"Die Konfirmation ist ein großes Aushängeschild für jede Gemeinde": Das sagt der Bad Godesberger Pfarrer Oliver Ploch über den Tag, den in den kommenden Wochen wieder rund 150.000 junge Menschen erleben werden.
Konfirmationen gehören zu am besten besuchten Gottesdiensten
Der Festgottesdienst zur Konfirmation gehörte vor der Corona-Pandemie zu den am besten besuchten Gottesdiensten in evangelischen Kirchen. Es sei schön, wieder in normalere Bahnen zurückkehren zu dürfen, sagt Ploch. Andererseits musste kein Jahrgang auf so viel verzichten: Keine Freizeit, kein Praktikum, nicht mal ein Elternabend war möglich, sagte der Pfarrer.
"Außerdem hatte ich die Jugendlichen in ihrem Unterrichtsjahr nie ohne Maske gesehen. Ich kannte sie quasi gar nicht mit ihrem richtigen Gesicht."
Viele Pfarrerinnen und Pfarrer geben sich daher besondere Mühe, den Gottesdienst mit viel Liebe vorzubereiten, sagt Ploch. "Festlich, aber zugewandt und interessant" soll der Gottesdienst sein. "Wichtig ist, dass die Jugendlichen und ihre Angehörigen einen Tag erleben, den sie nie vergessen werden", sagt er. Das Sonntagsblatt erklärt, worauf es dabei ankommt und was Gottesdienstbesucher wissen müssen.
1. Was ist die Konfirmation?
Die Konfirmation ist ein Familienfest. In vielen Familien markiert die Konfirmation den Entwicklungsschritt vom Kind zum Jugendlichen. Es ist daher nicht nur für die Jugendlichen, sondern auch für deren Eltern, Geschwister, Großeltern und Paten ein wichtiger Anlass. Nach dem Gottesdienst laden Familien ihre Gäste meist noch zum Essen ein und lassen den Tag gemeinsam ausklingen.
Die religiöse Bedeutung der Konfirmation leitet sich aus der Bedeutung des lateinischen Wortursprungs "confirmatio" ab. Das bedeutet Befestigung, Bestärkung und meint, dass die junge evangelische Christen "ja" zu ihrer Taufe sagen. Konfirmierte dürfen Taufpaten werden und können in einigen Landeskirchen an der Presbyterwahl teilnehmen.
2. Wer lässt sich konfirmieren?
Evangelische Mädchen und Jungen gehen in der Regel im Alter von 13 oder 14 Jahren zur Konfirmation. Im Jahr 2020 waren es laut der aktuellen Statistik der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) 156.078 junge Leute, die konfirmiert wurden. Das seien weit über zwei Drittel aller evangelisch getauften Jugendlichen, sagt die Leiterin der Bildungsabteilung im EKD-Kirchenamt, Birgit Sendler-Koschel.
Der Konfirmation voraus geht ein ein- oder zweijähriger Konfirmandenunterricht, in dem die Jugendlichen in Grundlagen des Glaubens unterwiesen werden. Sie lernen, was Taufe und Abendmahl bedeuten, befassen sich mit der Bibel und beschäftigen sich mit wichtigen Gebeten und Texten wie dem Vaterunser, den Zehn Geboten und dem Glaubensbekenntnis.
3. Entscheiden sich junge Menschen wegen des Geldes für die Konfirmation?
Oft wird Mädchen und Jungen unterstellt, dass sie sich hauptsächlich wegen der zu erwartenden Geldgeschenke für eine Konfirmation entscheiden und nicht wegen des Bekenntnisaktes. Diesen Vorwurf kennt auch Theologin Sendler-Koschel. Sie verweist auf wissenschaftliche Ergebnisse. Eine noch nicht publizierte Konfi-Studie zeige: Wer sich heute für die Konfirmation entscheide, tue es bewusst.
4. Was passiert während des Gottesdienstes?
Im Zentrum des Gottesdienstes steht die Einsegnung der Konfirmanden. Von Anfang an sind die persönliche Segnung und der Zuspruch eines individuellen Bibel-Spruches Bestandteile der Konfirmation gewesen. Die Konfirmanden bekennen vor dem Segen ihren Glauben und sagen "ja" zu einem Leben als mündiger Christ. In vielen Gemeinden wird das Abendmahl, das zur Konfirmation dazugehört, schon einen Abend vorher gefeiert. Dadurch verkürzt sich die Dauer des Gottesdienstes auf etwa 1,5 Stunden.
5. Muss ich als Besucher etwas beachten?
Als Gottesdienstbesucher ist man Teil der Gemeinde, und die Gemeinde ist kein Publikum. Viele Gemeinden engagieren einen Fotografen, der während des Gottesdienstes Fotos macht. Eigene Fotos mit dem Smartphone aufzunehmen, ist daher unnötig und wird nicht gerne gesehen.
"Angehörige, die sonst nie zur Kirche gehen, sind trotzdem bereit, sich auf alles einzulassen, was im Gottesdienst passiert", sagt Pfarrer Ploch.
"Sie rechnen damit, dass es in der Kirche langweilig zugeht, und dann sind sie überrascht, dass etwas Existenzielles geschieht."