Alles beim Alten in Oberammergau: Christian Stückl (62) soll auch 2030 die weltbekannten Passionsspiele leiten. Das habe der Gemeinderat bei einer nicht-öffentlichen Sitzung am Mittwochabend mehrheitlich beschlossen, teilten die Gemeinde und die Passionsspiele am Donnerstag gemeinsam mit. "Es ist für uns eine große Freude, dass Christian Stückl erneut bereit ist, seine Erfahrungen als Spielleiter auch 2030 wieder einzubringen und dieses historische Stück in Form einer modernen Inszenierung weiterzuentwickeln", sagte Bürgermeister Andreas Rödl (CSU). Der Vertrag mit Stückl soll im kommenden Jahr unterschrieben werden.

Dass die Spielleitung zum fünften Mal auf Stückl hinausläuft, hatte sich schon seit Wochen angedeutet. Die offizielle Zustimmung des Gemeinderats setzt nun einen vorläufigen Schlusspunkt unter die von Diskussionen geprägte Suche nach einem Spielleiter. Wer Stückls Stellvertreter wird, soll erst im kommenden Jahr entschieden werden. Der Sprecher der Passionsspiele, Frederik Mayet, sagte am Donnerstag auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd), dass alles auf das gleiche Modell wie bereits 2022 hinauslaufe: dass also erneut Abdullah Karaca die zweite Spielleitung übernehme. Stückl wolle wieder mit dem "alten Team" antreten.

Streit um den Spielleiter-Posten entbrannte im Juni

Der Streit um den Spielleiter-Posten war durch einen Gemeinderatsbeschluss Ende Juni ausgelöst worden: Erstmals in der Geschichte konnten sich Interessierte in einem freien Verfahren für die Spielleitung bewerben. Stückl, der seit 1990 ohne Unterbrechung die Spielleitung in Oberammergau innehatte, wertete das Vorgehen als Affront gegen sich - und offenbar auch den Umstand, dass sich sein bisheriger Stellvertreter Abdullah Karaca, der lange als Stückls dramaturgischer Ziehsohn galt, um die Spielleitung und damit um seine Nachfolge bemüht hatte.

Brisanz erhielt der Streit wegen der Prominenz der Akteure. Stückl ist Intendant des Münchner Volkstheaters und vielfach ausgezeichneter Theatermann. 1987 wurde er zum damals jüngsten Spielleiter der Passionsspiele ernannt, modernisierte sie und befreite sie von judenfeindlichen Passagen. Auch Abdullah Karaca ist kein Unbekannter: Unter Stückl war er etwa Regieassistent am Münchner Volkstheater und bei den Salzburger Festspielen. Für die Passionsspiele 2030 haben sich die beiden offenbar wieder angenähert.

Die weltbekannten, in der Regel alle zehn Jahre stattfindenden Oberammergauer Passionsspiele gehen auf ein Pestgelübde aus dem Jahr 1633 zurück und sind ein riesiger Wirtschaftsfaktor für den kleinen Ort. Mehr als 400.000 Menschen aus aller Welt haben vor zwei Jahren die mehr als 100 Vorstellungen über die letzten Tage im Leben Jesu besucht. Darsteller und Spielleiter müssen entweder in Oberammergau geboren sein oder seit 20 Jahren dort wohnen.

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