Sie spricht ruhig, überlegt – aber mit einem inneren Feuer, das zwischen den Worten aufglüht. Kerstin Schulze ist nicht nur Missionarin. Sie ist auch Honorarkonsulin der Bundesrepublik Deutschland – auf einem kleinen Inselstaat mitten im Golf von Guinea: São Tomé & Príncipe. Am Samstag, 28. Juni 2025, kommt sie nach Bayreuth. Um 17 Uhr predigt sie im Internationalen Gottesdienst in der Stadtkirche. Und um 20 Uhr erzählen sie und ihr Mann Joachim im Haus der Begegnung (St. Georgen) aus ihrem bewegten Leben.
Von Brandenburg nach São Tomé – eine Geschichte wie ein Roman
Kerstin Schulze wächst in einem brandenburgischen Dorf auf. Religion? Spielt keine Rolle. "Ich bin als Atheistin groß geworden", sagt sie nüchtern. Doch dann begegnet sie dem christlichen Glauben – und einem Mann: Joachim, Pfarrerssohn, aus der Kirche nicht wegzudenken. Was zunächst wie eine Jugendliebe beginnt, wird zur Lebenspartnerschaft – in jeder Hinsicht. Gemeinsam suchen sie ihren Weg. Nicht bequem, nicht geradlinig. Aber voller Vertrauen.
"Ich bin zum Herrn gegangen", sagt Kerstin Schulze leise – und doch so kraftvoll, dass man unwillkürlich aufhorcht.
Der Ort, an dem sie heute wirkt, kam buchstäblich im Traum zu ihr: São Tomé. Eine Vulkaninsel, grün, heiß, arm. "Ich habe São Tomé ganz konkret durch einen Traum gezeigt bekommen", erzählt sie. "Das war keine Idee. Das war eine Berufung." Gemeinsam mit ihrem Mann folgt sie diesem Ruf. Und bleibt.
Heute sind sie seit über 18 Jahren im Dienst für den WEC – den Weltweiten Einsatz für Christus – im Ausland unterwegs. Meist auf São Tomé. "Es ist ruhig dort", sagt Kerstin. Und fügt nachdenklich hinzu: "Man wünscht sich auch so etwas wie eine Ausbildung."
Glauben, der handelt
Was die Schulzes dort tun, geht weit über das hinaus, was man sich unter Mission vorstellt. Sie helfen beim Aufbau theologischer Ausbildungsstätten. Sie kümmern sich um medizinische Versorgung. Und sie setzen sich für Kinder ein, die sonst durchs Raster fallen würden.
Aktuell planen sie gemeinsam mit deutschen Hochschulen ein Kindergartenprojekt. "Das Gebäude ist marode, fällt fast in sich zusammen", sagt Kerstin Schulze. "Wir wollen den Kindern und Vorschullehrern ein neues Zuhause geben. Ein Dach über dem Kopf – wo es nicht reinregnet. Und sei es von oben oder von der Seite."
Mission und Konsulat – Brücken bauen in alle Richtungen
Neben ihrer Tätigkeit als Missionarin ist Kerstin Schulze auch Honorarkonsulin. "Durch unsere Gabe des Networkings haben wir Kontakt in unterschiedliche Teile der Gesellschaft", sagt sie. Sie hilft Deutschen vor Ort, vermittelt Kontakte, sorgt für Verständigung – auch zwischen Behörden und Herzen.
"Ich glaube, wenn man wirklich etwas verändern will, muss man präsent sein", sagt sie. Und man glaubt ihr jedes Wort. Denn sie spricht nicht in gelernten Phrasen, sondern aus Erfahrung.
Wer Kerstin Schulze erleben will, sollte sich den 28. Juni rot im Kalender anstreichen. Um 17 Uhr predigt sie im Internationalen Gottesdienst der Stadtkirche. Um 20 Uhr erzählen sie und ihr Mann in der Begegnungsstätte St. Georgen aus ihrem Leben – und beantworten Fragen.
Ein Abend, der nicht von Fernweh lebt, sondern von Hingabe. Von einem Glauben, der handelt. Und von einer Liebe, die sich nicht in Grenzen aufhält – weder geographisch noch menschlich.
Der Glaube als Motor – auch gegen den Status quo
"Wir geben uns nicht gern mit dem Status quo zufrieden", sagen Kerstin und Joachim. "Mit Leidenschaft und Integrität ermutigen wir Menschen, ihr Leben proaktiv zu gestalten – sei es in Afrika oder in Deutschland." Es klingt wie ein Leitsatz. Vielleicht ist es ihr Lebensmotto.
Auf São Tomé bedeutet das ganz konkret: Projekte anstoßen, Strukturen verbessern, Hoffnung schenken. Und dabei immer wieder auch an Grenzen stoßen – finanziell, logistisch, emotional. Doch aufgeben kommt für sie nicht infrage.
"Wir hoffen und beten, dass das möglich wird", sagt Kerstin mit Blick auf das Kindergartenprojekt. "Mit richtigen sanitären Anlagen – Toilette, Bad, Küche, fließend Wasser." Was für uns selbstverständlich ist, ist dort ein Stück Zukunft.
Kerstin Schulze ist keine Frau der großen Reden. Und doch hört man ihr gebannt zu. Weil sie ehrlich ist. Nahbar. Und weil ihre Geschichte eine ist, die Mut macht. Sie zeigt: Auch heute noch können Träume wahr werden. Auch heute noch kann Glaube Berge versetzen – oder zumindest ein Kinderdach neu decken.
Mehr Informationen zur Arbeit von Kerstin und Joachim Schulze
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