Anno 1719 wurde die Schweinfurter Hauptkirche größtenteils neu gebaut und dem Retter der Welt geweiht. Die Salvatorkirche war eine Reformationsgedächtniskirche, wovon auch der Posaunenengel auf dem Kirchturm zeugt – ein gängiges Symbol für Kirchen, die zum Gedenken an die Reformation neu errichtet oder wieder aufgebaut wurden.

Liebfrauenkirche brennt

Und genau das war in Schweinfurt geschehen. Zum 200. Thesen-Anschlags-Jubiläum 1717 hatte der Stadtrat den Neubau der Kirche beschlossen. Das marode Kirchenschiff wurde abgerissen, am bis heute erhaltenen gotischen Altarraum und der Sakristei entstand ein barocker Neubau. Auch der wahrzeichenhafte gestaffelte Turm mit seinen drei Hauben datiert auf diesen Bau-Schub.

Doch der Reihe nach: Schon im 14. Jahrhundert legten die Grafen von Henneberg – die Ländereien zwischen Thüringen, Rhön, Grabfeld und den Haßbergen beherrschten – in der Stadt Schweinfurt, genauer lokalisiert: im Zürch, ihre Burgkapelle an. Vergrößert und verschiedentlich umgebaut wurde dieser Andachtsraum 1412 offiziell zur Liebfrauenkirche geweiht. Aus dieser Phase stammen Sakristei und Altarraum, wie die Schweinfurter Gemeinde sie heute noch kennt.

Der Chor überlebte alles

Für die Reformation Schweinfurts spielte die heutige Salvatorkirche immer eine bedeutende Rolle. Hier predigte beim Fürstentag im Frühling 1532 Luthers Freund Georg Spalatin, hier sprach Johannes Sutellius zehn Jahre später seine Antrittspredigt, womit der konfessionelle Standpunkt der Stadt besiegelt war. Wiederum ein gutes Jahrzehnt darauf kam Verderben über die Stadt und auch über diese Kirche: Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach besetzte Schweinfurt und nutzte sein Quartier für Kriegszüge gegen Truppen aus Würzburg, Bamberg, Nürnberg und Braunschweig. Hauptleidtragende dieses Markgräflerkriegs waren die Bauern der Region.

Als die vereinten Truppen den Alcibiades aus der Stadt gejagt hatten, fielen die Bauern ein und brannten fast alle Bauwerke nieder. Darunter auch die Liebfrauenkirche.

Brotzeit mit Bischöfin

In den anschließenden eineinhalb Jahrhunderten fristete diese ihr Dasein als Lagerhalle, Kriegsgefangenen- und Waffenlager. Von ihrer Zeit als Aufbewahrungsort von Getreidesäcken rührt – neben unserer lieben Frau und St. Salvator – der dritte Name des Gotteshauses: Mehlkirche.

Dann kam der rettende Beschluss zur Wiederauferstehung. Zweieinviertel Jahrhunderte lang hielt die barocke Pracht anschließend denn auch. Die Bomben des Zweiten Weltkriegs jedoch  legten das Gotteshaus abermals in Schutt und Asche.

Aber wie durch ein Wunder blieb der Altarraum wiederum heil. Sogar das Kreuz aus dem frühen 17. Jahrhundert und sechs silberne Altarleuchten konnte Pfarrer Karl Rohrbacher bergen. Er nahm dies zum Zeichen, dass die Kirche St. Salvator eine Zukunft haben solle.

Andreas Gulbransson entwarf das Kirchenschiff, die schlichte Innenausstattung Helmut Ammann. Hier integrierte man einige Gemälde, die die Gemeinde St. Johannis den Nachbarn stiftete, so eine symbolische Heilsgeschichte und die barocke Darstellung des Johannes auf Patmos. Wieder eingeweiht wurde St. Salvator am 17. Juni 1951.

Veranstaltungstipp

Jubiläumsgottesdienst mit Regionalbischöfin Bornowski

Das 300-Jahres-Jubiläum beginnt am 16. Juni um 10 Uhr. Die Predigt hält Regionalbischöfin Gisela Bornowski. Nach dem Gottesdienst sind die Gäste in den Innenhof des alten Pfarrhauses zu einer bayerischen Brotzeit eingeladen.