Ehrfurcht, dass ich kleiner Mensch vor dem ewigen Gott stehe, von dem wir im Gottesdienst bekennen, dass er Himmel und Erde geschaffen hat. Und ich bin dankbar, dass der Gottesdienst einen Raum eröffnet, einen Ort, an dem er mir nahe kommt.
Es hat etwas mit meiner Gottesvorstellung zu tun, wie ich mich fühle am Sonntagmorgen in der Kirche. Wer denkt, dass Gott überm Sternenzelt wohnt – so wie die griechischen Götter dem Treiben der Menschen zugeschaut haben, ohne einzugreifen – was soll man da von Gott erwarten können? Als könnte von Gott dasselbe gesagt werden, was ein Herrchen von seinem Hund sagt, nämlich: ‚Der tut niemandem was.‘ Jemand sagt zu mir: "Ich brauche deinen Gott und deine Bibel nicht – entscheidend ist für mich nur, ob ich christliche Werte lebe." Was sollte sie von Gott erwarten? Der christliche Gottesdienst wäre dann nur eine Verabredung von Gesinnungsgenossen. Gott wehrt sich auch nicht dagegen, wenn ich ihn auf eine handliche Größe stutze, ihn ganz ungefährlich und lieb mache. Die Vorstellung eines lieben netten Gottes kann mich aber auch immun machen gegen jede Veränderung. Der Liederdichter Armin Juhre hat dazu ein Gedicht geschrieben, dort heißt es in der 2. Strophe:
Sing nicht so schnell dein Liebeslied,
sing nicht so laut, so grell.
Die Liebe wandelt dich und mich,
befreit das selbstbedachte Ich.
Vielleicht kommt sie dir nahe.
Vielleicht bleibt sie dir fern.
Ich fehle in meinen besten Absichten
Das auf sich selbst bedachte Ich – das beschäftigt mich. Was ist damit gemeint? Eine Hilfe zum Verständnis könnte das alte deutsche Wort ‚Fehlen‘ sein. Es hat eine passive und eine aktive Bedeutung. Das Rechtschreibprogramm meines Computers kennt nur die passive Bedeutung von fehlen: Die Erfahrung des Mangels, der Not, der Bedürftigkeit, wenn mir etwas fehlt. Die aktive Bedeutung, dass der Mensch aktiv fehlen kann, dass er fehl gehen kann, ist beinahe schon verloren gegangen. Wenn ich innerlich vor Gott trete, mich für ihn öffne, dann erkenne ich mein ‚Fehlen‘, wie ich z. B. falsche Entscheidungen treffe, das Verkehrte tue oder auch nichts tue und schweige. In dieser aktiven Wortbedeutung von ‚fehlen‘ stellt sich die Frage nach meinem Anteil, wie ich mich in etwas habe verstricken lassen. Es ist leicht, von einer Verkettung von Umständen zu sprechen, in die ich irgendwie geraten bin. Und es ist viel schwerer zu erkennen, dass ich die Folgen meines Tuns zu verantworten habe und mich nicht selber freisprechen kann. Wir Menschen fehlen, auch wenn wir es nicht wollen. Wir verstricken uns in den Folgen unseres Tuns. Auch dann, wenn wir etwas gut meinen: Es ist wichtig, dem übermäßigen Fleischkonsum und der Massentierhaltung entgegenzutreten. Manche setzen bewusst auf andere Ernährungsformen. Dann zieht die Lebensmittelindustrie nach, so dass riesige Monokulturen nötig werden, die auf andere Weise dem ökologischen Gleichgewicht schaden. Wenn im Gottesdienst von der Sünde gesprochen wird, die mir Gott vergeben möge, sind nicht meine kleinen oder großen moralischen Sünden und einzelne Fehler gemeint, sondern: Dass ich nicht von mir denken mag, ein Sünder zu sein. Dass ich den Abstand zu Gott nicht wahrhaben will, sondern meine, ich sei doch Gott nahe und eigentlich ganz okay: ‚Zugegeben, nicht immer tue ich das Richtige, aber ich meine doch das Richtige und Gute in meinem Herzen.‘ Ich fehle in meinen besten Absichten. Von meinen Selbstrechtfertigungen kann ich nur befreit werden.
