"Musik ist nicht system-, sondern lebensrelevant", sagt Klaus Bormann. Gerade in den vergangenen Monaten, in denen Kirchenmusik nur eine untergeordnete, wenn überhaupt eine Rolle im Gottesdienst oder bei Veranstaltungen im kirchlichen Rahmen gespielt hat, habe er das wieder einmal gemerkt.

Umso schöner sei die Erfahrung gewesen, dass die Gemeinden und ihre Musiker in Zeiten von Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen gelernt hätten, wie auch mit einfachen Mitteln und kleinen Besetzungen eine große Wirkung erzielt werden könne.

Seit rund 40 Jahren schon ist Bormann Mitglied im VEM, der derzeit rund 900 Mitglieder zählt. Über 25 Jahre lang hat Bormann selbst Workshops geleitet, seit 2005 ist er Mitglied des Verbandsrats.

"Unsere Arbeit ist auf vielen Schultern verteilt", meint Bormann. Stellvertreter werden Kirchenmusikdirektor Michael Dorn (Bayreuth), der schon sechs Jahre Vize-Präsident ist, sowie Dekanatskantor Johannes Eppelein aus Rosenheim.

Digitalisierung als Aufgabe

Das Kirchenmusikergesetz oder neue Vergütungssätze seien nur zwei Beispiele für die hart umkämpften Erfolge der jüngeren Vergangenheit, die der VEM sich auf die Fahnen schreiben könne. Jetzt gehe es um die Landesstellenplanung und natürlich um die fortschreitende Digitalisierung der Kirchenmusik mit neuen Formaten und Möglichkeiten.

Und letztlich auch um die Musik. "Ich bin stilistisch sehr offen, habe keine Berührungsängste", sagt Bormann, der in seiner Heimat eine Kantorei mit rund 70 Mitgliedern dirigiert und von Gospelchor bis Band die Klaviatur von Klassik, Jazz bis Pop bespielt. Bormann wird regelmäßig in der Nürnberger Geschäftsstelle des Verbands anzutreffen sein.

Dort hat Klaus Wedel nach 31 Jahren als Verbandspräsident, denen zehn Jahre als Geschäftsführer vorausgingen, derweil seinen Schreibtisch geräumt. Schon vor zwei Jahren ist der gebürtige Arzberger zurück nach Oberfranken gezogen, wo er gleich den Kirchenchor seiner neuen Gemeinde in Schauenstein übernommen hat. Über 40 Jahre lang war Wedel Dekanatskantor in Roth, wo er 2018 als damals dienstältester, hauptamtlicher Kirchenmusiker der bayerischen evangelischen Landeskirche in Ruhestand ging.

Wedel blickt zurück

Zahlreiche Anekdoten fallen Wedel ein, wenn er an seine Jahre im VEM denkt. Wie die der Orgelprüfung in Pappenheim, als Dekan Wolfgang-Jürgen Stark aus Schwabach in der Prüfungskommission saß. "Im Fach Kirchenmusikgeschichte wurde der erste Prüfling zu Heinrich Schütz befragt. Dieser begann: "Schütz wurde 1585, also 100 Jahre vor Bach, in Bad Köstritz geboren. Das ist da, wo das Köstritzer Schwarzbier herkommt." Nachdem dann auch der dritte Kandidat die gleiche Antwort gegeben hat, fragte mich Stark, ob ich das den Prüflingen beigebracht hätte. Meine Antwort: "Das merken die sich ein Leben lang."

Musikalische Höhepunkte seien immer die Werkwochen gewesen, unter anderem mit dem englischen Komponisten John Rutter von Brentwood Cathedral, oder die Aktionen mit der Partnerkirche in Mecklenburg. "Sicher wird mir die Verbandsarbeit fehlen. Als Geschäftsführer des deutschen Verbands wird der Kontakt weiter bestehen", erklärt Wedel.

Und langweilig wird dem umtriebigen Musiker sicher nicht: Im Dekanat Naila hilft er an der Orgel aus, spielt beim Posaunenchor Schauenstein mit und hat sich jetzt mit fünf weiteren Posaunenchorleitern zu einem Ensemble zusammengetan. Im Strube-Verlag erschien kurz vor Weihnachten ein Überstimmenbuch zu seinem Volksliederbuch "Im Kreise der Lieben".

Zurzeit arbeitet Wedel an Orgelstücken zum Ein- und Auszug, danach kommt ein Orgelheft mit Nikolausliedern. Außerdem widmet sich Klaus Wedel mit seiner Frau acht Bienenvölkern sowie 14 Kaninchen und fünf Hühnern, dem Garten, den Gewächshäusern sowie Nistkästen für Vögel.

Der VEM im Porträt

Derzeit sind 116 hauptamtliche Kantoren in der evangelischen Landeskirche in Bayern beschäftigt. Zusätzlich gestalten rund 2400 nebenamtliche Kirchenmusiker die Gottesdienste und musikalischen Veranstaltungen in den Gemeinden.

Insgesamt etwa 70 000 Ehrenamtliche engagieren sich in Musikgruppen, in Kinder- und Kirchenchören, in den Posaunenchören, Gospelchören und Bands. Der VEM vertritt den Berufsstand der Kirchenmusiker durch Beratungs- und Fortbildungsangebote.