Hiob auf dem Misthaufen
"Ist’s etwas Großes, dass die Engel Gott loben?"
Diese Frage stammt von Gerhard Tersteegen, einem Mystiker aus dem 18.Jahrhundert. In diesem Jahr ist es für mich eine Frage geworden. Ich habe im Frühling vor einem Altarbild gestanden, das ausschließlich musizierende Engel zeigt. Sie stehen eng beieinander, in schönen Kleidern aus edlem Samt und Brokat und man hört förmlich ihre Trompeten, Flöten, die Laute, die Fidel, die Harfe und den Psalter.
Sie stecken die Köpfe zusammen und sind ganz versunken. In einem Museum sind sie mir ins Auge gefallen und ich konnte mich nur schwer von ihnen lösen. Auch wenn ich in eine Kirche gehe: Engel fallen mir zuerst ins Auge. Ob sie lächeln, ob sie grüßen, ob es kleine pausbäckige Putti sind oder majestätische Wesen, beflügelt, mit Botschaften aus einer anderen Sphäre. Engel haben mich im Nu erobert. Und beim Abendmahl singe ich gerne zusammen mit ihnen das Sanctus.
Es ist nicht überliefert, wie Teerstegen dazu gekommen ist, über Engel zu sinnieren und ob es etwas Großes ist, dass sie Gott loben. Er hat jedenfalls eine überraschende Antwort parat. Er sagt:
"Nein", daran ist nichts Großes. "Denn wenn wir an ihrer Stelle wären, würden wir es auch tun – aber ich meine, dass Hiob auf dem Misthaufen – mit seiner Erfahrung von Tod und Krankheit – Gott lobte, das war etwas Großes und dieses Lob gefiel Gott besser als das Lob der Engel." (1)
Hiob auf dem Misthaufen. Tersteegen hat die biblische Figur vor Augen, die alles verliert, Ländereien, Besitz, Reichtümer und auch all das, was am meisten weh tun: alle seine Kinder sterben. Seine Söhne und Töchter. Alle, die ihm lieb sind. Auch seine Tiere. Er selbst und seine Frau bleiben am Leben, und doch nicht wirklich beieinander. Hiob auf dem Misthaufen wird krank, ein Aussätziger des Leidens.
Wie viele Hiobs hat jede und jeder von uns in diesem Jahr erlebt? Die Ukrainerinnen und Ukrainer in den U-Bahnschächten von Kiew, Familien, Nachbarn, Fremde als Schicksalsgemeinschaft in Luftschutzbunkern. Frauen und Männer auf den Straßen Teherans, die weggesperrt werden. Christinnen und Christen im Irak in ihren zerstörten Kirchen. Eltern, die ein Kind verloren haben und nur noch ein Grab haben. Wir konnten gemeinsam Zeugen und Zeuginnen sein, dass Hiobsmenschen immer unter uns wohnen. Klagen, klagen, klagen. Mit Gott Schluss machen. Und doch an Gott hängen. Oder zumindest doch wieder das Leben lieben und loben als größte Gabe. Und manchmal auch Gott selbst, der es schenkt.
Gott loben. Auf dem Misthaufen. Das ist wirklich etwas Großes.
Ein Adventslied auf dem Misthaufen einer Zivilisation
Es gibt ein Adventslied, das genau dort geschrieben worden ist. Auf dem Misthaufen einer Zivilisation, die es nicht mehr wert war, diesen Namen zu tragen.
"Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern".
Geschrieben hat es ein Mann, der das Leben eigentlich noch vor sich hat. 1938, da ist Jochen Klepper gerade 35 Jahre alt. Unauffällig, eher schmächtig und klein, dunkelhaarig und dunkeläugig, mit hoher Stirn, markanter Nase und einem nachdenklichen Blick in den Augen. Die Ärzte haben ihm von Anfang an nicht viel Lebenszeit zugemessen.
