Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf den Haushalt der Landeskirche?

Erich Theodor Barzen: Wir planen für dieses Jahr mit einem negativen Ergebnis von rund 131 Millionen Euro, das vor allem auf einen zu erwartenden Rückgang der Kirchensteuer um gut 94 Millionen zurückzuführen ist. Dazu kommen noch eine Minderung der Finanzerträge aus Wertpapieren in einer prognostizierten Höhe von 22,5 Millionen Euro und die außerplanmäßigen Ausgaben zur Bewältigung der Corona-Krise.

Wie sieht dieser kirchliche Rettungsschirm aus?

Barzen: Der Notfonds "Corona-Hilfen der ELKB" unterstützt subsidiär dort, wo staatliche Hilfen nicht oder nicht ausreichend greifen. Wir sprechen deshalb nicht von einem eigenen Rettungsschirm.

Der Notfonds umfasst knapp 30 Millionen Euro und ist in erster Linie als Hilfspaket für die Diakonie und kirchliche Einrichtungen gedacht.

Außerdem werden Mittel aus diesem Fonds eingesetzt für die existenzielle Absicherung von alleinerziehenden oder wohnungslosen Menschen und Rentnern, die durch die Corona-Krise in eine besondere Notlage geraten sind. Unterstützt werden damit auch Schutzeinrichtungen für Kinder und Frauen, Tafeln und Besuchsdienste sowie Hilfsmaßnahmen für Strafgefangene. Ebenfalls geholfen wird kirchlichen Bildungs- und Tagungshäusern, die durch das Kontaktverbot erhebliche Einnahmeverluste zu verzeichnen hatten.

Ist durch die Corona-Krise die mittelfristige Finanzplanung insgesamt tangiert?

Barzen: Die ELKB hat in den zurückliegenden fetten Jahren stets weniger ausgegeben als eingenommen. Die Vorsteuerung, also die restriktive Haushaltspolitik seit 2015, bedeutete Anstrengungen und manchmal auch Schmerzen. Heute wissen wir, dass wir richtig gehandelt haben. In die vor uns liegenden mageren Jahre starten wir jetzt in guter Verfassung.

Als unverrückbarer Grundsatz gilt, dass finanziell wirksame Entscheidungen nicht isoliert gefällt werden, sondern immer mit inhaltlich-strategischen Entscheidungen und Prozessen verknüpft sind. Prioritäten und Posterioritäten entscheidet die Landeskirche deshalb erst inhaltlich und dann finanziell.

Der Landeskirchenrat diskutiert zwei Themenbereiche intensiv: Die theologische Frage danach, wie wir als ELKB aus dieser Krise heraus gehen wollen - zum Beispiel: Kirche gestaltend statt nur Bisheriges rettend. Es geht uns um die konkreten Fragen danach, wo wir konkret Einschnitte machen werden, um an anderen Stellen stark zu bleiben beziehungsweise stärker zu werden.

Der bereits recht weit vorbereitete Haushalt 2021 wird Anpassungen, aber keine drastischen Einschnitte enthalten.

Stattdessen arbeiten wir intensiv und mit Sorgfalt an einem Maßnahmenkatalog, der spürbare Vorschläge für Einsparungen in den kommenden Jahren enthält, dabei aber Erkenntnisse aus dem umfassenden kirchlichen Reformprozess "Profil und Konzentration" (PuK) aufnimmt.

Gilt das auch für millionenschwere Großprojekte wie den geplanten Bildungs-Campus in Nürnberg?

Barzen: Über die Umsetzung der Baupläne wird die Landessynode der ELKB im Rahmen der Beratungen über den Investitionshaushalts entscheiden. Der gewissenhafte Umgang mit den finanziellen Ressourcen, die die Mitglieder in Form von Steuergeldern der ELKB anvertrauen, steht dabei im Vordergrund. Stand der Kalkulation ist, dass ein neu gestalteter Evangelischer Campus Nürnberg langfristig kostengünstiger ist, als die Weiternutzung der Bestandsgebäude unserer Einrichtungen.

Grund dafür sind die Konzentration der Evangelischen Hochschule Nürnberg auf einen einzigen Standort, die bessere und teils gemeinsame Ausnutzung von Flächen sowie die Vermietung eines Teils des Gebäudes an Dritte, die eine Rendite abwirft. Ob und inwieweit sich die Corona-Krise auf den Nürnberger Immobilienstandort auswirken wird, werden wir im Frühherbst klarer abschätzen können als heute. Unsere Berechnungen werden wir dann aktualisieren.

Welche Kriterien gibt es für diese Abwägung?

Barzen: Wichtig ist zuerst die Feststellung, dass wir nach wie vor von dem Konzept eines Campus überzeugt sind. Die Berechnungen zu aktualisieren heißt, wertneutral und unabhängig von den inhaltlichen Aspekten des Projekts zu prüfen, ob unsere Annahmen hinsichtlich Mieten, Immobilienpreisen und Baukosten auch nach der Corona-Krise Bestand haben. Beide Aspekte müssen zusammen kommen.

Während Sie bei derartigen Planungen und Projekten Gestaltungsspielräume haben, ist doch mit dem Personalbereich ein ganz wesentlicher Posten im kirchlichen Haushalt von vornherein festgelegt?

Barzen: Es liegt auf der Hand, dass auch die Kirche nicht auf Dauer mehr ausgeben als einnehmen kann. Die Budgets werden sich an die sich ändernden Rahmenbedingungen wie die Mitgliederentwicklung und Finanzkraft anpassen müssen.

Der Personalaufwand ist der größte Block im Haushalt. Auch sein Volumen werden wir langfristig reduzieren müssen.

Dabei bleibt die Kirche ihren Mitarbeitenden ein zuverlässiger Arbeitgeber. Wir werden Handeln, aber mit Bedacht.