Muss ich dafür in den Gottesdienst gehen? Kann ich nicht auch in der Natur, zum Beispiel beim Wandern in den Bergen, davon frei werden? Jesus sagt (Mt. 19,26): Bei Gott sind alle Dinge möglich. Bei den Menschen ist es etwas schwieriger. Weil ich entweder gar keine Widersprüche oder aber nur die Anklagen meines Herzens höre. Den Zuspruch der Befreiung müsste ich mir selber sagen. Und mir glauben. Dass Gott mir im Hören, Singen und Beten begegnen kann und mich nicht lässt, wie ich bin – das ist die besondere Chance des Gottesdienstes. Hier teile ich mit anderen dieselbe Sehnsucht nach Befreiung meines selbst bedachten Ichs. Jedes Mal, wenn mir das aufgeht, höre ich die Worte der Engel: Fürchte dich nicht! Dann singe ich gerne und rufe zu Gott: Kyrie eleison, Herr, erbarme dich.
Heute am 1. Sonntag nach Epiphanias wird in den Gottesdiensten das Evangelium von der Taufe Jesu gelesen. Im Lukasevangelium (Luk. 3, 21) heißt es, dass alles Volk sich taufen ließ und Jesus auch getauft worden war und betete. Der Täufer Johannes staunt darüber: Jesus, wieso lässt du dich von mir taufen? Warum stellst du dich mit Sündern auf eine Stufe? Du, Jesus, kommst wie ein betender Sünder?
Jesus reiht sich ein unter die Sünder
Jesus – ein bescheidener Beter. Einer, der sich einreiht unter Sünder. Ich erinnere mich an meinen Großvater. Sein Glaube hatte eine zärtliche Sprache, manchmal unsicher, manchmal fest und stark. Er war taub und hörte sich nicht selbst sprechen. Morgens, ganz früh am Tag, sprach er seine Gebete und las in der Bibel – nur für sich. Wenn ich ganz früh das Holz von draußen geholt hatte und noch mal kurz auf dem Sofa neben dem Ofen lag, ganz still, so dass der Großvater mich vergaß, während er in seiner Bibel las, hörte ich ihn flüstern, wenn er betete. Mich erstaunt heute noch, wie vorsichtig er von sich selbst sprach, wie unruhig er in sich selber war, so sehnsüchtig. Erbarm dich waren zwei Worte, die er oft verwendete. Fest und stark wurde seine Stimme erst, wenn es um die anderen ging, für die er betete, seine Töchter mit ihren Familien, zu denen auch ich gehörte; Menschen, die in Not geraten waren, an die er regelmäßig dachte. Er war 25, ein junger Vater von drei Töchtern, als er vom Heuwagen fiel und sein Gehör verlor. Winzige fünf Prozent Hörfähigkeit im rechten Ohr blieben ihm. Er konnte keine Gebärdensprache, sondern sah allen auf den Mund, wie sie die Worte formulierten. Nicht wirklich hören können, macht unsicher. Manchmal war er auch wütend, mehr auf sich selber, selbst wenn er andere schimpfte. Erst als ich sein intimes Gebet hörte, verstand ich mehr: Die Furcht um sich selbst, die aus ihm sprach; die Sehnsucht nach Befreiung, die ich spürte, ohne sie mir erklären zu können.
Jesus hat sich unter die betenden Sünder eingereiht, mein Großvater war einer von ihnen – und ich am Sonntagmorgen sollte mich nicht einreihen wollen unter die Sünder? Unter die, die nicht bei sich selbst bleiben wollen, sondern sich im Gegenteil öffnen für Gott, dass er ihnen nahe komme? Herr, erbarm dich meiner!
Wer ist das Ich, das hier singt? Ich, der ich fehle, der ich mich immer wieder verfehle, ich stimme ein: Kyrie eleison – ich bin Mensch, ein Sünder unter anderen Sündern, erbarm dich. Beten und sich unter die Sünder einreihen – in dieser inneren Haltung kann sich etwas verändern. Als Jesus wie alles Volk betet und sich taufen lässt, da geschieht plötzlich etwas:
Da tat sich der Himmel auf, und der Heilige Geist fuhr hernieder auf ihn in leiblicher Gestalt wie eine Taube, und eine Stimme kam aus dem Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.
