Der evangelische Landesbischof von Bayern, Heinrich Bedford-Strohm, hat am Montagabend das Bibelprojekt #glaubstdu eröffnet. Er stellte sich in einer Zoom-Konferenz den Fragen von mehr als 60 Teilnehmenden. 

Der Bischof präsentierte sich gewohnt redefreudig und ging ausführlich auf alle Fragestellungen ein. Diese umfassten eine weite Spanne: Von basalen Fragen, wie der, ob es Engel oder die Hölle gebe, bis hin zur doppelten Prädestination des Menschen, einer komplexen theologischen Theorie von Martin Luther. Von feministischer Theologie bis hin zur Frage, wie der Teufel ins Paradies kam – kurzum, ein bunter Strauß an Themen. 

Auftakt für #glaubstdu

Der Veranstaltung war der offizielle Auftakt von #glaubstdu. Es handelt sich dabei um das neue mediale Großprojekt des Evangelischen Presseverbands (EPV) für Bayern. Die Serie wird "Grundsätzliches zur Bibel bieten", erklärte Sonntagsblatt-Chefredakteur Helmut Frank. Sie funktioniert crossmedial, weshalb es neben 50 Artikeln in der gedruckten Ausgabe plus weiteren Stücken online auch Specials wie Podcasts, Videos, Online- und Live-Events sowie eine Ausstellung geben wird.

Bedford-Strohm ist Schirmherr von #glaubstdu. Die Frage nach den Engeln beantwortete der Theologe übrigens wie folgt:

"Wer wissenschaftlich aufgeklärt denkt, weiß, dass der Verstand seine Grenze hat."

Eindeutiger beantwortete der Landesbischof die Frage, ob es Jesus wirklich gegeben habe. Da auch nicht-christliche Quellen seine Existenz belegten, sei der Konsens der Historiker*innen in dieser Frage groß.

Jesus ist kein Humanist

Ein Teilnehmender wollte wissen, warum es ein Jüngstes Gericht brauche, Christus habe doch alle erlöst? Die diesbezüglichen Texte in der Bibel seien für ihn Warnschilder, erklärte Bedford-Strohm:

"Ein Straßenschild für Schleudergefahr will nicht sagen, dass der Autofahrer bestimmt gleich am Baum landet, sondern es mahnt, vorsichtig zu sein."

Der Teufel wiederum sei die personifizierte Form des Abkommens vom rechten Weg.

Außerdem erklärte Bedford-Strohm, was das Christentum dem Humanismus voraus habe: die faszinierende Geschichte von Jesus als "Quelle der Hoffnung".

"Ich könnte nicht damit zurechtkommen, dass Jesus ein weiterer gescheiterter Humanist ist."

Er glaube, dass er auferstanden sei. 

Keine Feindseligkeit gegen Judentum und Islam

Auch über sein Verhältnis zu anderen Religionen wie dem Judentum und den Islam sprach Bedford-Strohm – und erteilte dabei jedweder Anfeindung eine Absage. So widersprach er der antijudaistischen Interpretation, das Alte Testament kenne nur einen strafenden, das Neue dagegen nur einen liebenden Gott. Auch Muslime verteidigte er gegen pauschale Vorwürfe aufgrund der Taten und Aussagen einzelner Fundamentalisten. 

Überhaupt sehe er es als ein Zeichen eines gefestigten Glaubens an, anderen Glaubensinhalten offen und auf Augenhöhe zu begegnen. So erzähle er seinen muslimischen Freunden von Kreuzigung, Tod und Auferstehung – nicht, um sie davon zu überzeugen, dass sein eigener Glaube besser sei, sondern um dann auch zu hören, was sie davon hielten. 

(mit Material von epd)

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