Weihnachten ohne Geschenke? Für mich undenkbar. Die mit tief moralischem Ton vorgetragene hehre Beteuerung „wir schenken uns nichts“, kommt in meinem Sprachschatz nicht vor. Ich habe schon als kleines Mädchen mein geringes Taschengeld gespart, um den Eltern eine Freude machen zu können. Und heute beschenke ich mit Wonne meinen Ehemann, Freunde und Freundinnen, mein Team im Büro und wer mir sonst noch einfällt. Es ist für mich herrlich, zu überlegen, was sie brauchen könnten - oder was ein zauberhafter, überflüssiger kleiner Luxus ist. Warum ich davon nicht lassen kann?
Sehr einfach. An Weihnachten schenkt Gott sich selbst, in seinem Sohn. Er gibt alles. Er gibt sich uns ganz und gar hin. Er steckt sozusagen höchstpersönlich in seinem Präsent. Das kann ich so natürlich nicht. Aber ich kleines Menschenkind mag es dem großen Gott gerne nachtun. Deswegen suche ich mit Liebe aus, was ich schenken könnte, stecke so viel wie geht von meiner Zuneigung in das, was ich gebe. Der oder die andere soll merken, dass er mir wichtig ist, dass ich ihr zugehört habe. Dass mir nichts entgeht an Wünschen und Sehnsüchten, an Eigenarten und Vorlieben. Das ganze Jahr über passe ich genau auf!
Ich freue mich schon auch, wenn ich etwas bekomme und wenn ich spüre: Hier hat sich jemand liebevoll Gedanken gemacht. Das rührt mein Herz. Aber Geschenke für mich sind nicht so wichtig. Hauptsache, ich darf mich austoben und die Freude in den Gesichtern der anderen sehe. Das ist herrlich! Übrigens, ich habe noch andere Vorbilder: Die Heiligen Drei Könige haben das mit den Geschenken ähnlich gesehen wie ich. Sie wissen schon: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Wertbeständiges, Düfte, Symbole für das Leben hier und in Ewigkeit, Zeichen dafür, dass Sie wüssten, wen sie beschenken. Ich muss jetzt los...
Oberkirchenrätin Susanne Breit-Keßler ist Regionalbischöfin im Kirchenkreis München-Oberbayern und Ständige Vertreterin des Landesbischofs.