Für eine Frauenquote in kirchlichen Leitungsämtern hat sich der Münchner Regionalbischof Thomas Prieto Peral ausgesprochen. Die Quote könne für eine Übergangsphase eine "Aktivierungsenergie" sein, um Entscheidungskultur zu ändern und "Hebel umzulegen", sagte der Theologe im Gespräch mit dem Sonntagsblatt.
Prieto Peral: Alles nicht neu
Es gebe bei dem Thema in der evangelischen Kirche weniger ein Erkenntnis- als ein Umsetzungsproblem. Studien hätten längst untersucht, warum Frauen bei kirchlichen Führungspositionen seltener zum Zuge kämen und sich womöglich auch seltener bewerben. "Das ist alles nicht neu", sagte Prieto Peral:
"Wir müssen jetzt einfach mal springen und erproben, was konkrete Veränderungen bewirken."
Verbesserungsbedarf sieht der Regionalbischof bei den Wahlverfahren für kirchliche Leitungsämter, bei denen zu oft Gewohnheitsargumente vorgebracht würden. "Wir brauchen professionellere Standards, wie sie bei Universitäten oder Firmen üblich sind."
Führungskräfte sollen Änderungen vorleben
Außerdem wolle er die Erwartungshaltung an das Berufsbild von Menschen in kirchlichen Leitungsämtern diskutieren. "Es wird immer noch vorausgesetzt, dass Führungskräfte jederzeit zur Verfügung stehen und Leistung bis zum Anschlag bringen", sagte Prieto Peral. Bei Pfarrpersonen im Gemeindedienst sei dies oft auch nicht anders. Aber um Erwartungshaltungen zu ändern, müssten Führungskräfte Änderung vorleben.
Er frage sich selbstkritisch, welches Rollenmodell er als Regionalbischof abgebe, "wenn mein Kalender jetzt immer knallvoll ist und ich Termine nur absage, wenn es gar nicht mehr anders geht". Er habe mit seiner berufstätigen Frau die Erziehung der drei Kinder gemeinsam gestemmt und eigentlich gelernt, Zeit gut zu planen.
Mann-sein soll nicht zur Last werden
Der frühere Planungsreferent der bayerischen Landeskirche wurde im Juli 2023 zum Oberkirchenrat für München und Oberbayern berufen, seit 1. November 2023 ist er Regionalbischof. Es war der letzte Spitzenjob, der vom Berufungsausschuss vergeben wurde - vor der jüngst gescheiterten Besetzung in Oberfranken, bei der im Juni 2024 der designierte Kandidat Jonas Schiller wieder zurückzog.
Weil er die Auswahlkriterien in seinem eigenen Verfahren nicht kenne und seine Arbeit gern mache, wolle er als gewählter Mann jetzt nicht "in Sack und Asche" gehen, sagte Prieto Peral: "Das Mann-sein sollte durch die aktuelle Debatte nicht zur Last werden." Zugleich wolle er sich im Landeskirchenrat aktiv dafür einsetzen, dass Frauen künftig in gleicher Weise an der Leitung von Kirche beteiligt würden.
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