Alt würde der schwache, kränkelnde Junge wohl nicht werden, so sagen sie. Nicht einmal in die Schule kann er gehen, er wird im Haus eines Lehrers wohnen und dort unterrichtet. Jochen Klepper überlebt, wird ein junger Erwachsener mit Talent und Intelligenz. Journalist, Radiomacher, Schriftsteller. "Der Kahn der fröhlichen Leute" – sein erster Roman, eine Liebeserklärung an die Oderlandschaft und die dort verbrachte Kindheit. Erfolgversprechend, fröhlich könnte auch sein eigenes Leben verlaufen. Doch er ist hin- und hergerissen zwischen Künstlerleben und bürgerlich geordneter Pfarrerslaufbahn, wie der Vater sie vorlebt. Und sein Lehrer beginnt mit dem jungen Jochen eine langjährige homoerotische Beziehung. Eine Zerreißprobe für den obrigkeitshörigen Pfarrerssohn.
Schuldgefühle, Depression. Sich ausleben kommt auf die Dauer nicht infrage, er will eher nicht mehr leben. Mit Mitte zwanzig begegnet er dann einer Frau, die ihm emotionale und finanzielle Sicherheit bietet. Johanna Stein aus Nürnberg, 13 Jahre älter als er. Verwitwet. Jüdin. Mutter zweier Töchter, Brigitte und Renate. Es ist 1933. Die Nationalsozialisten nehmen Deutschland in Besitz. Jochen Klepper heiratet kurz vorher eine Jüdin. Seine bürgerliche deutsche Familie bricht mit ihm, empfindet Scham und Schande. Er verliert wegen seiner sogenannten Mischehe seine Anstellung beim Radio in Berlin.
Aber er zögert nicht. Und er bereut es auch später nicht. Kein Zuwarten. Keine Kompromisse. Auf die Liebe dieser Frau und ihrer Kinder will er nicht verzichten, wenn Gott bei ihm bleibt und ihm den Menschen lässt, der immer noch das Ja des Lebens über ihm aussprechen kann, auch wenn die ganze Umwelt "Nein" zu ihm sagt. So schreibt er es in sein Tagebuch. Mich berührt die Liebesfähigkeit dieses Mannes. Seine Bindungsfähigkeit – komme, was wolle, er bleibt. Bei Gott und bei seiner Familie. Und findet eine Sprache für beide Lieben. "Das Ja des Lebens über einen anderen Menschen sprechen" – so beschreibt er aufs Schönste die Liebe eines Paares.
In seinem Adventslied "Die Nacht ist vorgedrungen" ist es dann die göttliche Liebe. Sie kommt als Licht, als Stern in der Nacht, so wie auch Liebespaare manchmal einander nennen. Himmelsstern. Klepper sagt "Morgenstern". Und das hat viele Gründe.
Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern
So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern.
Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein
Der Morgenstern bescheinet auch deiner Angst und Pein. EG 16,1
Loben in verschlüsselter Sprache
Die Nacht, der Morgenstern. Alltagsphänomene, die den Rhythmus des Lebens auf der Erde vorgeben, für alle Lebewesen. Der Morgenstern ist meistens der Planet Venus. Denn Venus leuchtet am Himmel heller als andere Sterne und Planeten. Sie kreist innerhalb der Erdbahn um die Sonne, bewegt sich auf ihrer Bahn aber schneller als die Erde, überholt also unseren Planeten. Bei der Annäherung an die Erde steht sie östlich der Sonne und erscheint als "Abendstern" am Himmel. Hat sie die Erde überholt und entfernt sich wieder von ihr, steht die Venus westlich der Sonne und erscheint als "Morgenstern" am Himmel. Als Licht in dunkler Nacht, zu dem Zeitpunkt, da die Nacht am dunkelsten ist, kündet der Morgenstern den neuen Morgen an. Die Nacht außen, die Nacht im Inneren, die Schlaflosigkeit, die Trostlosigkeit, die Schwärze der Gedanken. Die Nacht, in der die Welt immer wieder versinkt.
