Sieben Punkte winken für das Einsammeln und Entsorgen von fremdem Müll, 16 Punkte sind es für diejenigen, die es schaffen, ihren Speiseplan eine Woche lang mit saisonalen Zutaten zu ergänzen - und gleich 55 Punkte bekommt, wer eine Stunde spazieren geht und dabei sämtliche Elektronik zu Hause lässt.

Bei der Wissensvermittlung zu umweltfreundlichem Verhalten setzt die Klimaschutz-App H.O.P.E auf den spielerischen Ansatz der Gamification. Tägliche und monatliche Herausforderungen, Belohnungen und Auszeichnungen sollen motivieren, am Ball zu bleiben. Ein Ansatz, der im Rahmen der diesjährigen ökumenischen Aktion "Klimafasten" auch Anklang bei der Evangelischen Kirche in Wiesbaden gefunden hat.

Klimafasten mit App

Vom 14. Februar bis 30. März lädt die Aktion unter dem Motto "So viel du brauchst" bereits zum zehnten Mal auf Bundesebene dazu ein, ein "klimagerechtes, schöpfungsliebendes und rücksichtsvolles Leben einzuüben", wie es bei der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) heißt. Jede der sieben Wochen widmet sich dabei einem eigenen Thema wie Ernährung, Mobilität und Energie.

"Wir haben in den letzten Jahren aber festgestellt, dass die Resonanz nicht so groß war", sagt Nicole Nestler von der Evangelischen Kirche in Wiesbaden.

Auf der Suche nach neuen Wegen für die Aktion traf sie auf Konrad Licht, den Geschäftsführer des Start-ups hinter der H.O.P.E-App. Im Vordergrund stand die Idee, das Klimafasten als motivierenden und spielerischen Wettkampf zu gestalten, was die App nun ermöglicht.

Gemeinsame Challenges meistern

Wer mitmachen möchte, muss sich in der App zunächst einem von drei Teams zuordnen - Adler, Schildkröte oder Waschbär -, dann geht es los mit dem Punkte sammeln. "Wir haben die analogen Themenwochen dafür in die App integriert", sagt Nestler. Zu jeder Woche gebe es drei spezifische Challenges, außerdem sollen die 20 Teilnehmer mit den meisten Punkten bei einem kleinen Event im April mit Preisen geehrt werden.

"Dabei kann man dann auch sein Team kennenlernen", betont Nestler. Mit wem man sich beispielsweise im Team Waschbär bis zum Karsamstag um die meisten Punkte bemüht, ist bis dahin lediglich an Vornamen zu erahnen.

H.O.P.E.-App

Die H.O.P.E-App gibt es seit beinahe drei Jahren und wird "permanent weiterentwickelt", sagt Konrad Licht. Der Geschäftsführer hat während seines Ethnologie-Studiums viel Zeit in Afrika verbracht und dabei ein Bewusstsein dafür entwickelt, was es heißt, mit knappen Ressourcen zu leben. Berichte über klimatische Entwicklungen hätten bei ihm "viel in Bewegung gesetzt", sagt Licht.

"Zugleich hat mich immer ein bisschen gestört, wie über die Problematik Klimawandel in den Medien gesprochen wird. Meistens ist das ein Gegeneinander und an Verzicht orientiert, wobei oft verloren geht, dass Klimaschutz auch eine Chance ist." In Kombination mit der Beobachtung, dass im digitalen Raum viel Zeit mit "recht sinnfreien Aktivitäten" verbracht wird, entstand die Idee zur App.

Klimaschutz als Chance

Am längerfristigen Ziel, mit der App eine Art klimafreundliches soziales Netzwerk zu schaffen, arbeitet derzeit ein festes Team von fünf Leuten und rund ein Dutzend Ehrenamtlicher, die regelmäßig helfen. Die App selbst ist kostenfrei, die Finanzierung läuft aktuell über Fördergelder und beispielsweise Kooperationen mit Unternehmen, die eigene Bereiche in der App bekommen.

In dem Projekt stecken aber auch Mittel aus einer Crowdfunding-Phase und viel von Lichts Privatvermögen, erzählt der Geschäftsführer. Jedoch sei es "immer noch der schwierigste Teil, die finanziellen Strukturen aufrechtzuerhalten. Das ist von Quartal zu Quartal herausfordernd", sagt Licht. Die App solle auch zeigen, "dass man sich voll auf das Thema Klimaschutz konzentrieren und damit Erfolg haben kann".

Die Abkürzung H.O.P.E steht übrigens für "Humans On Planet Earth" (Menschen auf Planet Erde) und war als Name für die App und das Unternehmen in wenigen Minuten gefunden. "Wir haben große Visionen und viel Hoffnung, die manchmal fehlt. Deswegen passte bei dieser Idee zum Namen alles zusammen", sagt Licht.

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