"Willst du?" leuchten rote Buchstaben auf rosa Grund: Mit einer Postkartenaktion macht die "Segen.Servicestelle für Taufe, Trauung, Bestattung & mehr" der bayerischen evangelischen Landeskirche in Kneipen und Cafés Werbung für die Hochzeit am Lieblingsort. Pfarrerin Doris Wild über neue Wege, Grenzen und Möglichkeiten.

Die "Segen.Servicestelle" hat gerade eine Postkartenaktion fürs Heiraten gestartet. Was ist das Ziel?

Doris Wild: Wir wollen damit Menschen außerhalb der Kirchen-Bubble erreichen und auf die Idee bringen, sich kirchlich trauen zu lassen. Allein in München werden etwa 64.000 Citycards in Kneipen und Restaurants ausliegen, in Nürnberg, Fürth und Erlangen sind es rund 24.000. Das Projekt läuft gemeinsam mit drei evangelischen Kasualagenturen in Hamburg, Berlin und Lübeck und wird von der Evangelischen Kirche in Deutschland gefördert. Wir möchten damit neue Kanäle nutzen, Menschen mit einer Sehnsucht nach Segen erreichen und zeigen, dass evangelische Kirche offen ist und gern Wünsche erfüllt.

"Auch eine Kneipe kann ein geeigneter Ort für eine Hochzeit sein."

Auf der Postkarte heißt es: Wir verheiraten euch an eurem Lieblingsort. Hat dieses Angebot auch Grenzen?

Wild: Das ist natürlich ein großes Versprechen. Wir zeigen damit, dass wir die Menschen in ihrem Bedürfnis nach Segen ernst nehmen. Die Grenze ist dort, wo das evangelische Trauverständnis berührt wird: Eine kirchliche Hochzeit im buddhistischen Tempel ist nicht vorstellbar, außer es ist eine interreligiöse Trauung. Abgesehen davon ist für die evangelische Kirche viel möglich - auch eine Kneipe kann ein geeigneter Ort sein. Natürlich ist der Hochzeitstag für das Brautpaar ein Event. Wir zeigen, welche Stärke die kirchliche Trauung dabei haben kann als Teil dieses Events. Der Segen steht für uns an erster Stelle.

"Oft fangen die Zuschriften mit dem Satz an: "Ich wusste gar nicht, dass …""

Wie groß ist denn die Nachfrage nach Hochzeiten bei der noch jungen "Segen.Servicestelle"?

Wild: Die Anfragen steigen seit Lockerung der Corona-Maßnahmen. In der "Segen.Servicestelle" spüren wir ein erhöhtes Bedürfnis nach Vermittlung von individuellen Wünschen. Pro Woche erreichen uns etwa fünf Anfragen per Mail, über das Kontaktformular unserer Website oder Social Media. Man merkt, dass die Leute am Wochenende Zeit haben zum Nachdenken: Viele Anfragen bekommen wir montags. Oft fangen die Zuschriften mit dem Satz an: "Ich wusste gar nicht, dass …" Auch Großeltern oder Freunde von heiratswilligen Paaren wenden sich mit Fragen an uns. Mit der Postkartenaktion wollen wir noch mehr Bewusstsein für das kirchliche Segensangebot schaffen.

Doris Wild
Pfarrerin Doris Wild von der „Segen.Servicestelle“ in München.