Evangelische Gebäude in Bayern:
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB) ist reich an Immobilien: 1.980 Kirchen und Kapellen befinden sich laut Homepage im Eigentum von Gemeinden und Dekanaten, dazu 1.680 Gemeindehäuser, 1.800 Pfarrhäuser, 770 Mehrzweckgebäude und 800 Kindergärten.
Doch mittlerweile werden die Gebäude zur Last: 89 Prozent des CO₂-Ausstoßes der ELKB kommen aus diesem Sektor. Und weil die Prognosen bis 2050 eine Halbierung der Kirchenmitglieder – und damit der Kirchensteuern – voraussagen, reicht das Geld nicht mehr für den teuren Bauunterhalt.
Immobilienstrategie:
Die ELKB hat deshalb beschlossen, ihren Immobilienbestand bis 2035 deutlich zu schrumpfen, um bis zu 50 Prozent. Auf der "Roten Liste" stehen dabei nicht die großen Kathedralen wie die Lukaskirche München oder St. Lorenz in Nürnberg, sondern eher kleine Sprengelkirchen oder Gemeindezentren aus der Wachstumszeit der 1960er und 1970er Jahre.
Aber was macht man mit einer Kirche, die niemand mehr braucht? Aufgrund von Architektur, Baurecht, Theologie und Emotionen sei "jede Kirche ein Einzelfall", weiß Wolfgang Hailer, der im Münchner Kirchengemeindeamt für Immobilienstrategie zuständig ist. Konzepte für Nachnutzungen zu erstellen, sei schwierig und langwierig, "weil es dafür keine Standardverfahren gibt".
Kirchen im kommunalen Flächennutzungsplan:
Schon der Flächennutzungsplan, der in jeder Kommune festlegt, was auf welches Grundstück gebaut werden darf, schränkt die Möglichkeiten ein. Kirchen sind dort als "Flächen für Gemeinbedarf" eingetragen. Wer an ihrer Stelle ein Wohnhaus bauen will, muss erst den Flächennutzungsplan ändern lassen – ein oft langwieriges Verfahren.
Eher vereinbar mit dem Kriterium des Gemeinbedarfs sind Projekte wie Studentenwohnheime, Kindergärten, Altenheime oder Wohngruppen für Menschen mit Behinderung. Auch sie müssen mit den jeweiligen Bauämtern ausgehandelt werden.
Kirchen und Denkmalschutz:
Ohnehin ist der Abriss von Kirchen bislang die Ausnahme – in den letzten 30 Jahren kam das laut Landeskirche nur einmal vor. Rund 1280 evangelische Kirchen in Bayern unterliegen obendrein dem Denkmalschutz – dann sind oft schon kleinere Umbaumaßnahmen ausgeschlossen.
Das kompliziert die Nachnutzung: Große, hohe Räume mit schlechtem Energiestandard sind nicht nur schwer als Künstleratelier, Café oder Stadtteiltreff zu bespielen, sondern im Winter auch extrem teuer zu heizen.
Kirchen als theologischer und emotionaler Ort:
Und schließlich sind Kirchen sakrale Gebäude. Wenn sie nicht mehr als Gotteshäuser genutzt werden, müssen sie in einem besonderen Gottesdienst entwidmet und für die "weltliche" Nutzung freigegeben werden.
Dagegen gibt es oft Widerstand: Viele Menschen verbinden mit einer Kirche wichtige Stationen ihres Lebens, wie Taufe der Kinder, die eigene Heirat oder Beerdigungen von Angehörigen und wollen, dass "ihre Kirche" im Dorf bleibt. Eine Herausforderung für die Immobilienstrategen: Man versuche in den meisten Fällen, diesen Emotionen in einem Anschlussprojekt eine Heimat zu geben, sagt Wolfgang Hailer.
Umnutzung von Kirchen
Was wird mit den Kirchen gemacht, die aufgegeben werden? Wie können die Gebäude umgenutzt werden? Hier sind Beispiele für die Umnutzung von Kirchen.
Gleich drei evangelische Kirchen sollen in Garmisch-Partenkirchen aufgegeben werden. Warum die Gemeinde das nicht stört, wird hier erklärt.
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Wie wäre es denn, erst eine…
Wie wäre es denn, erst eine Idee von künftiger kirchlicher Arbeit zu entwickeln und dann über Gebäude nachzudenken? Dazu müsste man aus München raus und sich umsehen im Land. Dann über Quernutzung nachdenken (kirchliche + andere Nutzung). Dann Gebäudekonzept. Und den Menschen nicht den Mut nehmen, die sich für Kirche engagieren. Leider ist das wohl kaum erhoffbar.