Zur Wahl stehen zwölf Königinnen der Instrumente, wie die Orgeln auch genannt werden: Sie wurden von der Deutschen Stiftung Orgelklang im vergangenen Jahr gefördert und als "Orgeln des Monats" gewürdigt. Allesamt stammen sie aus Kirchen von Bayern bis Mecklenburg-Vorpommern, von Thüringen bis Nordrhein-Westfalen. Zu den im Jahr 2019 nominierten Instrumenten zählt auch eine Kirchenorgel aus Bayern: die Georg-Adam-Ehrlich-Orgel aus dem Jahr 1842, die in der evangelischen St. Laurentiuskirche in Steinkirchen steht, einem Ortsteil der evangelischen Enklave Ortenburg. Mit ihren 175 Jahren soll sie eine der fünf ältesten noch bespielbaren Kirchenorgeln in ganz Niederbayern sein.

Befragt man den Passauer Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz nach seiner Einschätzung, so gerät er ins Schwärmen.

"Die Steinkirchener Orgel hat einen betörenden Klang, der auf vielen Achtfüßen basiert", sagt Franz.

Besonders gut zur Geltung komme dieser Klang bei Barockmusik, aber auch bei den Werken der Frühromantik wie von Christian Heinrich Rinck oder Mendelssohn-Bartholdy. "Diese Stücke lassen sich ganz prächtig dort spielen." Viele Organisten hätten die Orgel schon ausprobiert und seien begeistert gewesen.

Auch das Landesamt für Denkmalpflege sieht in dem Orgelwerk in Steinkirchen eine Rarität, weil aus der frühromantischen Epoche von der Orgelbauerfamilie Ehrlich nur noch wenige Originale erhalten sind. Durch die finanziell gut ausgestattete Orgellandschaft in Bayern wurden solche Instrumente meist durch vermeintlich bessere Instrumente ersetzt. Umso mehr sei ein solches Unikat etwas Besonderes und ein wichtiges Zeitdokument. Nikolaus Könner vom Landesamt für Denkmalpflege nannte das Steinkirchener Instrument deshalb einmal ein "Klangdenkmal für ganz Bayern".

Ursprünglich stand die Orgel in der Ortenburger Marktkirche.

Von da wurde sie etwa 1903 in die evangelische Kirche nach Steinkirchen transferiert. Dass der Orgelbauer Georg Adam Ehrlich die Orgel in Ortenburg vermutlich als Prestigeobjekt angesehen hat, kann man bis heute an den besonderen Verzierungen und Intarsienarbeiten im Klaviaturbereich erkennen. Ehrlich baute sonst eher schlicht gestaltete Orgeln. "Aber dieser Auftrag war so lukrativ und wichtig für die evangelische Enklave, dass sich der Orgelbauer richtig ins Zeug gelegt hat", sagt Franz.

Die Orgelbauerdynastie Ehrlich stammte ursprünglich aus der Gegend von Bad Mergentheim und baute in der Barockzeit fast 40 Instrumente. Wenige dieser Orgeln sind heute noch erhalten. Die Familie zog weiter in den niederbayerischen und Oberpfälzer Raum. So baute Georg Adam Ehrlich, der Sohn von Adam Ehrlich, viele qualitativ hochwertige Instrumente in Passau. Zeitgleich war sein Bruder Johann Ehrlich in Landshut aktiv und sein Bruder Anton Ehrlich in Straubing.

2018 musste die Ehrlich-Orgel restauriert werden. Orgelbaumeister Christoph Weber aus Landshut nahm die Arbeiten vor. Dabei wurden nach einer ausführlichen Reinigung auch die Windladen, die Windanlage sowie die gesamte Mechanik grundlegend überarbeitet. Rechtzeitig zu den Steinkirchener Herbstkonzerten 2018 war das Instrument überholt und wieder spielbereit.

Wer den Klang der Ehrlich-Orgel live erleben möchte, hat dazu wieder Gelegenheit bei den Steinkirchener Herbstkonzerten:

Am 11. Oktober um 19.30 Uhr spielt Regionalkantor Claus Kuhn (Osterhofen) an der historischen Ehrlich-Orgel in Steinkirchen. Am 13. Oktober um 16.30 Uhr erklingt das Eröffnungskonzert mit dem Ensemble Auricula und Werken von Bach, Händel und Telemann. Am 15. Oktober um 19.30 Uhr spielt Landeskirchenmusikdirektor Ulrich Knörr an der Ehrlich-Orgel. Am 17. Oktober um 19 Uhr findet der Festgottesdienst zum "Ortenburger Reformationstag" (Marktkirche in Ortenburg) statt. Am 20. Oktober um 16.30 Uhr erklingt das Abschlusskonzert mit dem Duo Shira in Steinkirchen.

Die Auszeichnung "Orgel des Jahres" ist ein Publikumspreis, jeder kann online für seine Lieblingsorgel abstimmen. Die "Orgel des Jahres" ist undotiert und eine Ehrenauszeichnung. Vorgestellt sind die Orgeln unter www.orgeldesjahres.de, die Abstimmung geht bis zum 9. Juni 2019.