Die Benediktinerabtei Plankstetten bietet eine Ausbildung im Waldbaden an. Unter Waldbaden wird ein bewusst erlebter und die Entspannung anregender Aufenthalt im Wald verstanden, der seine Ursprünge in Japan hat: Man badet sozusagen in der Atmosphäre des Waldes. Damit soll die Natur mit allen Sinnen bewusst erlebt werden, häufig sind auch Entspannungsübungen Teil des Waldbadens. Angeboten wird der Kurs von Waldachtsamkeitstrainerin Katharina Nathe.

In der Pandemie haben viele Menschen das Spaziergehen für sich entdeckt, auch im Wald. Ist nicht jeder Waldspaziergang irgendwie auch Waldbaden?

Nathe: Unter Spaziergang verstehen viele Menschen einfach nur: Ich gehe jetzt mal durch den Wald und laufe dort herum. Waldbaden hat nichts mit Laufen allein zu tun. Man kann zwar auch im Waldbaden in das Spaziergehen hineingehen, also zum Beispiel in das Fühlen der Beine, aber darauf liegt nicht der Fokus. Es geht vielmehr darum, dass der Kopf mal eine Pause hat, dass wir uns wieder am ganzen Körper und in uns selbst spüren und die Umwelt um uns herum mit allen Sinnen wahrnehmen.

Ihr Kurs ist Teil des Seminarprogramms eines Benediktinerklosters. Was hat Waldbaden mit der benediktinischen Lebensweise zu tun?

Nathe: Das Benediktinerkloster Plankstetten wird auch das "Grüne Kloster" Deutschlands genannt, weil sie sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben. Das heißt, sie handeln nachhaltig, sie bauen vieles selber an, verwenden regionale oder Fairtrade-Produkte. Der Gedanke, dass wir ein Teil der Welt sind und Verantwortung übergeben bekommen haben, die wir übernehmen müssen - das verbindet ihre Lebensweise mit meiner.

"Waldbaden öffnet die Sinne und verschafft einen Raum, in dem ich nicht bewerte, sondern nur wahrnehme."

Für Christen wird in der Natur - und damit auch im Wald - Gottes Schöpfung besonders sichtbar und erfahrbar. Worin besteht für Christen der Mehrwert ihres Kurses?

Nathe: Es geht in die Richtung, dass man immer erst mal wieder bei sich ankommen muss. Dass man sich selber spürt, um sich im achtsamen Miteinander nach außen zu richten und so zu erkennen, wie schön die Natur und damit die Schöpfung ist. Das ist nur möglich, wenn wir immer wieder bei uns anfangen. Waldbaden öffnet die Sinne und verschafft einen Raum, in dem ich nicht bewerte, sondern nur wahrnehme. Dort ist der Geist empfänglicher für Glaubenssätze - wer mag: auch für christliche Glaubenssätze.