Rückblickend erkenne ich…
Im Beten Jesu öffnet sich der Himmel über ihm. Beten verändert. Darauf vertraue auch ich beim Beten. Ich wünsche mir, dass sich im Gottesdienst ein geistlicher Raum öffnet, in dem mein selbst bedachtes Ich befreit werden kann. Hier werde ich erst mal in eine Wahrheit getaucht, die ich mir nicht wünsche: Ich erkenne, dass ich ein Sünder bin. Ich kenne keinen, der das ernst nimmt und nicht heilsam erschrickt über sich selbst. Es gibt die historische Geschichte vom Reiter über den Bodensee, der nicht wusste, dass er über das zugefrorene Eis geritten war. Der Postvogt Andreas Egglisperger reitet am 5. Januar 1573 mit dem Postpferd über den zugefrorenen Bodensee nach Überlingen. Bei seiner Ankunft erschrickt er im Nachhinein so sehr, dass er vom Pferd fällt und stirbt. Das ist gewiss keine fröhliche Geschichte, aber für mich wird sie dennoch zu einem Gleichnis für das, was im Gottesdienst geschehen kann: Im übertragenen Sinn darf auch in mir das auf sich selbst bedachte Ich sterben. Das starke und steile Wort vom Sterben meint, dass ich befreit werde von meinen Gedanken über mich selber. Mein Ich findet ja meistens gute Gründe, warum ich mich so und nicht anders verhalte. Mein selbst bedachtes Ich will nicht sterben. ‚Wovon soll ich denn frei werden‘, sagt es sich, ‚ich bin doch frei, oder?‘ So ist ein Moment des Nachdenkens nötig, dass ich innehalte. Damit sich meine Gedanken über mich selbst ändern können. Damit ich z. B. die Angst sehen kann, von der ich mich antreiben lasse, andere von oben herab zu behandeln. Ich halte inne und erkenne, dass ich vor allem mich selber schützen will, sogar ohne Rücksicht auf Verluste. Rückblickend erkenne ich, wie dringend nötig ich das Erbarmen Gottes habe. Und ich bitte um sein Erbarmen nicht nur für mein Leben, sondern auch für das Leben der anderen, sogar der ganzen Welt. Diese Veränderung geschieht nicht beiläufig, und schon gar nicht automatisch nach liturgischem Schema F. Als wäre das Singen und Beten im Gottesdienst eine Garantie dafür. Doch im Gottesdienst finde ich die Ruhe und den Abstand, auf mich selbst zu schauen. Und ich höre eine Stimme, die mich aus der Enge in eine Weite ruft: Du bist mein lieber Sohn, du bist meine liebe Tochter, an dir habe ich Wohlgefallen. Es ist die enge Stelle im Gottesdienst, die mir hilft innezuhalten. Rückblickend staune ich, wer ich als Sünder bin. Oder besser: Wer ich war. Wem Gott begegnet, den verändert er.
Moses Felskluft
Ein ganz enger Raum spielt auch für Mose eine wichtige Rolle. Mose ist müde. Er hat das Volk Gottes aus der Gefangenschaft in die Freiheit durch die Wüste geführt, aber die Israeliten sind mit nichts zufrieden. Mose ist ratlos und einsam. Er geht auf einen Berg. Dort hofft er, Gott zu begegnen. Von Angesicht zu Angesicht. Um Kraft zum Weitermachen zu finden. Deshalb bittet er Gott: Lass mich deine Herrlichkeit sehen! Gott sehen, unmittelbar, von Angesicht zu Angesicht – die große Sehnsucht des Mose. Doch dann heißt es:
Und Gott sprach (…): Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht.
Gott sehen, das totale Erkennen Gottes, überlebt niemand, so verstehe ich diesen Gedanken. So wie auch kein Mensch die ganze Wahrheit über sich selbst ertragen könnte. Denn Gott erkennen und sich selbst erkennen sind die beiden Seiten einer Medaille. Es wäre wie im Feuer verbrennen, wenn man die totale Wahrheit über sich selbst erfahren würde. Doch Gott kommt Mose entgegen:
Siehe, es ist ein Raum bei mir, da sollst du auf dem Felsen stehen. Wenn dann meine Herrlichkeit vorübergeht, will ich dich in die Felskluft stellen und meine Hand über dir halten, bis ich vorüber gegangen bin. Dann will ich meine Hand von dir abtun, und du darfst hinter mir hersehen, aber mein Angesicht kann man nicht sehen.
Da ist ein Raum bei mir, da sollst du auf dem Felsen stehen. Es klingt, als könnte der Mensch auf dem Felsen stehend etwas von der Freiheit atmen, die nur Gott möglich ist. Aber ungeschützt im göttlichen Wind der Wahrheit und vollkommener Freiheit stehen – das kann der Mensch nicht. Als Gott in seiner Herrlichkeit vorübergeht, verbirgt er Mose in einer Felskluft, in einem Schutzraum. Er hält seine Hand über ihn. Nur so kommt Mose durch. Wie durch ein Wunder bewahrt, von Gottes Hand geschützt.