Ich entdecke in diesen Zeilen von Jochen Klepper auch eine verschlüsselte Sprache, wie man sie in Diktaturen sprechen muss. Botschaften, Schlüsselworte wie U-Boote versenkt, die nur im Tieftauchgang entdeckt, von Eingeweihten und Unterdrückten verstanden werden. Der "Morgenstern" aus der Bibel ist so ein Schlüsselwort. "Ich bin der helle Morgenstern", ist auch eines der berühmten Ich-bin-Worte von Jesus. (Offenb. 22,16), er möge in unseren Herzen aufgehen, heißt es in einem Brief im neuen Testament (2. Petr.1, 19).
Wer diese Zeilen kennt, versteht, was Jochen Klepper in seinem Lied sagt. Und ich denke, er will zuallererst sich selbst, seiner Familie und allen Bedrängten seiner Zeit in verschlüsselter Sprache etwas Tröstliches mitteilen. Der Morgenstern erscheint jedem Menschen, jede und jeder kann ihn am Himmel sehen. Das ist eine Tatsache. In christlicher Zeichensprache ist er das Licht für jeden Menschen in seiner Angst und Pein. Poetische Sprache als Geheimcode. Widerstandsfähig nach außen und tröstend nach innen. Ich habe die Kirche in Siebenbürgen so kennen- und lieben gelernt von Kind auf. Sie war meine Gegenwelt in einer Diktatur.
Hier wurde eine Seelensprache gesprochen, verschlüsselt und gehaltvolle Worte wie "Morgenstern" tradiert, jede und jeder Einzelne gesegnet, wir haben Lieder gesungen, die das weitergeben: dass die Nacht nicht endlos ist und wie man sie überstehen kann. Das ist Lebenswissen, das auch Jochen Klepper weitergibt an alle, die heute seine Lieder singen. Dass Christus, der Morgenstern, die eigene Angst und Pein bescheint und die seiner Lieben – das ist der Grund, Gott zu loben auf dem Misthaufen seiner Existenz. Und ich glaube ihm jedes Wort, es ist durchlitten und erlebt. Die Nacht und das Licht. Die Klage und das Lob!
Aus dem Gotteslob kommt die Kraft zum Widerstand
Anfang März dieses Jahres. Ein ukrainisches Mädchen ist mit ihrer Familie und vielen anderen in einem Schutzbunker untergebracht. Zwei Wochen vorher ist der Krieg in ihr Leben eingebrochen. Mit glasklarer Stimme fängt sie an zu singen, das Lied "Lass jetzt los" aus dem Film "Die Eiskönigin". Frei zu sein, die Kälte auszuhalten und irgendwie standzuhalten, der Kälte. Der Kälte dieses Krieges. Das drückt dieses Kinderlied aus.
Es ist kein religiöses Lied, es ist nicht einmal sicher, ob die Umstände, unter denen dieses Video entstanden ist und um die Welt ging, wirklich wahr sind. Die Wahrheit liegt hier allein in der Wirkung. Es hat sehr viele zu Tränen gerührt und vielleicht diesen tiefen Punkt in ihrer Seele erreicht, wo das Leben aus dem Tod aufersteht, und man Gott loben möchte und muss, auf dem Misthaufen. Denn aus diesem Lob kommt die Kraft zum Widerstand.
Im Loben übersteigen wir den Alltag, übersteigen wir, was vor Augen ist. Tun wir einen Schritt über die Welt hinaus. Einen ersten Schritt in eine mystische Reise. Staunen, Freude, überwältigendes Glück – dass ich da bin, dass ich auf dieser Erde, unter diesem Himmel lebe, meinen Platz einnehme und sein darf. Und dass mich unfassbare Schönheiten, Geheimnisse umgeben, ein fein gesponnenes Lebensnetz. Vielleicht auch eine große Liebe mein Leben erfüllt. Staunen im Sinne des Bibelwortes: Und siehe, es war sehr gut. Oder in Adventssprache ausgedrückt: Hosianna, gelobt sei, der da kommt im Namen Gottes. Tochter Zion, freue dich! Es sei Lob gesungen dem hellen Morgenstern!
