Der harte Lockdown ist erst einmal geschafft. Der Präsenzunterricht an den bayerischen Schulen wird wieder hochgefahren. Grundschüler*innen und bestimmte Klassen der höheren Jahrgangsstufen dürfen wieder in die Schule – wenn auch in den meisten Fällen im Wechselmodell, da sonst die Mindestabstände nicht eingehalten werden können.
Religionsunterricht in Corona-Zeiten
Die Schulleitungen standen erneut vor enormen organisatorischen und planerischen Herausforderungen: Wie kann Unterricht und Lernen ablaufen und gleichzeitig die strengen Hygienemaßnahmen eingehalten werden? Vielerorts hatte dies Auswirkungen auf den Stundenplan: Einsatz von möglichst wenig Lehrkräften in den einzelnen Klassen und auch die Durchmischung von mehreren Klassen soll vermieden werden.
Für unser geliebtes Unterrichtsfach Religion heißt das jetzt in vielen Fällen: temporäre Zwangspause für den konfessionellen Religionsunterricht.
Stattdessen werden an vielen Grundschulen die Fachlehrkräfte erst einmal hauptsächlich in der Notbetreuung gebraucht.
Ich persönlich darf weiter Religionsunterricht erteilen, was mich natürlich sehr freut. Unter Berücksichtigung aller Vorsichtsmaßnahmen wurde für Religion ein überkonfessionelles Alternativmodell gefunden: Ich unterrichte die evangelischen und katholischen Kinder einer Klasse, damit die Durchmischung vermieden wird.
Doch was ist, wenn der Religionsunterricht gar nicht mehr möglich ist?
Ich möchte gerne 5 Ideen und Möglichkeiten benennen, die Schüler und Schülerinnen dennoch zu erreichen und den Religionsunterricht nicht völlig aus dem Bewusstsein verschwinden zu lassen.
Denn gerade in diesen turbulenten und ungewissen Zeiten brauchen vor allem die Kinder und Jugendlichen eine Botschaft, die ihnen Hoffnung und Zuversicht gibt.
1) Angebot der Seelsorge: Sprechstunde oder Postkarten
Auch Kinder und Jugendliche brauchen Balsam für die Seele. In Form eines Ansprechpartners und mit dem Angebot, ihre Gedanken und auch Sorgen loswerden zu können. Hier bietet es sich an, eine feste Sprechstunde einzurichten, über die alle Schüler*innen in einem kurzen Infobrief informiert werden. Es empfiehlt sich, einen festen Rahmen zu kommunizieren: Tag, Uhrzeit und Raum. Oder auch Gespräche individuell per Telefon oder E-Mail zu vereinbaren.
Eine Alternative kann sein, einen Briefkasten an einem zentralen Ort im Schulhaus anzubringen, in den die Kinder und Jugendlichen Briefe mit ihren Anliegen oder Gedanken einwerfen können. Einzelne Gespräche können hier natürlich auch nach Bedarf vereinbart werden.
2) Gedanken zum Hören und Sehen: Impulse & Videos für die Klassen
Regelmäßige Grußbotschaften und kurze Impulse können Möglichkeiten sein, die Schüler und Schülerinnen zu stärken und ihnen Zuversicht zu geben. Das kann mithilfe von selbstgedrehten Videos erfolgen, die den Klassen von ihren Klassenleitungen über den Beamer gezeigt werden oder auch in Form gesprochener Impulse, die über die Sprechanlage der Schule alle Klassenzimmer erreichen.
3) "Analoge" Materialien für Zuhause
Nachdem das digitale Material in der Zeit des Distanzunterrichts eine große Rolle gespielt hat, kann man nun den Kindern und Jugendlichen auch wieder "Material zum Anfassen" vorbereiten und in liebevoll gestalteten Tüten oder Umschlägen austeilen oder auf dem Platz hinterlegen: Grußbotschaften, Erzählungen, Rätsel, Arbeitsblätter und vieles mehr.
4) Reli-Wand im Schulhaus
Im Eingangsbereich oder in der Aula könnte eine Reli-Wand entstehen, an der im Wechsel verschiedene Themen bunt und ansprechend gestaltet werden. Mit Bildern, Texten oder Liedern zum Abspielen wird den Schüler*innen ein bestimmtes Thema (z.B. "Wer war Jesus?") auf spannende Art und Weise vermittelt. Eine schöne Idee ist es, wenn auch eine Kleinigkeit für die Kinder und Jugendlichen zum Mitnehmen vorbereitet ist.
5) "Digitale" Materialien für Zuhause
Wenn der Religionsunterricht in Präsenz nicht stattfinden kann, ist es natürlich möglich, den Schüler*innen weiterhin digitales Material zum Beispiel über die interne Schulcloud oder eine Padlet-Pinnwand für Zuhause zur Verfügung zu stellen. So kann ein Thema oder eine biblische Geschichte digital aufbereitet werden, um für die Kinder und Jugendlichen trotz der Situation Religionsunterricht stattfinden zu lassen.