"Sind auch Gruppen dabei, die Positionen vertreten, die einem Dialog die Basis entziehen"

Herr Regionalbischof, der Glaubenskongress UNUM24 zieht starke Kritik auf sich, unter anderem vom CSD. Welche Haltung haben Sie zu dem Treffen?

Thomas Prieto Peral: Zu der UNUM24-Konferenz ist ein breites Spektrum an christlichen Gruppen eingeladen. Es gehört für mich zur Ökumene, dass wir unterschiedliche Positionen vertreten und doch merken, dass wir zusammengehören und alle die Einheit wollen. Aber nicht um jeden Preis. An UNUM24 nehmen christliche Gemeinschaften teil, mit denen wir über die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) schon lange in gutem Austausch sind. Aber es sind auch Gruppen dabei, die Positionen vertreten, die einem Dialog die Basis entziehen. Besonders der Hauptredner, Bill Johnson, ist ein Spalter. Wer kompromisslos die Wahlbetrugslüge von Trump verbreitet und einen Kulturkampf führt gegen alles, was nicht ins eigene ultrakonservative Weltbild passt, ist schwerlich ein Botschafter des Dialogs. Ich habe unsere Fachabteilungen gefragt, wie sie die Situation einschätzen, sie befürchten keine Übergriffe. Aber ich kann mir vorstellen, dass es Menschen gibt, die sich bedroht fühlen.

Die Münchner Fachinformationsstelle Rechtsextremismus FIRM hat den Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) und die evangelische Paul-Gerhardt-Gemeinde - die mit einzelnen Vertretern auf der UNUM24-Seite als "Unterstützer" gelistet werden - in einem Zeitungsartikel als "problematisch" bezeichnet, weil dort Veranstaltungen fundamentalistischer Gruppen stattfänden. Was ist Ihnen darüber bekannt?

Ich weiß, dass die Paul-Gerhard-Gemeinde ihr eigenes - im guten Sinne frommes - Profil hat und finde es gut, dass dort Menschen ihre Glaubensheimat in unserer Kirche finden. Und mit dem CVJM arbeite ich gerne zusammen. Von Veranstaltungen fundamentalistischer Gruppen oder Beschwerden habe ich bisher nicht erfahren. Es ist wichtig, dass wir queeren Menschen zeigen: Ihr habt einen Platz bei uns in der Kirche und seid herzlich willkommen. Viel zu lange haben wir das nicht getan.

"Dann ist eine große Vielfalt des Glaubens möglich"

Die evangelische Kirche ist bunt. Welche Kooperationen zwischen Freikirchen und Landeskirche gibt es in Oberbayern? Welche Strömungen im Spektrum der Freikirchen könnte die bayerische Landeskirche nicht tolerieren?

Unsere Richtschnur ist und bleibt das Evangelium von Jesus Christus. Aus der folgt für mich die Menschenwürde, wie sie auch im Grundgesetz verankert ist. Wir treten allen entgegen, die anderen Menschen ihre Würde absprechen, wir stehen ein gegen Antisemitismus und gegen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Über die ACK Bayern und örtliche ACKs gibt es viele, theologisch gut fundierte Kooperationen. Voraussetzung ist immer, dass eine gemeinsame theologische Basis formuliert ist, also ein grundlegender gegenseitiger Respekt besteht. Dann ist eine große Vielfalt des Glaubens möglich. Wenn wir aber mit Absolutheitsansprüchen auftreten wie manche neocharismatische Prediger, dann gibt es keine gemeinsame Basis.

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