Gott loben ist nicht unsere erste Natur. Es kommt als Imperativ in unser Leben. Sing! Lobe! Ich empfinde das als eine tiefe Wahrheit. Gott loben ist etwas ganz Anderes, als wir gemeinhin unter Lob verstehen. Wir loben einander für gute Taten, gute Eigenschaften, gelungene Perfomance. Und jede und jeder weiß, manchmal kann auch das schönste Lob schal klingen, weil sich der Lobende anmaßt etwas zu beurteilen, wovon er wenig Ahnung hat. Oder weil es von oben herab kommt. Ein Lob, das nur dem Zweck dient, dass ich dann wiederum dem anderen etwas Gutes tue, lässt auch nicht gerade überschäumen vor Glück. Loben ist eine Kunst. Es geht ja gar nicht darum, meine Erwartungen erfüllt zu finden und dann erst kommt mein Lob. Dann bin immer noch ich der Maßstab, immer noch ich hab die Kriterien in der Hand für Daumen hoch oder Daumen runter.
Gott loben bringt mich in eine andere Haltung: in die des "Ohne Warum". "Sunder Warumbe". Mystikerinnen im 13. Jahrhundert haben diesen Begriff geprägt. Sunder warumbe, ohne Grund Gott loben und lieben. So verstehe ich den Imperativ. Sing das Lob. Geh über dich hinaus. Überschreite das Klein-Klein, gib der trägen Seele einen Schubs. Schwing dich auf! Gott selbst ist der Grund und nicht das, was ich als lobenswert erkenne. Im Lob lebt die große Kraft des Widerstandes auf gegen Zerstörung. Gegen Banalisierung, Gegen die Verdinglichung von Menschen, und anderen Lebewesen.
2. Dem alle Engel dienen, wird nun ein Kind und Knecht.
Gott selber ist erschienen zur Sühne für sein Recht.
Wer schuldig ist auf Erden, verhüll nicht mehr sein Haupt.
Er soll errettet werden, wenn er dem Kinde glaubt. EG 16,2
Ein Freitod und der segnende Christus
Jochen Klepper hat sich 1942 das Leben genommen. Warum? Seine ältere Stieftochter Brigitte hat kurz vor Kriegsausbruch über Schweden nach England ausreisen können. Stieftochter Renate will er 1942 die Ausreise aus Nazi Deutschland ermöglichen. Ist er auf die Schikane von Behörden gestoßen, wie viele damals? Oder war es der Vernichtungswille der Beamten? Die Ausreise für den Teenager wird jedenfalls untersagt und das Ehepaar Klepper weiß genau, dass diese verpasste Chance das Todesurteil bedeutet. Nach einer persönlich erteilten Auskunft des Reichsinnenministers müssen sie zudem davon ausgehen, dass Mischehen zwangsweise geschieden werden sollen. Jochen könnte sich davonmachen – wie das viele Männer damals tun, die mit jüdischen Frauen verheiratet sind und viele Frauen, die mit jüdischen Männern verheiratet sind. Er könnte seine Liebe verleugnen und seine Frau und sein Stiefkind den Nazis überlassen. Für seine Frau und seine Tochter würde das bedeuten: Abtransport ins Konzentrationslager. Auschwitz.
Jochen Klepper wählt den Freitod in der Nacht zum 11. Dezember 1942, heute vor 80 Jahren. Schlaftabletten und Gas - mit den Menschen zusammen, die er liebt. Er verlässt sie nicht. Er hält ihnen die Treue. Am 10. Dezember - als alle Auswege verschlossen scheinen, schreibt er in sein Tagebuch:
"Nachmittags die Verhandlung auf dem Sicherheitsdienst. Wir sterben nun – ach, auch das steht bei Gott – Wir gehen heute Nacht gemeinsam in den Tod. Über uns steht in den letzten Stunden das Bild des segnenden Christus, der um uns ringt. In dessen Anblick endet unser Leben."
