Es wird ein lebendiges Jahr im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim: Am 4. März startet das größte Freilandmuseum Süddeutschlands in eine an Programmhöhepunkten reiche Saison.

Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim

So findet etwa am 14. Mai die zentrale bayerische Veranstaltung zum Tag des Immateriellen Kulturerbes im Freilandmuseum statt, am 2. Juli ist das Museum zum zweiten Mal nach 2009 wieder Gastgeber für den Tag der Franken - und am 15. Oktober schließlich wird die wiederaufgebaute Landsynagoge aus Allersheim (Kreis Würzburg) im Beisein von Zentralratspräsident Josef Schuster aus Würzburg offiziell eröffnet.

Landsynogoge aus Allersheim

Museumsleiter Herbert May sagte bei der Programmvorstellung am Mittwoch, die Eröffnung der Synagoge werde für ihn "das Highlight der Saison". Die im Jahr 1740 errichtete Synagoge aus Allersheim sei ein Beispiel für eine schlichte fränkische Landsynagoge, wie es vermutlich viele gab. Ihr äußeres Erscheinungsbild unterschied sie kaum von einem normalen Bauernhaus.

Sie sei damit auch bestens geeignet, mit dem nach wie vor weit verbreiteten Vorurteil vom Reichtum der Juden aufzuräumen, sagte May:

"Diese jüdische Gemeinde war bettelarm, wie man an der kargen und farblosen Ausstattung des Betsaals im Obergeschoss sieht."

Mittelfrankens Bezirkstagspräsident Armin Kroder (Freie Wähler) sagte, mit der Allersheimer Synagoge wolle man die Bedeutung des Judentums im ländlichen Franken hervorheben. Das Haus beherbergte den Betsaal im Obergeschoss, die kleine Wohnung des Rabbiners im Erdgeschoss sowie ein Ritualbad im Keller, die Mikwe.

Die Synagoge war vor mehr als acht Jahren - im November 2014 - abgetragen und eingelagert worden. Seit vergangenem Jahr wird sie wieder aufgebaut. Kroder kündigte an, dass neben dem Zentralratspräsidenten Schuster auch der Antisemitismusbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, Ludwig Spaenle, zur Einweihung kommt.

Die wiederaufgebaute Allersheimer Landsynagoge
Von außen sieht die wiederaufgebaute Allersheimer Landsynagoge aus dem Landkreis Würzburg auf dem Gelände des Fränkischen Freilandmuseums in Bad Windsheim schon ziemlich fertig aus – doch innen drin ist bis zur geplanten offiziellen Eröffnung am 15. Oktober noch einiges zu tun.

Veranstaltung zum Tag des Immateriellen Kulturerbes

Glücklich ist Museumschef May auch darüber, dass die zentrale landesweite Veranstaltung zum Tag des Immateriellen Kulturerbes im Freilandmuseum stattfinden wird. "Zum Immateriellen Kulturerbe gehörten etwa Bräuchte, Tänze, Naturwissen und handwerkliche Fähigkeiten", sagte er.

Zu all diesen Bereichen gebe es eine große Expertise im Museum. In diesem Jahr werden das 20-jährige Bestehen der Unesco-Konvention zum Schutz des Immateriellen Kulturerbes und der Beitritt Deutschlands vor zehn Jahren gefeiert. Am 14. Mai werden zahlreiche "Trägergruppen" von Immateriellem Kulturerbe auf dem Museumsgelände erwartet.

Bezirkstagspräsident Kroder sagte, er freue sich auch besonders darüber, dass das Museum - das vom Bezirk getragen wird - am 2. Juli zum zweiten Mal nach 2009 Gastgeber des Tags der Franken sein darf.

Man wolle einen "weltoffenen und freundlichen Heimatbegriff" zeigen, weit weg von jedweder Heimattümelei.

"Wer der Meinung ist, früher sei alles besser gewesen, den laden wir herzlich ein, einmal eine Woche in einem unserer Museumshäuser unter den historischen Bedingungen zu leben und zu arbeiten - ich denke, danach hat man eine andere Sicht", sagte Kroder: "Heute ist sicher nicht alles perfekt - aber wir leben sehr begünstigt!"

Neue Ausstellung

Bereits am 18. März wird im "Museum Kirche in Franken", das zum Freilandmuseum gehört, die neue Ausstellung "Evangelische Migrationsgeschichte(n) - Zuwanderer in Franken im 17. Jahrhundert" eröffnet. Diese Schau ist eine von zehn Ausstellungen, die im Rahmen eines europäischen Ausstellungsprojektes entstanden sind, sagte Claudia Berwind, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums.

Migration sei ein Wesensmerkmal menschlicher Kulturen und kein neues Phänomen. Die Ausstellung offenbare "erstaunliche Parallelen zu Migrationsgeschichten aus der heutigen Zeit", erläuterte sie.

Zukunftsperspektive

Nach dem plötzlichen Tod der bisherigen Leiterin des "Museums Kirche in Franken", Andrea Thurnwald, im vergangenen November, steht die Zukunft des kleinen Museums zwar nicht grundsätzlich infrage - aber es wird vermutlich Veränderungen in der Organisationsstruktur geben, deutete Bezirkstagspräsident Kroder auf Anfrage an.

"Wir sind in Diskussionen mit der bayerischen evangelischen Landeskirche über die Zukunft und die Aufstellung auch in organisatorischer Hinsicht."

Details könne man aber noch nicht nennen. Es wird aber wohl auf eine "noch engere Ankopplung ans Freilandmuseum" hinauslaufen. 

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