In vielen Bereichen ist Stiftung hier gefragt. In Gemeinde, im Krankenhaus, im Gefängnis, im Seniorenheim, am Telefon oder in vielen anderen Lebenssituationen in denen Seelsorge von Nöten ist.

Gerade dieses ungewöhnliche von Corona geprägte Jahr 2020 hat gezeigt, wie wichtig es ist Menschen zu haben, die für einen da sind.

Seelsorge im Kirchenkreis Bayreuth

Unter dem Slogan "Anonym. Kompetent. Rund um die Uhr" ist die Telefonseelsorge tatsächlich 24 Stunden am Tag erreichbar. Das dieses Angebot auch dringend notwendig ist, zeigen die rund 7000 Anrufe jährlich.

Themen sind psychische Erkrankungen, Probleme in der Familie oder bei der Erziehung bis hin zu Glaubensfragen.

Das Bemerkenswerte ist jedoch, dass die Telefonseelsorge von ehrenamtlichen Mitarbeitern geleistet wird. Natürlich steht umfangreiche Ausbildung auf dem Plan, bevor man tatsächlich den Dienst am Telefon machen darf.

Ehrenamtliche Mitarbeit

Wir haben mit einer Ehrenamtlichen gesprochen, zum Schutz ihrer Privatsphäre wurde der Namen von der Redaktion geändert. Nur das engste Umfeld weiß von ihrer Tätigkeit

Anja S. arbeitet schon seit über 8 Jahren für die Telefonseelsorge. Über einen Zeitungsartikel wurde sie aufmerksam. Da sie sich schon immer für Menschen und deren Geschichten interessiert hatte, meldete sie sich in Bayreuth.

Wie ist denn die Ausbildung abgelaufen bis Sie zum ersten Mal am Telefon arbeiten durften?

Die Ausbildung ging über ein Jahr mit jeweils dreistündigen Abendeinheiten und drei Wochenenden. Der Kurs wurde durch zwei Leiter geführt (meist ein Mann und eine Frau). Diese Kurse waren sehr intensiv und haben sehr gut auf dieses Amt vorbereitet. So nebenbei konnten wir uns durch diese Ausbildung besser kennenlernen und haben dadurch für unser persönliches Leben profitiert.

Sie machen das ja ehrenamtlich, wie ist da der zeitliche Aufwand?

Die Telefonseelsorge hat eine 24-stündige Verfügbarkeit als Alleinstellungsmerkmal. Deshalb ist dieses Ehrenamt an eine gewisse Verbindlichkeit geknüpft. Wir verpflichten uns aus diesen Gründen zu mindestens 12 Stunden  Dienst im Monat.

Was sind Ihre Beweggründe Telefonseelsorge zu machen?

Mir ist bewusst, dass ich in meinen Lebenskrisen immer Menschen hatte, die an meiner Seite waren. Dieses Privileg haben sehr vielen Menschen nicht. Da wollte ich etwas zurückgeben. Außerdem komme ich sehr nah an Probleme außerhalb meiner "Bubble" und gewinne dadurch eine viel differenziertere Sichtweise auf gesellschaftliche Problematiken.

Was war ihr aufreibendstes Gespräch?

Das kann ich gar nicht so sagen. Die Ausbildung vermittelt uns gut, die Anrufer mit den verfügbaren Sinnen zu "hören", ohne uns zu verlieren. Außerdem haben wir im Hintergrund immer die Leitung, die wir bei "Ungereimtheiten" ansprechen können.

Wie schaut denn so ein Dienst aus? Wo sitzen sie? Von wann bis wann?

In unserer Dienststelle haben wir Einheiten mit jeweils vier Stunden. Nur der Nachtdienst geht über acht Stunden. Wir haben ein Telefonbüro in den TS-Diensträumen. Nach Ankunft und Anmeldung am PC können wir uns aktiv schalten und schon geht es los.

Nach jedem Anruf können wir uns abmelden und Abstand gewinnen, um uns innerlich für das nächste Gespräch bereitzumachen. Nach Beendigung des Dienstes erfolgt die Übergabe an den nachfolgenden TSler.

Die Bayreuther Seelsorge Stiftung

Die Bayreuther evangelische Regionalbischöfin Dorothea Greiner hat die Stiftung vor zehn Jahren angestoßen, um die Telefonseelsorge in Bayreuth zu erhalten und ihr eine Lobby zu geben. Beide Ziele brauchten auch in Zukunft Unterstützung, sagte Greiner: "Denn Seelsorge am Telefon, in Seniorenheimen, Krankenhäusern, Gefängnissen, in Schulen und Gemeinden und vielen Orten rettet Leben und tröstet Seelen, stärkt Gottvertrauen und Lebensmut."

In den vergangenen zehn Jahren sei die Stiftung mit verschiedenen Veranstaltungen an die Öffentlichkeit gegangen. Seit dem Jahr 2016 gibt es die Konzertreihe "Kultur für die Seele". Viele namhafte Künstler wie Viva Voce sind bereits in diesem Rahmen in Bayreuth aufgetreten. Der Jahresgottesdienst zum Gründungstag der Stiftung findet jedes Jahr an einem anderen Ort in Oberfranken statt.