Dieser Mensch, der so fest im Glauben steht, wie geht das zusammen, dass er sich das Leben nimmt? Ich finde das zunehmend töricht, so zu fragen. Und Jochen Klepper ist dafür der lebendige Zeuge. Ich sehe hier viel Sehnsucht nach Leben, ich sehe Sorgfalt, Liebe, große Sensibilität. Ich sehe ein Aufbäumen gegen staatliche Gewalt, die sich gegen die eigenen Bürger stellt und eine Todesmaschinerie ohne Gleichen in Gang setzt. Ich sehe, wie Menschen einander das Leben abgraben. Und ich sehe, wie drei Menschen beschließen, das nicht mehr mit sich machen zu lassen. Sie werden der verbrecherischen Staatsmacht nicht den Gefallen tun, über ihre Körper und Seelen zu verfügen. Sie entziehen sich dieser Gewalt. Und das wird für Sie ein Akt der Freiheit. Ein Freitod. Viele haben ihn damals gewählt.
Doch da ist noch was. In der dunkelsten Nacht – der Morgenstern. Der Segnende Christus. Der Stern der Gotteshuld, wie es in der 4. Strophe von Jochens Adventslied heißt.
4. Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr,
von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her. EG 16,4
Der Stern der Gotteshuld
Mit allen wandert der Stern der Gotteshuld. Auch hier verschlüsselte Sprache. Poesie. Verdichtete Sprache, die etwas Erhabenes und Warmes verbirgt und ausströmt. Eine Sprache, die uns frei lässt, gegen alle Verzweckung und Funktionalisierung. Eine Sprache, die uns Würde zuspricht. Der Stern der Gotteshuld. Der Stern der Barmherzigkeit, des Wohlwollens, der Treue. Mit allen wandert er. Und wenn ich auspacke, was er verbirgt, entdecke ich: Du bist nicht allein und du bist gewollt, das Wohlwollen gilt dir.
Ich sehe seit den Anfängen der Pandemie, dass Jugendliche im Dunkel der Nacht versinken und diesen Stern nicht sehen. Die lang übersehenen Hiobsmenschen unter uns. Die Kirchengemeinde, in der wir wohnen, trauert in diesen Adventstagen um einen Jungen, der diesen Stern gekannt hat: Er war jahrelang in der Konfirmandenarbeit engagiert. Bei den Pfadfindern. Im Sportverein. Nach außen hin kein Vereinsamter. Und doch ist der Faden gerissen. Er hat seinem Leben ein Ende gesetzt. Und zurück bleibt tiefe Trauer und Ratlosigkeit. Wann ist er wem entglitten? Wer hat was übersehen?
Wir leben in keiner politischen Diktatur. Und doch gibt es so viel Überforderung, die einen Menschen erdrücken kann. Persönliche Zerrissenheit wie der Jugendliche Jochen Klepper sie gekannt hat. Zukunftsangst, Versagensangst. Was können wir tun, auch als Kirchengemeinde, um dieses Lebenswissen, das uns aus den Liedern von Jochen Klepper begegnet, Jugendlichen weiterzugeben? Depression ist eine Krankheit. Sie ist aber auch eine tiefe spirituelle Krise. Schau dich um, vielleicht auch in den Kirchen. Wo kannst du den Stern der Gotteshuld kennen lernen und sehen, dass er mit allen wandert? Auch mit dir. Wo kannst du das Loben auf dem Misthaufen einüben? Wo erlebst du, dass deine Nacht im Schwinden ist? Wo bekommst du Mut zum Leben?
Mich bringt immer wieder Musik in Kontakt zum göttlichen Grund, der in uns allen ist. Und da kann jede Nacht zu einer Heiligen Nacht werden. O holy night, in der die Sterne leuchten und der Tag ist nicht mehr fern.
(1) EG S. 561
(2) Jochen Klepper: Unter dem Schatten deiner Flügel. Aus den Tagebüchern der Jahre 1932–1942. Hrsg. von Hildegard Klepper. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1956, S. 1133 (Tagebucheintrag vom 10. Dezember 1942)
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