Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Italien (ELKI) spricht den Betroffenen des Bootsunglücks vor der Küste Kalabriens in einer Stellungnahme ihr Beileid und ihre Anteilnahme aus. Vor der italienischen Küste waren am 26. Februar bei Crotone 68 Migrant*innen ums Leben gekommen.

Auf dem Boot, das am Wochenende an der Küste im Süden Italiens auseinandergebrochen war, waren nach Berichten einiger Überlebender rund 180 Flüchtlinge und Migrant*innen. 80 von ihnen konnten lebend gerettet werden.

Evangelisch-Lutherische Kirche Italiens: Todesfälle sind Zeichen der Sünde

Die ELKI zeigt sich in ihrer Stellungnahme tief betroffen: 

"Wir betrachten diese Todesfälle und diejenigen, die ihnen vorausgingen, als ein Zeichen der Sünde, die uns betrifft."

Als Kirche sei man sich zwar bewusst, wie komplex der Umgang mit dem Thema Migration sei. Dennoch dürfe diese Komplexität nicht in Schweigen oder gar in Verleugnung umgewandelt werden.

Die gefährlichen Überfahrten, die viele Migrant*innen auf sich nehmen, seien auch ein Zeichen der Schwäche unserer Gesellschaft sowie der Politiker*innen, die oft versuchten, den Verstorbenen selbst die Schuld an ihrem Tod zu geben:

"Es ist nicht hinnehmbar, dass die Forderung nach Menschenwürde (...) auf Zahlen, Quoten und Einreisen vereinfacht wird."

Komplexität sei keine Gleichung, die es zu minimieren gelte, und Menschen keine austauschbaren Variablen, heißt es weiter. Christ*innen hätten vielmehr die Pflicht, sich dieser Komplexität zu stellen. 

Einmischung in Gesellschaft und Politik

Die Katastrophe sei ein Aufruf an alle Christ*innenen, "Arme zu sein, die willkommen heißen".

"Aber auch Stimmen, die sich einmischen, die sich mit aller Deutlichkeit an die Gesellschaft und an die Politik wenden."

Bei der gefährlichen Flucht über das Mittelmeer kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) allein im vergangenen Jahr mindestens 2.406 Flüchtlinge und Migranten ums Leben oder wurden vermisst. In diesem Jahr waren es schon mehr als 200. IOM-Generaldirektor António Vitorino zeigte sich  tief erschüttert von den erneuten Verlusten menschlichen Lebens. Dies zeige, dass das Retten von Leben immer Vorrang in der Migrationspolitik haben müsse, mahnte er.

Die italienischen Behörden müssten endlich die privaten Seenotrettungsschiffe vor den Küsten Italiens kreuzen und in allen Häfen vor Anker gehen lassen, forderte der Beauftragte für Flüchtlingsfragen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Christian Stäblein.

"Es ist unmenschlich, unwürdig und beschämend, dass wir diese Hilfesuchenden nicht rechtzeitig auf sichere Schiffe bergen und ans europäische Festland bringen können", betonte er.

"Was sagt das über unsere Mitmenschlichkeit aus? Für Europa muss klar sein und bleiben: Man lässt keinen Menschen ertrinken. Punkt."

(mit Material von epd)

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