Gleich drei Gesichter der Stadt Schweinfurt erblickt der Fußgänger, der sich von der Altstadt aus aufmacht in die moderne, um 1990 zum Museum umgebaute Industriellenvilla. Die steht einen kleinen Spaziergang weit östlich der City. Aus der historischen Reichsstadt quert man den großen, urban anmutenden Straßeneinmündungskomplex von Marienbach und Mainberger Straße. Dann geht es – möglichst über die Parallelstraße Am Löhlein – in ein abwechslungsreiches Siedlungsviertel.

Und hinein in die Sammlung des Bibliophilen Otto Schäfer (1912-2000)! Drei Dauerausstellungen beherbergen die Säle einstweilen: eine zu Buch und Illustration, sodann die bekannten antiken Gläser der Sammlung Morell. Hinzu kommen Friedrich Rückert und sein Werk. Diese Schau siedelt aus dem zur Zeit geschlossenen Stadtgeschichtlichen Museum ins Museum Otto Schäfer (MOS) über. Gezeigt werden gut 50 Exponate, vor allem Erst- und Werkausgaben, ergänzt durch Faksimiles ausgewählter Manuskripte.

Museum Otto Schäfer zeigt Werk von Friedrich Rückert

Den Sprachwissenschaftler und Dichter Rückert (1788-1866) aus Franken faszinierte besonders der Orient. Er übersetzte den Koran und das persische Nationalepos "Schahname". "Weltpoesie allein ist Weltversöhnung" –Rückert war überzeugt: Menschen können einander nur verstehen, wenn sie sich mit Literatur und Kultur des jeweils anderen auseinandersetzen. In seinen eigenen Gedichten feierte er die romantische Liebe, besang den Kampf um politische Freiheit und verurteilte die Folgen der beginnenden Industrialisierung: Armut und Umweltzerstörung.

Der Rückert-Forscher und -Herausgeber Rudolf Kreutner konzipierte die biografische Ausstellung, die auch die Rezeption des "letzten Klassikers" – wie er sich selbst verstand – in je einem Beispiel in Literatur, Musik und bildender Kunst beleuchtet. Das wird im MOS so lange zu sehen sein, bis im Stadtgeschichtlichen Museum wieder ein Rückert-Zimmer zur Verfügung steht.

Museum Otto Schäfer zeigt Sonderausstellung von Albrecht Dürer

Zur Wiedereröffnung hängt zudem eine Sonderausstellung mit 36 Blättern der 1511 erschienenen Kleinen Passion Albrecht Dürers in Separatabzügen. Die Stiche illustrieren ein Werk des Mönchs Benedictus Chelidonius aus dem Nürnberger Egidienkloster, eines Zeitgenossen des Renaissancekünstlers. Benedictus (um1460-1521), bedeutender Vertreter des Klosterhumanismus in der Reichsstadt, ließ seine "Passio Jesu Christi salvatoris mundi" um 1508 in Straßburg mit Holzschnitten von Hans Wechtlin drucken.

Bald nach dem Erstdruck muss sich der Benediktiner entschlossen haben, eine zweite Ausgabe mit Albrecht Dürer (1471-1528) zu veranstalten. Die lang gehegte Vermutung, Dürer habe zuerst die Holzschnitte geschaffen und der Mönch anschließend die Texte zu ihnen verfasst, muss daher ad acta gelegt werden. Als Dürer um 1509 mit den Arbeiten beginnt, ist die Dichtung längst vorhanden. Wie im Titel betont wird, ist die Leidensgeschichte als Tat des Erlösers in die Menschheitsgeschichte von der Weltschöpfung über den Sündenfall bis zum Jüngsten Gericht eingeordnet. Die Kleine Passion ist damit nicht nur die umfangreichste Folge des Nürnberger Meisters, sondern auch diejenige, deren zeitliches Spektrum am weitesten gespannt ist.

Zu sehen sind in einer weiteren Sonderausstellung auch Franz Anton Danreiters Stiche zum Garten des Salzburger Schlosses Hellbrunn. Er gilt als einzigartiges manieristisches Gesamtkunstwerk, eine "Wunderkammer der Gartenarchitektur". Wasserspiele sowie skulpturengeschmückte Grotten sind hier zu sehen. 1735 dokumentierte Danreiter die Neugestaltung der Anlage.

 

Informationen zum Museum Otto Schäfer in Schweinfurt

Das Museum Otto Schäfer in Schweinfurt (Judithstraße 16) eröffnet am 3. Juni 2018 um 11 Uhr. Es hat von September bis Juli samstags von 14 bis 17 Uhr sowie sonntags und feiertags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Mehr Informationen gibt es unter www.museumottoschaefer.de.