Der zweite Vorsitzende des bayerischen Pfarrerinnen- und Pfarrervereins, Daniel Tenberg, hat in seinem Bericht bei der Herbstversammlung seines Vereins gemahnt, dass die Landeskirche eine entstehende Personalnot offiziell "noch nie als Problem benannt hat".
Überlastung durch sinkende Mitgliedszahlen
Weil die Zahl der Kirchenmitglieder bis 2035 voraussichtlich von 2,3 Millionen auf 1,9 Millionen sinken werde, befürchtet Tenberg für die verbliebenen etwa 900 Seelsorger, dass die Arbeit dann auf wenige Schultern verteilt wird.
"Das erhöht die Attraktivität unseres Berufes nicht".
Tenberg fordert daher eine Diskussion über das lutherische Gemeindeverständnis.
Forderung: mehr Beteiligungsmöglichkeiten
Der Pfarrerverein vermisst in seiner Kirche auch einen stärkeren demokratischen Geist.
Es könne reizvoll sein, das weitere Schicksal der Landeskirche "auf einer breiten Basis zu beraten", regte Tenberg an.
Außerhalb der Kirchenstrukturen gebe es schließlich auch Verfahren der Bürgerbeteiligung. Seiner Ansicht nach bleibt bei "angeordneten Reformen" viel Potenzial auf der Strecke.
Es gebe zwar schon Partizipationsmöglichkeiten, die müssten aber von den Kirchenmitgliedern, Kirchenvorständen oder Pfarrkonferenzen mehr benutzt werden.
Großes Bedürfnis nach Einbringung
Dass das Bedürfnis zu diskutieren und mitzudenken groß sei, zeige eine breite Diskussion über das Projekt "Kirche auf gutem Grund - 11 Leitsätze für eine aufgeschlossene Kirche" der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Aber auch diese Leitsätze seien von einer kleinen Gruppe ohne Beteiligungsprozesse entwickelt worden, kritisierte er.
Die erste Vorsitzende des bayerischen Pfarrerinnen- und Pfarrervereins, Corinna Hektor, ist von der Versammlung am Montag einstimmig im Amt bestätigt worden. In den kommenden sechs Jahren steht sie dem Verein wieder mit ihrem Stellvertreter Daniel Tenberg vor.