Die Felskluft des Mose ist für mich wie die Engstelle im Gottesdienst: Völlig schutzlos wäre ich einem totalen Urteil ausgeliefert. Die völlige Wahrheit über mich als Sünder könnte ich nicht aushalten. Deshalb Kyrie eleison, Herr, erbarme dich. So höre und erhoffe ich seine Stimme: ‚Du bist mein Kind. Fürchte dich nicht.‘
Wer Gott begegnet, wird verwandelt
Sünder und Sünderin sein, Kyrie eleison, Engstelle, selbstbedachtes Ich – das klingt erstmal auch eng. Und ich kenne viele, die von sich sagen, sie kommen ohne all das aus. Mich erinnert diese Haltung an die Geschichte des Hermias, der sich nicht unter die Sünder einreihen will. Er zieht sich auf eine Steinsäule zurück, weil er meint, das würde Gott gefallen. Säulenheilige gab es tatsächlich, vor allem im 4. und 5. Jahrhundert nach Christi Geburt. Damals wurden sie verehrt
Hermias ist ein angesehener Bürger und Statthalter. Dennoch entsagt er all seinen Ämtern und Pflichten und verharrt dreißig Jahre lang auf einem hohen Steinfelsen als Säulenheiliger. Tapfer hält er allen Versuchungen stand. Die Leute versorgen ihn mit Essen und erzählen ihm dies und das. Was so in der Welt passiert. Doch die Stimmung des Hermias bleibt düster. Die Welt ist in seinen Augen schlecht. Doch dann hört er eines Tages durch eine göttliche Stimme von einem Menschen, der so etwas wie ein Heiliger sei. Sein Name ist Pamphalon. Hermias beschließt, diesen Menschen kennenzulernen. Also steigt er von seiner Säule herunter und macht sich auf den Weg. In seinen Gedanken stellt er sich diesen Pamphalon als einen superfrommen Menschen vor. Als er ihn findet, erlebt er die Überraschung seines Lebens: Pamphalon ist ein Tänzer und Sänger, der seinen Beruf in den Häusern von Prostituierten zur Belustigung ihrer Gäste ausübt.
Bei einem langen Gespräch der beiden zeigt sich, wie gegensätzlich sie leben. Auf der einen Seite der in seiner Frömmigkeit zwar ernsthafte, aber selbstgefällige Säulenheilige Hermias. Und da ist Pamphalon, der eine Mutter von zwei Kindern, die durch menschliche Ungerechtigkeit ins Unglück geraten ist, vor Hunger und Verderben rettet, auch wenn er dabei in den Augen des Hermias unmoralische Dinge tut.
Pamphalon weiß nicht, wer Hermias in seinem früheren Leben einmal war. Dennoch hält er dem Hermias einen Spiegel vor Augen, ohne es bewusst zu wollen. Er erzählt nämlich von der unglücklichen Mutter, die um Gerechtigkeit gefleht, aber von ihren Bekannten nur die Auskunft erhalten hatte:
Ja, wenn unser damaliger Vorgesetzter Hermias noch auf seinem Posten wäre, würde er, als ein gerechter und mildherziger Mensch, vielleicht für dich eingetreten sein und hätte es nicht so weit kommen lassen; er ist jedoch ein Sonderling geworden, um nur mehr an seine Seele denken zu können. Grausamer Greis. Verzeihe ihm der Himmel seine einsiedlerische Eigenliebe.
(Nikolai Leskow. Der Gaukler Pamphalon. Reclam-Verlag Stuttgart 1973)
Hermias begreift, dass er nur auf sich bedacht war. Dass sein selbstbedachtes Ich sterben muss. So lässt sich der betagte Hermias als Ziegenhirt anstellen. In seiner Todesstunde sieht er in großen hebräischen Buchstaben das Wort ‚Eigendünkel’ über das ganze Himmelsgewölbe geschrieben. Diese Schranke verwehrt ihm den Eingang in die Ewigkeit. Doch Pamphalon kommt zu ihm, fährt mit seinem Mantel über das Wort und wischt es vom Himmel. Hand in Hand fliegen beide der Ewigkeit zu.
Wer Gott begegnet, wird verwandelt.