Es ist ungefähr 15 Jahre her, da hat sich die Christusträger Bruderschaft in Triefenstein zusammengesetzt und über ihre Zukunft nachgedacht. "Es war den Brüdern schnell klar, dass es nicht mehr lange so weitergeht", sagt Christoph Zehendner. Jüngere Brüder gab's nur noch selten, die Kommunität wurde immer älter. "Man hat in anderen Gemeinschaften gesehen, wie man es besser nicht macht", erzählt er: "Mit der Vogel-Strauß-Taktik wird es nichts." Also hat man mögliche Lösungen gesucht. Und nun eine gefunden.

Im Prinzip war Christoph Zehendner eine Art Wegbereiter für die nun gefundene Lösung, auch wenn er das so wohl nie sagen würde. Der bekannte christliche Liedermacher hatte immer schon eine enge Beziehung zu den Christusträgern - schließlich waren sie viele Jahrzehnte mit ihrer missionarischen Band im deutschsprachigen Raum unterwegs. Als er vor 15 Jahren im Kloster Triefenstein einzog, war das etwas Neues, denn er gehörte nicht der Bruderschaft an, aber er brachte sich stets mit ein. Heute ist er Pressesprecher der Kommunität.

Frischzellenkultur und Neuausrichtung des Klosters

Die jetzt gefundene Lösung ist eine Frischzellenkur und eine Neuausrichtung des Klosters Triefenstein. Denn die Bruderschaft gibt ihr Zuhause ein Stück weit aus der Hand. Zwar behält die Kommunität die Immobilie an sich, doch der "Betrieb" des Klosters mit Gästehaus, Werkstätten und Programmarbeit geht noch dieses Jahr komplett an ein Team aus drei jungen Menschen über: Marco Gogg (34), der die Geschäftsführung übernimmt, Anna Maria Gerlach (30) als Programmleiterin und Timo Bäcker (38), der als Betriebsleiter im Kloster tätig ist.

Das Trio gehört der Christusträger Weggemeinschaft an, einer Gruppe von Familien mit neun Erwachsenen, acht Kindern und einem Hund, die zum Teil seit dem Jahr 2020 in der Klosteranlage mit den Brüdern leben. Sie gehören nicht zur Bruderschaft, deren Mitglieder nach den drei evangelischen Räten leben, die Jesus seinen Jüngern gegeben haben soll: Keuschheit, Gehorsam und Armut. "Es gibt einen eigenen Bereich der Brüder und einen gemeinsamen Bereich mit uns", sagt Anna Maria Gerlach. Sie lebt mit ihrem Mann seit 2021 dort.

Was reizt junge Familie am klosternahen Leben? "Wir wollten gerne gemeinschaftlich leben", sagt Gerlach: "Und weil viele von uns die Christusträger schon aus ihrer Jugend oder aus ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr kannten, wollten wir das genau hier tun." Es geht dabei um ganz profane Dinge, wie Kinderbetreuung oder die fehlenden Eier für die Pfannkuchen zum Mittagessen. Aber auch um Theologisches:

"Wir wollen Fürsorge in der Weggemeinschaft üben - und dabei Gottes Liebe zusammen in die Welt tragen."

Für das Trio ist das Kloster Triefenstein ein besonderer "Anders-Ort", wo man "mit sich selbst, mit anderen und mit Gott in Kontakt kommen kann". Man wolle helfen, diesen Ort für die kommenden Generationen zu erhalten, wenn die Brüder es nicht mehr alleine schaffen. Dieser Zeitpunkt ist jetzt da: "Wir wollten mehr Verantwortung übernehmen und die Bruderschaft wollte uns mehr Verantwortung geben", sagt Gerlach. Christoph Zehendner ergänzt: "Es ist wie ein Geschenk, eine supergute Fügung, dass es für das Kloster nun diese Perspektive gibt."

Generationenwechsel verändert einiges

Natürlich ändert sich mit einem solchen Generationenwechsel auch einiges. Die Programmarbeit wird zum Beispiel ausgebaut. Man will das Kloster noch stärker als "Auszeit"-Ort von der hektischen, durchgetakteten Alltagswelt bekannt machen. "Immer mehr Brüder erleben die Weitergabe der Verantwortung als eine große Erleichterung", sagt Zehendner. Gleichzeitig spürt das Trio aber keine Verantwortungs-Last, sagen Gerlach und Gogg: "Wir gehen mutig voran und probieren aus - mit offenem Ausgang. Am Ende darf es auch misslingen."

Doch davon gehen die drei nicht aus. Sie glauben "fest daran, dass Orte wie das Kloster Triefenstein Relevanz haben", sagt Gogg. Das würden wohl auch alle unterschreiben, die jemals dort zu Gast waren. Die langjährigen Triefenstein-Besucher jedenfalls sind froh, dass sich die Brüder, die vor rund 40 Jahren ins Kloster Triefenstein gekommen sind, sich nicht fürs "Gesundschrumpfen" und damit für die Aufgabe dieses Standorts entschieden haben. Theoretisch hätte sich die Gemeinschaft auch auf ihre Standorte in der Schweiz zurückziehen können.

Ein wichtiger Punkt ist dem neuen, jungen Leitungs-Trio, das Kloster auch in der Region noch einmal mehr zu verankern. "Die Triefensteiner sprechen von 'ihrem' Kloster, aber die Brüder waren oftmals weit entfernt mit der Band aktiv - oder sind es nach wie vor in ihren sozialen Projekten in Afghanistan und im Kongo", sagt Gerlach. Der "missionale Auftrag" gelte auch vor Ort und in der Region: "Das wollen wir stärken." Und sie wollen sich für den Erhalt des Baudenkmals Kloster Triefenstein Unterstützung suchen - beispielsweise bei Stiftungen.

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