Möglich gemacht wurde der digitale Kirchenführer durch ein Team Ehrenamtlicher in der zwischen 1350 und 1370 errichteten ältesten Laufer Kirche um den Fotografen Walter Oetter, der sich ebenfalls in der Gemeinde engagiert.
"In vielen Kirchenräumen staune ich über die Kunstwerke, die ja im Blick auf Gott hin geschaffen wurden und in denen so viel Liebe und handwerkliche Exzellenz liegt", erklärt der Künstler, der mittlerweile auch im Nebenamt in der Gemeinde angestellt ist, seine Intention.
Oetter fertigte mit einer Spiegelreflexkamera auf einem speziellen Stativ, das für jede Aufnahme jeweils ein Stück weitergedreht wird, rund 200 Bilder an, aus denen mithilfe einer Software ein 360-Grad-Rundumbild möglich gemacht wird.
Schnell die Kirche erschließen
"Zuerst mit dem eigens hierfür eingerichteten WLAN verbinden, dann kann es schon losgehen", freut sich Pfarrer Jan-Peter Hanstein. Der letzte Kirchenführer sei schon jahrelang vergriffen. Als die Frage nach einer Neuauflage aufkam, hatten sich das Pfarrer-Team und die Gemeinde schnell mit der Idee vertraut gemacht, diesen rein digital anzubieten.
"Das ist nicht nur eine technisch witzige Sache, man kann auf diesem Weg auch so viel mehr vermitteln", ist Hanstein überzeugt. Touristen, die auf ihrer Reise nach Lauf "schnell mal hereinhuschen", könnten sich auf diese Weise ebenso schnell die Kirche erschließen.
Digitaler Kirchenführer in Lauf
In der Tat geschieht auf dem Bildschirm einiges, nachdem man den überdimensionalen QR-Code, der an einer Kirchenbank prangt, gescannt hat und sein Telefon jetzt über Wände, Decken und Boden kreisen lässt. Es erscheinen Buttons, mit denen Gemälde, Kruzifixe, der Altar oder der Taufstein gekennzeichnet sind. Wer die Fläche klickt, kommt zu weiterführenden kurzen Texten, mit denen das Geklickte näher beschrieben wird.
Die Besucher erfahren auf diese Weise, dass an der Stelle, wo heute die Johanniskirche steht, bereits um 1275 eine Kapelle war, dass Laufer Familien insgesamt acht verschiedene Altarbilder gespendet haben – und hören sogar mit einem Tonbeispiel, wie die Orgel klingt, die erst im Jahr 1990 in einen barocken Prospekt aus dem Jahr 1667 eingebaut worden war.
Doch das Smartphone weist auch von außen auf wichtige Details hin. Wie auf die auf den ersten Blick unscheinbar wirkenden Wetzrillen an den Kirchenportalen, die auf den mittelalterlichen Glauben an die Heilkraft des Steinstaubs, den man dem Essen beifügte, verweisen. Oder auf die von unten nicht einsehbare Türmerswohnung.
Für weitere multimediale Projekte hat Walter Oetter schon Ideen, auch auswärtige Gemeinden haben schon angefragt. "Ich freue mich über jede Kirche, die ich für Besucher 'aufschließen' darf. Wenn so ein Kirchenführer nach all den Vorbereitungen und dem langen Feilen an den Details dann feierlich präsentiert wird, ist es jedes Mal wieder ein besonderer Moment. Besonders die Markgrafenkirchen finde ich immer einen Besuch wert. Viele davon sind wirklich wunderschön."
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